Laut Statistik Austria stieg die Wirtschaftsleistung der österreichischen Volkswirtschaft im I. Quartal 2022 um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal, nachdem sie im IV. Quartal 2021 gesunken war. Expansive Impulse gingen insbesondere von der günstigen Exportdynamik aus, die ihrerseits die Industrieproduktion anregte. Vorlaufindikatoren deuten jedoch auf eine Eintrübung der Konjunktur im II. und III. Quartal hin.
Die Weltwirtschaft wächst weiterhin, jedoch mit abnehmender Geschwindigkeit. Die Abschwächung des Wachstums – eine Folge des anhaltend hohen Preisauftriebs, gestörter Lieferketten, der Fortdauer der COVID-19-Pandemie und des Ukraine-Krieges – prägt auch in Österreich den Konjunkturpfad. Wenngleich die heimische Volkswirtschaft dadurch Gegenwind in Form einer schwächeren Auslandsnachfrage erfährt, so wirkt dem die weitgehende Lockerung der behördlichen COVID-19-Maßnahmen entgegen.
Vor diesem Hintergrund wuchs das BIP in Österreich im I. Quartal 2022 um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal, nachdem es im IV. Quartal 2021 geschrumpft war. Auf der Angebotsseite trugen sämtliche Sektoren zur Expansion bei, nachfrageseitig vor allem die Ausweitung der Bruttoanlageinvestitionen, des Konsums der privaten Haushalte und der Exporte.
Verlangsamung der Konjunktur
Vorlaufindikatoren deuten allerdings auf eine Verlangsamung der Konjunktur hin. Der WIFO-Konjunkturklimaindex notierte im Mai deutlich unter dem Wert des Vormonats, blieb jedoch im positiven Bereich und über dem langjährigen Durchschnitt. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ging im Mai im Vormonatsvergleich ebenfalls zurück. Auch das geringe Verbrauchervertrauen trübt den Ausblick.
Die gesamtwirtschaftliche Expansion hinterlässt deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung wächst weiterhin kräftig (Mai: voraussichtlich +2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr), während die Arbeitslosigkeit sinkt. Die Beschäftigung ist nach wie vor höher als im Winter 2020 vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie, die Arbeitslosigkeit deutlich niedriger. Mit dem Aufschwung ist allerdings auch die Arbeitskräfteknappheit der Vorkrisenjahre zurückgekehrt: Laut WIFO-Konjunkturtest ist der Personalmangel ein wesentliches Hemmnis der Wirtschaftstätigkeit, und zwar in noch höherem Maße als vor der Pandemie. “Ungünstige Angebotsschocks dämpfen zunehmend die wirtschaftliche Dynamik und erhöhen den Preisauftrieb”, so der Autor des aktuellen Konjunkturberichtes Christian Glocker.
Der Preisauftrieb ist anhaltend hoch. Die seit längerem beobachteten zweistelligen Zuwachsraten bei den Produzentenpreisen schlagen sich zunehmend in den Verbraucherpreisen nieder. Letztere legten im April abermals deutlich zu (+7,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, Schnellschätzung für Mai +8 Prozent; laut VPI). (pi)