eFuels als globale Schlüsseltechnologie gegen Klimawandel

Mit starken eFuel-Partnerschaften könnte Europa seine Versorgungsabhängigkeit von fossilem Öl vollständig abbauen, große Emissionsmengen einsparen und seine Chancen als Technologieführer wahrnehmen. © Unsplash

Die Resultate des eFuel-World Summit zeigen, dass eFuels viel rascher zur Begrenzung klimaschädlicher Emissionen beitragen werden als bisher angenommen. Der Wettlauf um die besten Standorte für die Produktion hat längst begonnen. Viele Entwicklungs- und Schwellenländer können davon enorm profitieren. Die EU hinkt hinterher.

Mit dem Inflation Reduction Act haben die USA eine klare Strategie vorgegeben und nehmen damit eine Vorreiterrolle ein, Kanada wird nachziehen. Durch den Stillstand in der EU und die attraktiven Anreize in Nordamerika verschiebt sich die Dynamik jenseits des Atlantiks. Europas Unternehmen müssen abwarten und regulatorische Risiken auf sich nehmen. Dr. Stephan Schwarzer, Geschäftsführer der eFuel Alliance Österreich: „Aus Klimasicht ist das Vorpreschen der USA segensreich, weil es Schwung in die Entwicklung der Wasserstofftechnologien bringt. Es kann nichts Besseres passieren, als Wasserstoff CO2-arm zu produzieren und die Kosten zu senken. Schade ist aber, dass sich Europa selbst bleierne Rucksäcke umhängt.“

Aussichten in China und Südamerika

Als starker Player wird in mittlerer Zukunft China erwartet, das einen sehr großen Heimmarkt zu versorgen hat. China setzt auf Technologieoffenheit und investiert in alle Technologien. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor werden weiterhin hergestellt, bei Stromautos soll der Verbrauch limitiert werden. Speziell bei der Senkung der Elektrolysekosten, das ist der Schlüssel für den Start der Massenproduktion der eFuels, werde China einer der Eisbrecher sein.

In Südamerika ist Europa der entscheidende Investor. Europäisches Kapital entfacht hier eine Dynamik mit Auswirkungen auf den ganzen Kontinent. Denn mit seinem Engagement bewirkt Europa, dass auch in Südamerika klimaschädliche Emissionen sinken, dazu wären die betroffenen Länder allein nicht in der Lage. Ein erheblicher Teil der Ökostromproduktion, die der eFuel-Produktion vorgelagert ist, wird ins nationale Stromnetz gespeist oder in Form von Wasserstoff der lokalen Industrie zugeführt. Führende Länder wie Chile warten auf praktikable europäische Regelungen, weil die Produkte für den EU-Markt bestimmt sind.

Australien wird eFuel-Champion

Auch Australien und der arabische Raum starten bei der Produktion von Wasserstoff und Wasserstoffderivaten durch. Die bisherige Kohlenation Australien wird künftig immer mehr Wasserstoff und Folgeprodukte in den pazifischen Raum exportieren. „E-Autos kommen für Australien wegen der Topographie und der langen Fahrtstrecken weniger in Betracht, eFuels werden dagegen eine viel bedeutendere Rolle spielen. Investoren stehen riesige Gunstlagen zur Verfügung, es besteht großes Interesse an österreichischem eFuel-Knowhow“, berichtet eFuel-Vorstandsvorsitzender Jürgen Roth von einer Handelsmission vor Ort.

Der Summit bestätigt, dass „die eFuels unter allen Großtechnologien am raschesten greifen. Kommen sie auf den Markt, wirken sie sofort, denn es gibt keine Verzögerungen wegen fehlender Ladestationen und Stromleitungen oder weil Fahrzeugflotten und Maschinenparks erst mittel- und langfristig erneuert werden“, fasst Stephan Schwarzer Stimmen des Weltgipfels zusammen.

Wie ein roter Faden zog sich beim eFuel-Summit die Kritik an der Europäischen Kommission durch, die Wasserstoff so definiert, dass viele Potenziale a priori ausscheiden. Die pragmatische US-Strategie, erst Wasserstoff als wettbewerbsfähige Energieform zu etablieren und schrittweise die restlichen CO2-Emissionen im Zusammenhang abzubauen, wird in Investorenkreisen im Vergleich zum europäischen Regulierungsperfektionismus als effektiver eingeschätzt. Nach jüngsten Schätzungen müsste sich das Tempo des Ökostromausbaus weltweit vervierfachen, damit Klimaziele erfüllt werden können.

Stephan Schwarzer: „Den USA, die einfach den Schalter umlegen, wird Leadership attestiert, während die Europäische Kommission wie ein Tausendfüßler darüber sinniert, welche Beine sie in welcher Reihenfolge bewegen möchte. Deshalb sollte die Kommission endlich ihre ‚Wenn und Aber‘ über Bord werfen, und grünes Licht für grüne Investitionen geben. Wasserstoff muss in die Gänge kommen, je schneller wir zur Massenproduktion kommen, desto besser.“

Auch Europa wird eFuels produzieren

Europa ist keineswegs als Produktionsstandort für eFuels abzuschreiben, auch wenn ein großer Teil der Wasserstoffproduktion von der Industrie angefordert wird. Die norwegischen Projekte zeigen, dass alles vorhanden ist, was gebraucht wird: riesige Potenziale (Windkraft, Wasserkraft), wettbewerbsfähige Produktionskosten, nahe Zielmärkte. Der Stromexporteur Norwegen kann eFuel-Exporteur werden, jeder Veredelungsschritt bedeutet Wertschöpfung im eigenen Land. Innerhalb der EU rechneten mehrere Vortragende des World Summits mit Spanien als führendem eFuel- und Wasserstoffproduzenten im EU-Raum.

Produktionskapazitäten werden schon vor 2030 hochgefahren

Schwarzer: „Europäische, amerikanische und arabische Investoren berichteten auf dem Summit von Projekten, die schon vor 2030 große Mengen eFuels auf den Markt bringen. Erste Projektabschnitte werden bis 2024 realisiert, in den Folgejahren werden die Volumina verdoppelt bis verzehnfacht. Gleichzeitig wird sich aber auch die Anzahl der Projektstandorte vervielfachen.“

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