Weltwirtschaft befindet sich auf dem Weg der Erholung

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Die Weltwirtschaft erholt sich zwar wieder etwas, doch die deutsche Wirtschaft hinkt laut dem “Global Economic Outlook” von Dun & Bradstreet hinterher. Während in anderen europäischen Ländern die Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung zunehmen, wirkt in Deutschland die Schuldenbremse als Dämpfer auf die wirtschaftliche Entwicklung. Die Zentralbanken bereiten sich auf eine Lockerung der Geldpolitik vor, was die Voraussetzungen für eine spürbare Erholung der Weltwirtschaft in der zweiten Jahreshälfte schafft.

Die Schwellenländer werden das Wachstum der Weltwirtschaft 2024 vorantreiben, müssen sich aber auf die Lockerung der Geldpolitik in den Industrieländern einstellen. Unternehmen zeigen sich zwar zunehmend optimistisch hinsichtlich der Aussichten, doch Wahlen, geopolitische Konflikte und die verzögerten Auswirkungen der straffen Geldpolitik werden die wirtschaftlichen Ergebnisse beeinflussen.

Weltwirtschaft: Vorsichtiger Optimismus bleibt bestehen

Gesundes Wachstum, insbesondere in den USA, sowie die Lockung der finanziellen Bedingungen aufgrund der Erwartung einer lockeren Geldpolitik in den USA, Großbritannien und der Eurozone haben die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen etwas verbessert.

Positive Signale in Europa

Experten sind zuversichtlich, dass das Schlimmste für die europäische Wirtschaft hinter uns liegt und erste Anzeichen eines zyklischen Wendepunkts erkennbar sind. Viele Faktoren, die das Wachstum gebremst haben – sehr hohe Energiepreise, steigende Inflation, gedämpftes Vertrauen und angespannte Finanzierungsbedingungen – lassen nach und werden sich im Jahresverlauf voraussichtlich weiter entspannen. Der zugrunde liegende Preisdruck ist zwar nach wie vor hoch, geht aber zurück.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 mit der Lockerung ihrer Geldpolitik beginnen, was den Optimismus in der Wirtschaft bereits erhöht und zu einem leichten Anstieg der Neueinstellungen geführt hat. Obwohl der Weg zur Erholung holprig sein wird, sind die Aussichten so gut wie seit Langem nicht mehr. Dies deutet darauf hin, dass sich die Volkswirtschaften insgesamt besser entwickeln als prognostiziert.

Deutschland: Schuldenbremse bremst Wachstumsaussichten

In ganz Europa wird sich das BIP-Wachstum in diesem Jahr voraussichtlich beschleunigen, wenn auch von einem relativ niedrigen Niveau aus. Es ist unwahrscheinlich, dass es in Deutschland zu einer anhaltenden Abschwächung kommt, auch wenn die Produktion im ersten Quartal leicht zurückgehen könnte, was die Wirtschaft in eine Rezession stürzen würde. Eine straffe Fiskalpolitik in Form der deutschen Schuldenbremse, die die Neuverschuldung begrenzt, wird das Wachstum bremsen. Im Vergleich zu Deutschland dürften sich die italienische, französische und spanische Wirtschaft relativ besser entwickeln.

Fortsetzung des disinflationären Trends in den USA

Im Vergleich dazu wird sich das Wirtschaftswachstum in den USA dieses Jahr wohl abschwächen, aber weiterhin schneller zunehmen als in einigen großen europäischen Volkswirtschaften. Wir prognostizieren für die USA 2024 ein Wachstum von 1,5 Prozent, verglichen mit 0,6 Prozent in Deutschland und 0,9 Prozent in Großbritannien. Frankreich dürfte um 1,2 Prozent wachsen. Die geldpolitischen Reaktionen der EZB und der US-Notenbank waren in den letzten Jahren recht ähnlich, sodass der Pfad zu niedrigeren Zinsen wohl einigermaßen vergleichbar sein wird. Das Doppelmandat der Fed – Vollbeschäftigung und niedrige Inflation – scheint zunehmend ausgewogener zu sein. Man geht davon aus, dass sich der derzeitige disinflationäre Trend in den USA fortsetzt, sodass die Fed die Zinsen später im Jahr senken kann.

