Employer Branding auf neuen Wegen

Wenn der Arbeitsmarkt nicht genügend Bewerbungen generiert und klassische Medien nicht der Ort sind, wo die Zielgruppe für die ausgeschriebenen Jobs erreicht werden kann, dann gehen wir doch dorthin, wo unsere Zielgruppe ist. Klassische Schaltung beispielsweise in sozialen Medien kann beim Scrollen aber leicht übersehen werden – also sind neue Ideen gefragt. Influencer-Kampagnen? Nach einem einzelnen Posting sind die Inhalte aber auch schnell aus den Augen, aus dem Sinn. Wir haben deshalb recherchiert und ein paar neue, kreative Ideen zusammengetragen, die wir zugegeben bei Profis der Schaltung gefunden haben, bei der RTL-Vermarktungstochter IP Österreich. Und wir haben einiges gelernt und für Sie zur Orientierung gleich die Kosten mit abgefragt.

Live Recruiting Event

Stellen Sie sich vor, passende Influencerinnen oder Influencer weisen auf ein Live Recruiting hin, das dann als Livestream in den sozialen Medien und/oder auf Ihrer Webseite gesendet wird? Livestreams entsprechen den Medienkonsum-Gewohnheiten im Zeitalter von Home Office und Social Media. Die Ansprache erfolgt nicht über klassische Werbeformen, sondern über Personen, die bereits Vertrauen, Interesse und Aufmerksamkeit (!) der Zielgruppe genießen. Der Hinweis auf den Livestream erfolgt kurz vor dem Live Event, weil kaum mehr längerfristig Termine vorgemerkt werden. Während des Livestreams (auf Social Media und über die eigene Homepage) wird das Unternehmen auf zielgruppengerechte Weise mit Moderation durch den Influencer oder die Influencerin vorgestellt, und es besteht Gelegenheit zur ausführlichen Beschreibung der Jobs, zur Live-Interaktion und Beantwortung von Fragen – und sogar zum Live Bewerben. Auf Rückfrage bei der IP Österreich konnten wir in Erfahrung bringen, dass ein solches Event schon ab € 15.000 zu haben ist – für Employer Branding doch ein sehr überschaubares Investment.

Was ist ein Business Tipp Trailer?

Für die Wahrnehmung als Unternehmen, das Menschen unterstützt und wertschätzt, können Werte natürlich direkt formuliert und beworben werden – oder sie werden gleich in die Praxis umgesetzt und am Tun abgelesen. Statt „Bewerben Sie sich jetzt!“ geben Unternehmen einen Bewerbungstipp. Natürlich kann ein solcher Tipp auch dafür verwendet werden, sich bei der Konkurrenz zu bewerben. Tatsächlich wird damit aber einerseits ein Wert schon sympathisch in die Tat umgesetzt und andererseits das sogenannte Gegenseitigkeitsprinzip angesprochen: Wir Menschen neigen dazu, jenen, die uns etwas geben, etwas zurückgeben zu wollen. Ein positiver Einstieg ist damit geschafft. Ein solcher Tipp Trailer kann auf ausgewählten TV-Sendern des IP Portfolios, wie RTL, VOX, RTLZWEI, ntv, SKY, SPORT1, R9 – um nur ein paar zu nennen – ausgestrahlt werden. Hier liegen wir preislich bereits ab € 2.500 für die Produktion des Trailers. „Der Bewerbungstipp der Woche wurde Ihnen präsentiert von …”. Der fertige Trailer kann zusätzlich auch in den sozialen Medien gepostet werden.

