WIFO: Wirtschaft wuchs bei starker Industriekonjunktur

Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO). © Alexander Müller

Gemäß der aktuellen Schnellschätzung des WIFO stieg die österreichische Wirtschaftsleistung im 1. Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal um 2,5 Prozent. Neben Zuwächsen in Dienstleistungsbereichen trug die positive Entwicklung in Industrie und Bauwesen das Wachstum. Auf der Nachfrageseite verzeichneten sowohl der Außenhandel als auch die Investitionen eine positive Dynamik. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte stagnierten.

Gemäß ersten Berechnungen stieg das BIP im 1. Quartal 2022 um 2,5 Prozent gegenüber der Vorperiode (Kennzahl laut Eurostat-Vorgabe). Im Jahresvergleich bedeutet dies einen deutlichen Anstieg um 8,7 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2021, wo einschränkende Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie (dritter Lockdown) die Wirtschaft belastet hatten. Auch im Vorquartalsvergleich sind nach der Aufhebung von Maßnahmen (vierter Lockdown im 4. Quartal 2021) Wertschöpfungszuwächse im Bereich von Dienstleistungsbereichen erkennbar, wenngleich in geringem Maße.

Positive Impulse kamen im 1. Quartal 2022 vor allem von der starken Industrie- und Baukonjunktur. Die Wertschöpfung in der Industrie (ÖNACE 2008, Abschnitte B bis E) stieg im 1. Quartal um 4,0 Prozent (4. Quartal 2021 -0,3 Prozent), in der Bauwirtschaft um 2,6 Prozent (4. Quartal 2021 -1,9 Prozent). Gemäß den ersten Daten zeigen sich hier noch wenig dämpfende Effekte durch den Krieg in der Ukraine, wenngleich die Unsicherheit der Unternehmen hinsichtlich der weiteren Entwicklung hoch ist.

Wertschöpfung steigt im konsumnahen Dienstleistungsbereich

Auch in konsumnahen Dienstleistungsbereichen erhöhte sich die Wertschöpfung. Im Bereich Handel, Beherbergung, Gastronomie und Verkehr stieg sie um 3,1 Prozent (4. Quartal 2021 ‑5,2 Prozent); bei den sonstigen Dienstleistungen, welche persönliche Dienstleistungen, Kunst, Unterhaltung und Erholung beinhalten, betrug der Zuwachs der Wertschöpfung im Quartalsabstand 9,7 Prozent (4. Quartal 2021 ‑8,8 Prozent). Gestützt wurde die Wertschöpfungsentwicklung auch weiterhin von den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen sowie der Öffentlichen Verwaltung.

Die Konsumnachfrage der privaten Haushalte (einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck) stagnierte im 1. Quartal 2022. Auch der öffentliche Konsum wurde nach drei von Zuwächsen geprägten Quartalen aktuell nicht mehr ausweitet.

Die außenwirtschaftliche Dynamik verlief im 1. Quartal positiv. Insgesamt stiegen die Exporte um 4,1 Prozent, die Importe um 5,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die Investitionsnachfrage entwickelte sich ebenfalls expansiv, die Bruttoanlageinvestitionen stiegen im Vorquartalsvergleich um 4,2 Prozent.

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