Bank of England könnte als erste Zinsen senken

Die Bank of England könnte jedoch die erste sein, die die Zinsen senkt. Der Inflationspfad dürfte sich in Großbritannien kaum anders entwickeln als in den USA oder Europa. Die BoE sieht das zweite Quartal als ebenso guten Startpunkt. Laut der März-Sitzung des Monetary Policy Committee blickt die BoE zunehmend optimistisch auf die britische Wirtschaft und die Inflationsrichtung. Sie deutete zudem an, mit der politischen Lockerung nicht unbedingt bis zum Erreichen des 2-Prozent-Inflationsziels zu warten. Wir gehen davon aus, dass die USA, Europa und Großbritannien im zweiten Halbjahr ein günstigeres geldpolitisches Umfeld für Unternehmen schaffen werden. Dabei werden sie aber genau auf Anzeichen einer Rückkehr der Inflation achten.

Japan beendet Phase der Negativzinsen

Nicht alle Zentralbanken rüsten sich darauf, die Zinsen zu senken. Die Bank of Japan hat ihre achtjährige Phase negativer Zinsen beendet. Sie hob den Tagesgeldsatz von -0,1 Prozent auf einen Korridor von 0-0,1 Prozent an. Damit leitet Japan das Ende der ultra-lockeren Geldpolitik ein, die eingeführt wurde, um Inflation und Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Die bisherigen Negativzinsen haben „Zombie”-Unternehmen gestützt, die durch Nicht-Rückzahlung von Schulden überleben. Positive Nominalzinsen werden diese Unternehmen nun aber der Insolvenz näherbringen. Die Intervention der Zentralbank könnte auch zu einer höheren Volatilität des Yen führen und ausländische Investoren abschrecken.

Schwellenländer treiben Wachstum der Weltwirtschaft an

Die Schwellenländer dürften das globale Wachstum antreiben, werden aber mit den Nachwirkungen der hohen Zinsen zu kämpfen haben. Es wird wohl Unterschiede innerhalb dieser Ländergruppe geben. Getragen werden dürfte das Wachstum von asiatischen Volkswirtschaften wie Indien, Vietnam, Indonesien und China.

Wir gehen davon aus, dass das regionale Wachstum weitgehend dem des Vorjahres entsprechen wird. Auch erwarten wir, dass sich einige afrikanische Volkswirtschaften wie Südafrika in diesem Jahr besser entwickeln werden als im Vorjahr. Hier sind die Hoffnungen groß, dass das langjährige Problem der unzureichenden Energieinfrastruktur angegangen wird. Gebremst werden dürfte das Wachstum in Lateinamerika durch eine schwächere Entwicklung Brasiliens, wenngleich die lockere Geldpolitik der Zentralbank dort bereits Früchte trägt. Eng mit den USA verflochtene Volkswirtschaften dürften sich besser entwickeln als Eurozone-integrierte.

Erhöhung des Optimismus in Unternhemen

Der Dun & Bradstreet Global Business Optimism Insights Report für das zweite Quartal 2024 legt nahe, dass sich Unternehmen weltweit auf eine Trendwende vorbereiten. Es wird ein allmählicher Anstieg des Optimismus festgelegt, da sich die pessimistischsten Erwartungen an einen Abschwung nicht erfüllt haben. In unserer aktuellen Umfrage gaben die Unternehmen erstmals seit Beginn der Erhebung Anfang 2023 eine positive Einschätzung des Kostendrucks ab.

Zudem kommen die Unternehmen gut mit den relativ angespannten Finanzierungsbedingungen zurecht. Unsere Umfrage zeigte auch, dass das Vertrauen in die Lieferketten weiterhin schwach ist. Grund dafür sind hauptsächlich Umleitungen von Lieferungen aufgrund geopolitischer Ereignisse. Die meisten Unternehmen gaben an, die größten Auswirkungen der jüngsten geopolitischen Ereignisse in Form von Verzögerungen oder Stornierungen von Investitionsplänen zu spüren.

(pi)

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