Influencer Marketing und die Recruitment Tour

Wie ist der Arbeitsalltag in Ihrem Unternehmen? Wie sieht es in den Büros oder in der Produktion aus? Welche Menschen arbeiten da? Finden wir das am besten gemeinsam heraus – indem eine Influencerin oder ein Influencer der anvisierten Zielgruppe auf Einladung einen Tag im Unternehmen verbringt, herumgeführt wird, mit verschiedenen Personen spricht, Fragen stellt – oder sogar tatsächlich für einen Tag in die konkrete Rolle schlüpft und mitarbeitet (das nennt sich Jobswap haben wir erfahren). Eine solche Recruitment-Tour kann auch über ein bestimmtes Berufsbild aufklären, für das rekrutiert werden soll. „Was macht eigentlich ein Elektriker oder eine Elektrikerin den ganzen Tag? Reparieren die nur Sachen? Nein? Da werden auch neue Gebäude ausgestattet oder etwa interessante Bauprojekte mitgestaltet.“ Unser Influencer oder die Influencerin lernt stellvertretend für die Zielgruppe vor Ort etwas über die ausgeschriebenen Jobs und schlüpft für einen Tag in die Rolle, als würde er oder sie den Job gerade anfangen. So erhalten potenzielle neue Mitarbeitende für das Unternehmen durch die Influencerin oder den Influencer einen authentischen Einblick in die Welt ihres möglichen zukünftigen Arbeitgebers.

Influencer Spots wildern außerhalb von Social Media

Zielgruppen erkennen ihre Influencerinnen und Influencer auch außerhalb von Social Media – also etwa bei einem Spot auf einer digitalen Out-of-Home Werbefläche beispielsweise bei der Bushaltestelle, am Bahnhof oder in der U-Bahn.

Die Instagram Story im Digital Out-of-Home. Foto: IP Österreich.

Stories etwa von Instagram oder Facebook, aber auch Reels von ebenda, Shorts von YouTube, können auf diese Weise noch größere Reichweiten erzielen, indem sie zusätzlich mit DOOH (Digital Out-of-Home), TV oder anderen online Medien wie beispielsweise auf dem Streamingdienst RTL+ verbreitet werden. Am besten eignen sich bei DOOH jene Plätze, an denen wir die Zielgruppe am ehesten antreffen: etwa in der Nähe von Schulen, Freizeiteinrichtungen, am Bahnhof, im Einkaufszentrum.

Was ist HbbTV? Wie funktioniert Geo-Targeting mit Adressable TV?

HbbTV steht für „hybrid broadcast broadband TV“. Das ist eine Plattform auf SmartTVs, auf der Internet und TV miteinander verknüpft sind.

Diese Funktion lässt es zu, spezifischen Content sehr zielgerichtet auszuspielen und das sogar regional sehr differenziert, also etwa nur für eine bestimmte Anzahl an Postleitzahlen. Damit kann die Treffsicherheit stark erhöht werden. Das von den sozialen Medien bekannte Geo-Targeting ist damit auch im Bereich von TV umgesetzt.

Beispiel für ein Jobquiz. Foto: IP Österreich.

Der Streuverlust, der mit TV-Werbung oft assoziiert wird, kann damit vermieden werden. Der Mitteleinsatz wird somit sehr überschaubar und gelingt regional sehr gezielt.

Die Microsite

Mit HbbTV sind auch Microsites umsetzbar, die während eines laufenden TV-Programms angeklickt und angesehen werden können – und mit denen auch interagiert werden kann wie im Beispiel in unserer Abbildung mit einem Job-Quiz. Gleichzeitig wird das TV-Programm nicht unterbrochen, sondern läuft parallel weiter.

Banner im TV – regional ausgespielt

Nach dem Umschaltvorgang zum nächsten Sender sehen in ausgewählten Regionen Zuseherinnen und Zuseher einen (animierbaren) Banner, der auch angeklickt werden kann. Während des laufenden Programms kann auch so regional Employer Branding und Recruiting direkt zur passenden Zielgruppe geschaltet werden.

Wir werden Influencer und ziehen ins Creator Haus!

Das Creator Haus. Foto: IP Österreich.

