Lehren aus einem öffentlichen Fall zu Nutzungsbedingungen und KI: Die Zoom-Debatte

Das jüngste Aufsehen um Zooms geänderte Geschäftsbedingungen zeigt, wie zentral die Frage des sensiblen Umgangs mit Nutzerdaten auch im Zusammenhang mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) ist. Die jüngsten Ereignisse zeigten, wie schnell öffentliche Empörung entstehen kann, wenn Unternehmen intransparente oder grenzwertige bis inakzeptable Nutzungsbedingungen einführen. Am 7. August 2023 veröffentlichte Zoom zwei Paragraphen in Abschnitt 10.2 seiner Nutzungsbedingungen, die den Zugriff auf und die Verwendung von Nutzerinhalten für KI-Training erlaubten. Diese Änderungen wurden von vielen als inakzeptabler Zugriff auf Daten der Privatsphäre und die geistigen Eigentumsrechte der Nutzer empfunden. Nach nur einem Tag und nach einem Sturm der Entrüstung, reagierte Zoom und passte seine Nutzungsbedingungen erneut an.

Worum ging es in den fraglichen Paragraphen? Sie erlaubten Zoom für das Training von KI-Modellen den Zugriff, die Nutzung und Verarbeitung von Inhalten, die während Meetings ihrer Nutzer geteilt wurden. Nutzer und die Öffentlichkeit fühlten sich dadurch in ihrer Privatsphäre verletzt und sahen ihre geistigen Eigentumsrechte gefährdet. Besonders ironisch war, dass Zoom zur gleichen Zeit Mitarbeiter drängte, wieder ins Büro zurückzukehren – als ein Anbieter von Videokonferenzen ein bemerkenswerter Vorgang.

Das Beispiel Zoom verdeutlicht die zentrale Bedeutung von Transparenz und Respekt im Umgang mit Trainingsdaten und Nutzerdaten – und im Zweifel sind die Interessen der Nutzer höher zu werten um die Abwanderung von Nutzern zu anderen Anbietern zu verhindern.

Die Reaktion von Zoom auf die öffentliche Empörung war bemerkenswert. Das Unternehmen reagierte auf den öffentlichen Aufschrei und letztlich auch auf die angekündigten Vertragsstornos und passte seine Nutzungsbedingungen binnen Tagesfrist wieder an. In einer Aktualisierung der Nutzungsbedingungen vom 8. August 2023 erklärte Zoom, dass es Audio-, Video- oder Chat-Inhalte von Kunden nicht ohne Zustimmung für das Training von KI-Modellen verwenden würde.

Diese Vorfälle zeigen auch die wachsende Rolle von KI in der Geschäftswelt auf. Unternehmen setzen zunehmend auf KI, um ihre Dienstleistungen zu verbessern und wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch Technologie bringt immer auch ethische und rechtliche Fragen mit sich, die sorgfältig abzuwägen sind. Der Vorfall mit Zoom verdeutlichte, dass Unternehmen, die KI in ihren Produkten einsetzen, Nutzern und der Öffentlichkeit mehr Verantwortung und Transparenz schulden als das vielleicht bisher mit Legacy Technologie der Fall war.

Insgesamt lieferte der bemerkenswerte Zoom-Case wichtige Lektionen zur Gestaltung von Nutzungsbedingungen. Transparenz, Datenschutz und der Schutz geistigen Eigentums gehören bei der Entwicklung und Implementierung von KI-Systemen sicherlich zu den zentralen Aspekten erhöhter Aufmerksamkeit und Vorsicht. International sind dazu auch bereits einige Gerichtsverfahren anhängig, deren Ausgang auf aktuell bestehende Nutzungsbedingungen Auswirkungen haben wird. Oft beschworen als Grundlage geschäftlichen Erfolgs sind freilich die Qualität des Produktes selbst, und des Service. Nicht zu unterschätzen, wie dieser Fall zeigte, sind aber auch Nutzungsbedingungen und damit gewonnenes oder verspieltes Vertrauen.


Zoom ToS bis 7. August: https://web.archive.org/web/20230806161510/https://explore.zoom.us/en/terms/
Zoom ToS am 7. August: https://web.archive.org/web/20230807065238/https://explore.zoom.us/en/terms/
Zoom ToS am 8. August bis heute: “Notwithstanding the above, Zoom will not use audio, video or chat Customer Content to train our artificial intelligence models without your consent.”

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