In den letzten Monaten sind die Inflationsraten weltweit stark angestiegen. Auch in Österreich ist die Entwicklung einschneidend: Nach einem deutlichen Sprung der Inflation auf 2,8 Prozent in 2021 stieg sie im Juli auf 9,2 Prozent – das ist der höchste Stand seit 1975. Die Zentralbanken weltweit versuchen, mit zum Teil starken Zinserhöhungen gegenzusteuern – zuletzt hat sich die EZB mit ihrer Leitzinsanhebung um 0,5 Prozent von Negativzinsen verabschiedet.
Das Gefühl von Bedrohung ist bei Anlegern groß, wie das Finanzbarometer 2022, eine aktuelle Umfrage von J.P. Morgan Asset Management unter rund 1.000 Frauen und Männern in Österreich, zeigt. Viele der Befragten sind stark verunsichert und sorgen sich um ihre Ersparnisse. Ein gutes Signal ist aus Sicht von Markus Sevcik, Senior Client Advisor bei J.P. Morgan Asset Management in Wien, dass fast die Hälfte der Befragten Kapitalmarktinvestments wie Aktien, Investmentfonds oder ETFS als beste Lösung ansehen, um die Inflation auszugleichen. “Eine breite, langfristig orientierte und renditefokussierte Streuung innerhalb des Portfolios ist eine gute Strategie, der Inflation Investitionen in die Realwirtschaft entgegenzusetzen, statt der schleichenden Enteignung der Sparanlagen tatenlos zuzusehen”, betont der Experte.
Inflationsraten sorgen für mehr Ängste als Marktschwankungen
Mit Blick auf ihre Ersparnisse geben aktuell 60 Prozent der Befragten als größte Sorge an, dass ihr Vermögen durch die Inflation schleichend entwertet wird. Interessanterweise wurde die Bedrohung durch die Inflation von den Österreichern bereits im letzten Jahr, als die Inflation noch vergleichsweise niedrig war, als hoch empfunden: Bei der Befragungen 2021 stellte die Inflation mit 54 Prozent der Nennungen auch schon die größte Sorge für mehr als die Hälfte der Menschen in Österreich dar. “Das mag daran gelegen haben, dass die Inflation 2021 erstmals seit zehn Jahren wieder angestiegen ist”, so Markus Sevcik.
Dass sich das Ersparte wegen der Niedrigzinsen nicht vermehrt, empfinden aktuell nur noch 26 Prozent als größte Sorge – im Jahr zuvor gaben dies noch 29 Prozent der Befragten an. Interessanterweise gehen die Sorgen um Marktschwankungen, die häufig von Sparern als Hinderungsgrund angegeben werden, wenn es darum geht sich an Kapitalmarktinvestments heranzuwagen, sukzessive zurück. War die Volatilität im letzten Jahr für 17 Prozent der Österreicher ein Grund zur Sorge, ging dieser Anteil auf aktuell 14 Prozent zurück. “Die Inflation ist ganz klar das Thema Nummer eins, das die Menschen derzeit bewegt – persönlich, aber auch im Hinblick auf ihre Ersparnisse. Diese Ängste gilt es ernst zu nehmen und zu adressieren – sei es im direkten Beratungsgespräch oder auch bei Produkt- und Marktinformationen”, betont Markus Sevcik.
Unsicherheit ist groß – Anleger handeln mit Vorsicht
Doch nicht nur Ängste sind groß, sondern auch die Unsicherheit, was die aktuelle Situation für die Anlagestrategie bedeutet. Mit 32 Prozent gab knapp ein Drittel der Befragten an, keine Lösung zu haben, wie nun zu verfahren sei. Doch deuten die Umfrageergebnisse nicht darauf hin, dass panikartige Reaktionen die Folge sind: 36 Prozent der Österreicher haben an ihrer Anlagestrategie bis dato nichts verändert und investieren in gleichem Maße weiter, 21 Prozent legen allerdings weniger an, und immerhin 18 Prozent sparen nach eigenen Angaben sogar mehr.
Mit 17 Prozent wollen sich fast ebenso viele nun dem Kapitalmarkt zuwenden und investieren lieber, statt zu sparen. Während 15 Prozent ihr Geld lieber für Konsum nutzen, statt zu sparen, verzichten sogar 8 Prozent auf Konsum, um weiter ihre Spar- bzw. Anlagequote aufrechterhalten zu können.”Die gute Nachricht ist, dass die Anleger angesichts der hohen Inflation nicht in hektische Betriebsamkeit verfallen. Es ist sicherlich nachvollziehbar, wenn Sparbeiträge aktuell reduziert werden, um gestiegene Lebenshaltungskosten zu kompensieren. Doch grundsätzlich sollte gerade das regelmäßige Investieren am Kapitalmarkt aufrechterhalten werden, um mittel- bis langfristig die Chance zu nutzen, hohe Inflationsraten durch Rendite auszugleichen”, erklärt Markus Sevcik. (pi)