In einer schicken Location, wie etwa dieser hier, präsentieren Influencerinnen oder Influencer (allein oder gemeinsam mit ihren Auftraggebern) Inhalte, Produkte, Themen. Dieses Format eignet sich nicht nur für Livestreams und jede Menge Content zur Nachbearbeitung und Verwertung, sondern auch für begleitende PR-Kampagnen und umfassende Berichterstattung. Das Creator-Haus eignet sich für die verschiedensten Formate, bis hin zu Interviews und Panels, die als Livestream oder Stories verwendet werden können.

Wer steckt eigentlich hinter diesen vielen kreativen Ideen?

Wir bedanken uns für die Einsichten in neue Werbeformen und kreative neue Konzepte zum Employer Branding und Recruiting bei Ricarda Lederle, Sales Managerin Innovation & Crossmedia bei IP Österreich.

Ricarda Lederle, Sales Managerin Innovation & Crossmedia bei IP Österreich. Foto: IP Austria.

Mit einem 4-köpfigen Team werden laufend neue Werbeformen entwickelt, die natürlich nicht nur im Bereich Employer Branding eingesetzt werden können. Wir durften bei unserem Besuch zum Beispiel in einen Livestream mit zwei Fashion Influencerinnen reinschauen, mit dem zwei Modelabels und ein Versandhaus ihre Kollektionen präsentierten und die beiden Influencerinnen live in Kleider schlüpften und sie auf unterschiedliche Weise stylten. Natürlich konnten live Fragen gestellt werden und direkt aus dem Livestream bestellt werden. Sehr spaßig war das.

Wir haben auch gefragt, welche Vorlaufzeit für Kampagnen sinnvoll zu planen sind: Ricarda Lederle gibt dazu eine Vorlaufzeit von ab 2 Wochen an. Sinnvoll sind die beschriebenen Kampagnen für Funktionen, bei denen es darum geht, eine größere Anzahl an Bewerbungen und Stellenbesetzungen zu haben, nicht für einzelne Funktionen.

Gertrud Götze. Foto: T-Systems.

Erfolgsfaktoren für Employer Branding & Recruiting

Wir haben uns bei einigen erfolgreichen Expertinnen und Experten umgehört und ein paar neue Impulse und Ideen zu Employer Branding und Recruiting zusammengetragen.

Alle betonen, dass das Ausprobieren von neuen Wegen ein Schlüssel zum Erfolg sei.

Den Mut haben, neue Wege auszuprobieren, die Resilienz aufbauen, bei Gegenwind durchzuhalten aber auch die Gelassenheit haben, wenn die neuen Wege nicht funktionieren, nicht verbissen weiterzugehen, sondern umzudrehen.

Gertrud Götze, Vice President HR, T-Systems Alpine Region
Alexander Hochmeier, FACC. Foto: Georg Tiefenthaler (GETIFO)

Alexander Hochmeier, Vice President IT & Security bei FACC und Top CIO des Jahres 2023 (auch wegen seiner erfolgreichen Recruiting-Strategie), setzt auf die optimale Ausschöpfung des regionalen Arbeitsmarktes, indem durchaus auch Personen mit Ausschreibungen und Jobangeboten angesprochen werden, die nicht genau auf die Stelle passen, aber dahin entwickelbar sind und das auch möchten.

Stellen wir das Wollen vor das Können und geben wir motivierten Menschen, die mit dem Arbeitgeber gemeinsam lernen und wachsen wollen, eine Chance zum Quereinstieg.
Und das bitte nicht nur in Vollzeit. Teilzeit ist ein vollwertiges Arbeitsmodell. Es gibt keinen Job, den man nur in Vollzeit machen kann.

Alexander Hochmeier, Vice President IT & Security, FACC
Margit Klima-Bencic, mic Customs. Foto: mic.

Margit Klima-Bencic rekrutiert seit vielen Jahren erfolgreich für mic Customs Solutions, den stark wachsenden Weltmarktführer bei Zoll-Software, auch auf sehr innovative und kreative Weise, unter anderem auf Social Media.

