Nationale Datenstrategie für Österreich

Der Data Governance Act der EU verlangt Maßnahmen in Politik und Verwaltung, die die Mitgliedstaaten bis September 2023 umsetzen müssen. © Unsplash

Die Voraussetzungen für eine effektive Nutzung digitaler Daten der öffentlichen Hand und Verwaltung müssen jetzt geschaffen werden, um die Weiterentwicklung der Funktionalitäten des öffentlichen Datenökosystems zu festigen. Der RFTE (Rat für Forschung und Technologieentwicklung) empfiehlt drei wesentliche Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels: die politische Priorisierung einer nationalen Datenstrategie, die Entwicklung einer umfassenden Dateninfrastruktur und die Förderung einer positiv konnotierten Wahrnehmung des Themas Daten in der breiten Öffentlichkeit.

In Österreich sind Datenanalysen auf Basis unterschiedlicher Quellen der öffentlichen Hand und Verwaltung nur in begrenztem Umfang durchführbar. Wenn diese Daten aber für Forschung und Wissenschaft nutzbar gemacht werden, werde enormes Potenzial freigesetzt, erläutert Ratsvorsitzende Sylvia Schwaag Serger. “Komplexe Herausforderungen benötigen komplexe Analysen, um die Grundlage für evidenzbasierte, effektive Entscheidungen zu schaffen. Ob in der Gesundheits- und Energieversorgung, im Bildungswesen, am Arbeitsmarkt, in der öffentlichen Verwaltung oder in der Forschungsförderung – die richtige Nutzung von Daten befähigt uns, gegenwärtige und künftige Herausforderungen zu meistern und die Zukunft zu gestalten.“

Darüber hinaus verlangt der Data Governance Act der EU eine Reihe von Maßnahmen in Politik und Verwaltung, die die Mitgliedstaaten bis September 2023 umsetzen müssen. „Es ist also von großer Dringlichkeit, die Entwicklung einer nationalen Datenstrategie auf Ebene der Bundesregierung koordiniert voranzutreiben“, urgiert Helga Nowotny.

‚Datenlandkarte‘ und Data Stewards für effektive Datennutzung

Um die stetig wachsende Ressource Daten strategisch und effektiv nutzen zu können, bedarf es aber einer umfassenden Dateninfrastruktur und qualifizierter Experten an neuralgischen Punkten der öffentlichen Verwaltung. Denn bisher stehen Daten der Bundesverwaltung, Behörden, von Sozialversicherungsträgern und Interessenvertretungen für wissenschaftliche Analysen nur begrenzt zur Verfügung – es fehlen die notwendigen Schnittstellen, die eine Verknüpfung der Datenquellen ermöglichen, und ein leichterer Zugang.

Der RFTE empfiehlt daher die Entwicklung einer ‚Datenlandkarte‘, um bereits bestehende Ressourcen optimal nutzen und die dynamische Erweiterung der österreichischen Dateninfrastruktur unterstützen zu können. Data Stewards sollen zudem die Einhaltung von Standards gewährleisten und als erste Anlaufstelle für diejenigen fungieren, die eine Weiterverwendung von Daten im Besitz der öffentlichen Hand beabsichtigen.

Daten und ihre Nutzung müssen positiv konnotiert werden

Damit die Ziele einer nationalen Datenstrategie erreicht werden können, ist es aber auch notwendig, durch eine begleitende Kommunikationsstrategie dem Thema Daten und ihrer Nutzung in der öffentlichen Wahrnehmung eine positive Konnotation zu geben. Denn der öffentliche Diskurs ist im Allgemeinen stark auf negative Phänomene wie Missbrauch und Sicherheitslücken fokussiert, wesentlich weniger auf die positiven Potenziale und Chancen. Um dem gegenzusteuern, müssen spezifische Ängste von Dateninhabern adressiert sowie Best Practices und Erfolgsgeschichten sichtbar gemacht werden. Vor dem Hintergrund großer – auch sozialer – Umwälzungen durch die digitale und grüne Transformation muss ein breites Bewusstsein dafür entstehen, dass hochqualitative Daten ein unverzichtbarer Schlüssel für die Bewältigung dieser Herausforderungen sind. „Wenn wir von den Gefahren der Datennutzung sprechen, müssen wir also auch darüber sprechen, welche Gefahren entstehen, wenn wir Daten nicht nutzen“, warnt Helga Nowotny.

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