Bargeldloses Bezahlen als Geschäftsmodell

Fast die Hälfte der Österreicher bezahlt lieber mit Bargeld als bargeldlos. ©Pixabay

Bargeldloses Bezahlen geht mit zahlreichen Gebühren einher, die des Öfteren nicht bedacht werden. Ein sicherer Umgang mit Bargeld und Kreditkarte ist notwendig.

Bargeldloses Bezahlen ist heutzutage nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Dennoch bezahlen noch immer 44 Prozent der österreichischen Bevölkerung mit Bargeld, um Gebühren zu vermeiden. Laut einer aktuellen Studie ist die Bezhalweise der Österreicher von der finanziellen Stabilität abhängig. Eine aktuelle einer Studie zur Motivlage Bargeld 2023 liefert die genauen Details.

Bargeldloses Bezahlen ist eine Geschäftsform

Kontaktloses Bezahlen mittels Karte ist für Personen in finanziell schwieriger Situation oft nicht leistbar. Währenddessen nutzen Personen in gut situierter Lage seltener Bargeld als Personen in finanziell eher angespannten Lebensumständen.
Dr. Matthias Schroth, LL.M., Direktor der Hauptabteilung Bargeld, Beteiligungen und Interne Dienste der Oesterreichischen Nationalbank betont: “Bargeld ist die einzige Bezahlform, bei der es rein nur um das Bezahlen an sich geht. Alle anderen Formen sind Geschäftsmodelle. Daher fallen dort naturgemäß Gebühren an, man muss sich Allgemeinen Geschäftsbedingungen eines Dritten unterwerfen und es stellt sich dabei natürlich auch die Frage der Datensicherheit. Bei bestimmten Bezahlformen, wie zB bei der Kreditkarte, verbinden sich somit die Kosten für den bloßen Bezahlvorgang mit anderen Kosten des Geschäftsmodells, wie Versicherungspakete, Lounge-Zugang am Flughafen und vieles mehr. So angenehm diese Aspekte auf den ersten Blick sein mögen, so erhöhen sie die Kosten beim Bezahlvorgang beträchtlich. Diese Kosten müssen dann teilweise von allen getragen werden; auch von jenen, die zB aufgrund eines zu geringen Einkommens gar keine Kreditkarte bekommen bzw auch wollen.“

Umgang mit Bargeld besser lernen

Lebenskünstler zahlen lieber bargeldlos und tragen kaum Bargeld bei sich. Diese konsumorientierte Gruppe (jung und urban, mit noch geringem Einkommen) hat wenig Überblick über die eigenen Finanzen. Und ist durch die Nutzung von Ratenzahlung sowie bargeldlosen Zahlungsmitteln schuldenanfällig, macht sich darüber aber keine großen Gedanken

Mag. Gerhard Starsich, Generaldirektor der Münze Österreich AG erklärt „In einer idealen Welt existieren viele Instrumente nebeneinander und der mündige Bürger weiß damit umzugehen, ohne sich zu verschulden. Anbieter gehen sorgsam mit den Daten der Konsumenten um und jeder darf situativ frei das aktuell für ihn beste Angebot wählen. Ich frage Sie aber: Leben wir in einer idealen Welt?”

Drei Viertel der Österreicher sind der Meinung, dass Kinder den Umgang mit Bargeld besser lernen. Ein Viertel der Eltern spricht mit ihren Kindern nicht über Geld. Auch Schulen tragen nur wenig dazu bei, dass Schüler den Umgang mit Geld erlernen. Weiters bekommen 41 Prozent kein Taschengeld von den Eltern. Starsich betont: “21,8 Prozent der Klienten der Schuldenberatung sind 30 Jahre oder jünger, Tendenz steigend. 41 Prozent der Kinder bekommen kein Taschengeld und haben damit nicht die Chance, mit ihrem eigenen Geld haushalten zu lernen.

Bargeld als einziges gesetzliches Zahlungsmittel

Schroth beleuchtet weiter auch den rechtlichen Status von Bargeld: „Bargeld ist aus europarechtlicher wie auch nationaler Sicht zwar das einzige gesetzliche Zahlungsmittel; eine klare, allgemein anerkannte und jederzeit durchsetzbare Annahmeverpflichtung besteht jedoch nicht, weshalb gesetzliche Klarstellungen wünschenswert sind, um den Bürgern – freilich mit entsprechenden Ausnahmen zB aus Sicherheitsgründen und im online-Bereich – eine jederzeitige Bezahlung mit Bargeld garantieren zu können. 

Unternehmen wollen sich keine zusätzlichen Kostentreiber leisten

Starsich machte auf die gemeinsamen Interessen von Konsumenten und Wirtschaft aufmerksam: „Auch im Sinne der österreichischen Wirtschaft ist die Aufrechterhaltung einer gut ausgestatteten Bargeldinfrastruktur wesentlich. Zwei Drittel der Konsumenten wissen, dass digitale Bezahlmethoden Geld kosten und die Interessen der Betreiber klein- und mittelständischer Unternehmen decken sich an diesem Punkt: Beide können oder wollen sich keine zusätzlichen Kostentreiber leisten.

(pi)

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