Wir haben sie gefragt, wie mic vor allem auch viele junge Talente rekrutieren und halten kann. Gerade in der IT ist der Arbeitskräfte-Markt besonders kompetitiv – Expertise wird händeringend gesucht.

Junge Menschen wollen sich für ein Unternehmen entscheiden, das zu ihren Werten passt, sodass im Employer Branding die Company Values kreativ transportiert werden müssen. Im Recruiting ist es wichtig diese Passung – in beide Richtungen – zu prüfen; die Skills stehen damit nicht mehr im Vordergrund.

Margit Klima-Bencic, Director Human Resources, mic Customs Solutions.
Cornelia Schwaminger, BDO Austria. Foto: Vanessa Hartmann-Gnong

Employer Branding Expertin Cornelia Schwaminger von BDO Austria sagt uns ebenfalls, dass das Wichtigste im Employer Branding ist, authentisch zu sein und nichts zu versprechen, was nicht gehalten werden kann. „Das beginnt damit, die eigene Unternehmenspositionierung zu erarbeiten und diese als Alleinstellungsmerkmal zu verstehen. Gutes Employer Branding wird immer zuerst im Unternehmen gelebt, bevor Maßnahmen nach außen gesetzt werden,“ sagt sie. Auch sie votiert für Innovation und Experimentierfreude: Durch Initiativen im Bereich individueller Entwicklung, Führungs- und Team-Entwicklung, Work-Leisure-Balance, transparenter und fairer Gehaltsmodelle und Benefits, die zum Unternehmen passen, gewinnt man die Aufmerksamkeit der richtigen Zielgruppe und holt die eigenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ab. So trägt die Employer Branding Strategie dazu bei, Menschen zu begeistern und langfristig zu binden, sagt sie.

Um als innovative und attraktive Arbeitgeberin wahrgenommen zu werden, sollen und dürfen der Kreativität und dem Mut, Neues auszuprobieren bei den Employer Branding Aktivitäten keine Grenzen gesetzt werden.

Cornelia Schwaminger, Director Recruiting & Employer Branding, BDO Austria.

Reputation und Vertrauen zählen umso mehr, wenn Fachkräfte rar sind, sagt uns Jörg Spreitzer, der Österreich Geschäftsführer von Great Place To Work®, die Arbeitgeberbewertungen mit Daten aus über 1,5 Millionen Fragen und Antworten liefern und deshalb bei der Orientierung über mögliche Arbeitgeber eine wichtige Informationsquelle für Jobsuchende darstellen.

Jörg Spreitzer, Great Place To Work® Österreich. Foto: Barbara Nidetzky

Great Place To Work® Österreich Chef Jörg Spreitzer hat uns im Gespräch auch die wesentlichen Faktoren verraten, die wie Magneten auf Fachkräfte wirken:
1. Glaubwürdige Führung
2. Interesse an der Einzelperson
3. Work-Life-Blending
4. Gerechte Behandlung und faire Beförderungen
5. Guter Teamgeist
6. Spaß bei der Arbeit.

Jede/n zweiten aktiv Jobsuchende/n beeinflusst eine Arbeitgeber-Auszeichnung bei der eigenen Entscheidung für genau diesen Arbeitgeber sehr. Wir empfehlen daher immer, auf Authentizität im Employer Branding zu setzen, ganz im Sinne: nach außen nur das zu versprechen, was auch nach innen gehalten werden kann.

Jörg Spreitzer, Managing Director, Great Place To Work® Austria

Es zählt die Umsetzung

Falls Sie eines der hier erwähnten Kampagnenformate umsetzen, unterstützen wir die Verbreitung gerne und berichten darüber. Kontaktieren Sie uns gerne unter redaktion@xbn.news.


Hier geht’s zu den innovativen Formaten von IP Österreich:

https://www.ip.at/

https://www.ip.at/angebote/employer-branding

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