Deloitte Leadership Survey 2022: Fehlende strategische Nachfolgeplanung in Unternehmen

Mag. Gudrun Heidenreich-Pérez ist Director bei Deloitte Consulting in Wien. Sie begleitet sie Besetzungsentscheidungen auf Führungsebene, unterstützt bei der Identifikation von High-Potentials, und berät im Bereich der Nachfolge- und Development-Planung.© Deloitte/feelimage

Die Pensionierungswelle verübt zeitlichen und organisatorischen Druck auf die österreichische Wirtschaft. Mangelnde Arbeitskräfte erhöhen diesen zusätzlich und erschweren die Neubesetzung von Führungspositionen. Eine Studie von Deloitte zeigt, dass sich Unternehmen nicht angemessen auf den demographischen Wandel vorbereitet fühlen sowie in Sachen Nachfolgemanagement unzureichend aufgestellt sind. Nur die Hälfte verfolgt eine klare Strategie bei der Nachbesetzung von Führungspositionen.

„60 % der befragten Unternehmen sehen sich mit einer stark zunehmenden Zahl an Pensionierungen konfrontiert“, betont Gudrun Heidenreich-Pérez, Expertin im Bereich Leadership Services bei Deloitte Österreich. „Über drei Viertel geben an, dass bis zu 25 % ihrer Führungskräfte in den kommenden fünf Jahren in den Ruhestand gehen werden.“

Umso überraschender ist es, dass sich viele Betriebe noch nicht intensiver mit der Nachbesetzung leitender Funktionen auseinandergesetzt haben. „Nur jedes zweite Unternehmen verfügt über eine strategische Nachfolgeplanung. Das ist ein ernstzunehmendes Versäumnis, denn fehlendes Nachfolgemanagement birgt große Risiken für die gesamte Organisation in sich“, so Deloitte Director Heidenreich-Pérez.

Frauenanteil in den Führungsetagen ist gering

Handlungsbedarf gibt es auch beim Thema Chancengleichheit. Zwar gewinnt das Thema in den Unternehmen insgesamt an Bedeutung, bei der Besetzung von Top-Positionen ist der Frauenanteil aber nach wie vor gering und liegt in vielen Betrieben nicht über 25 %.

Um das zu ändern, wird im Such- und Auswahlprozess verstärkt auf die Sensibilisierung hinsichtlich der Effekte unbewusster Denkmuster (43 %), eine frauenfördernde Ansprache (36 %) sowie auf den Einsatz strukturierter Verfahren und Methoden zur Steigerung der Objektivität (34 %) gesetzt. Fast ein Drittel der befragten Betriebe hat jedoch noch keine entsprechenden Maßnahmen eingeleitet.

Die Ansprüche an Führungskräfte steigen

Die Führungskräfte sind in diesen Tagen mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Zur Bewältigung der drängenden Aufgaben sind vor allem veränderungsbereite (76 %) und vertrauensfähige (74 %) Persönlichkeiten gefragt. Aber auch Kooperationsfähigkeit und soziale Flexibilität (67 %) sowie emotionale Intelligenz und Resilienz (61 %) gelten als sehr wichtige Eigenschaften. Risikobereitschaft wird hingegen bei Führungskräften nur mehr von 6 % der Befragten geschätzt.

Bei den Kompetenzen haben die Umfrageteilnehmer ebenfalls klare Vorstellungen: Fast drei Viertel suchen Führungskräfte, die es verstehen, Sinn und Richtung zu vermitteln. Damit will man vor allem die Erwartungen der jungen Generation erfüllen. Hohe Bedeutung wird auch der Fähigkeit zum Treffen unternehmerischer Entscheidungen beigemessen (61 %).

Die richtige Besetzung gestaltet sich herausfordernd

Die Rekrutierung geeigneter Führungspersonen ist alles andere als leicht: Zwei Drittel der befragten Unternehmen sehen bei der Besetzung von Top-Positionen das Suchen und Finden geeigneter Kandidaten als zentrale Herausforderung. Aber auch im Zuge des Auswahl-Prozesses erweist sich die Beurteilung der zwischenmenschlichen Fähigkeiten (42 %) und der Veränderungsbereitschaft (32 %) der Kandidaten sowie die Sicherstellung von Diversität (32 %) als fordernd.

„Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sollten Unternehmen jetzt alles daransetzen, die richtigen Potenzialträger für die Zukunft zu identifizieren. Denn schlussendlich werden diese Personen maßgeblich zum weiteren Unternehmenserfolg beitragen“, erklärt Gudrun Heidenreich-Pérez abschließend.

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