Wahl der besten Kommunikationsprofis: Die Gewinner können Krise

Den Job als Unternehmenssprecher gut zu machen, scheint bei gutem Wind und freundlichen Themen am besten möglich. Ist aber langweilig, meinten Journalistinnen und Journalisten des Landes. Qualität erkennt man, wenn’s richtig schwierig ist. Bei Schönwetter können viele gut sein.

Die besten Unternehmenssprecher Österreichs kürte das Magazin Journalist:in kürzlich unter Beteiligung einer (unbekannten) Auswahl österreichischer Journalistinnen und Journalisten. Es finden sich interessanterweise jene Persönlichkeiten in den Top Platzierungen ihrer Branche wieder, die unleugbar herbe Krisenkommunikation zu stemmen hatten. In – für das eigene Unternehmen – extrem schwierigen Zeiten auch immer noch professionell, respektvoll und sachlich korrekt zu kommunizieren, ist die eigentliche Spitzenqualität.

Kommunikationsprofis haben heute mit veritablen Krisen, aber auch immer häufiger mit künstlich aufgebauschten und skandalisierten Themen zu tun, die sich Wochen oder Monate später oft als entweder völlig übertrieben oder sogar als gänzlich falsch herausstellen. Dennoch müssen sie täglich damit umgehen – und betreiben unermüdlich neben der Kommunikationsaufgabe auch noch Unfug-Abwehr.

Auf den vorderen Plätzen ihrer Branche finden wir deshalb Kommunikationsprofis mit besonders schwierigen Kommunikationsaufgaben im fast abgelaufenen Jahr: Gabi Zornig und Peter Thier (ÖBB, Platz 1 gesamt), Astrid Salmhofer, Lisa Grohs und Alexander Hoor (Wien Energie, gesamt Platz 3 und Platz 1 Energie – bemerkenswert, nicht wahr?), sowie Gabriela Maria Straka (Brau Union, 1. Platz Markenartikler), die unbeirrt professionell kommunizierte, auch wenn der bei Nachhaltigkeit und CO₂ Reduktion zweifellos beispielgebende Konzern nicht etwa wegen fehlender Initiativen, sondern wegen einer Werbeaussage geklagt wird. Renée Gallo-Daniel und Sabine Sommer (Pfizer) belegten Platz 1 Pharma – die außergewöhnliche Herausforderung ist auch hier offensichtlich. Zugegeben schwierige Bedingungen fanden die Teams der Wiener Linien mit Arbeitskräftemangel vor, oder das Kommunikationsteam der Austrian Airlines (mit einem Green-Washing Urteil). Die Teams der Wiener Linien und der AUA kommen für ihre Leistung bei den Transportunternehmen in die Top 5.

Die Liste der Top 100 ist gleichzeitig auch eine Anerkennung für alle Gelisteten. Wir gratulieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ansprüche an professionelle Kommunikationsarbeit weiter steigen werden. In einer Welt übereinander gelagerter Krisen und im dynamischen Wandel hat eine Gesellschaft genug damit zu tun, die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen. Sinnlose Skandalisierung kombiniert schlecht mit einer Gesellschaft, die nur zu einem geringen Anteil gelernt hat, kultiviert zu diskutieren. Ja, das ist eine Kritik. Ein Blick in die (sozialen) Medien verrät, dass eine Gesellschaft des 21. Jahrhunderts, die vermeint, gereift und gebildet zu sein, genau diesbezüglich einen jämmerlichen Gesamteindruck bietet. Alle Manieren und gesellschaftliche Grundkultur scheinen vergessen, sobald eine Meinung gegenteilig zur eigenen erspäht wird. Bemerkenswert häufig trollen User sogar unter Klarnamen. Das gebotene Bild ist in jeder Hinsicht inakzeptabel. Dennoch müssen sich Kommunikationsteams täglich damit herumschlagen.

Zuletzt stellt sich noch die Frage, weshalb es bei xBN keine Kommentarfunktion gibt. Deshalb.


Fotos: v.l.n.r. oben: Peter Thier, ÖBB (Foto: Marek Knopp), Gabi Zornig, ÖBB (Foto: Andreas Scheiblecker), Astrid Salmhofer, Wien Energie (Foto: Wien Energie), Lisa Grohs, Wien Energie (Foto: Wien Energie/Ian Ehm). Unten: Alexander Hoor, Wien Energie (Foto: Wien Energie/Martina Draper), Gabriela Maria Straka, Brau Union Österreich (Foto: Brau Union), Renée Gallo-Daniel, Pfizer (Foto: Pfizer/Chris Saupper), Sabine Sommer, Pfizer (Foto: Pfizer/Katharina Schiffl).

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