Weiterhin hohe Skepsis gegenüber autonomen Autos

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Die Idee des autonomen Fahrens hat sich in den letzten Jahren von einer futuristischen Vision zu einer zunehmend greifbaren Realität entwickelt. Unternehmen wie Waymo und Baidu haben bereits fahrerlose Autos in Städten wie San Francisco und Peking im Einsatz, doch trotz dieser Fortschritte bleibt die breite Akzeptanz und Alltagstauglichkeit der Technologie fraglich. Der Weg zum vollautonomen Fahrzeug ist noch von vielen Herausforderungen geprägt, sowohl technischer als auch gesellschaftlicher Natur. Besonders in Bezug auf Sicherheit, Regulierung und Vertrauen der Verbraucher steht die Technologie vor großen Hürden, die ihre flächendeckende Einführung verzögern könnten.

Die Realisierung eines großen Industrie-Ziels, autonomes Autofahren, hat in den vergangenen Jahren immer wieder Verzögerungen erlebt. Auch wenn Robotaxis von Waymo und Baidu in Städten wie San Francisco, Phoenix und Peking bereits fahrerlos auf den Straßen unterwegs sind, ist die Alltagstauglichkeit von selbstfahrenden Autos, wie wir sie seit K.I.T.T. aus dem Film „Knight Rider“ kennen, noch Zukunftsmusik. „Aktuell erwarten große Teile der Branche mit Spannung die Entscheidung der UN-Wirtschaftskommission für Europa (UNECE) zur autonomen Fahrregulierung“, sagt Alexander Reissigl, Head of Auto & Motor bei willhaben, und erklärt: „Aus diesem Anlass haben wir im März mehr als 2.640 willhaben-User befragt, ob sie tatsächlich von selbstfahrenden Autos träumen – oder ob sie doch lieber selbst hinter dem Steuer sitzen.“

45,2 Prozent sagen (eher) „Nein“

Im Großen und Ganzen zeigen sich die Befragten eher skeptisch, was autonome Fahrzeuge – also Autos, die mit Hilfe von Sensoren, Kameras und Künstlicher Intelligenz ohne menschliches Eingreifen selbst fahren können – betrifft. Und so ist der Anteil jener, die diese Entwicklung als „eher negativ“ oder „sehr negativ“ empfinden, mit 45,2 Prozent doch deutlich höher als jene 36,9 Prozent, die dies „sehr positiv“ oder „eher positiv“ betrachten – der Rest verbleibt „neutral“.

„Dabei zeigt sich, dass die Befürworter dieser Technologie tendenziell eher männlich und unter 59 Jahren alt sind, in Wien, Salzburg und Oberösterreich leben, oftmals über ein höheres monatliches Netto-Einkommen von 2.500 Euro oder mehr verfügen und in das zuletzt gekaufte Auto häufig überdurchschnittlich viel – und zwar ab 30.000 Euro oder gar weitaus mehr – investiert haben“, skizziert Reissigl und ergänzt: „Frauen hingegen äußern sich deutlich öfter kritisch. Besonders ausgeprägt ist die Skepsis jedoch auch mit zunehmendem Alter, insbesondere ab 60 Jahren sowie bei Personen, die in Vorarlberg, Tirol und im Burgenland leben. Ein wesentlicher Faktor ist, abseits der Demographie, jedoch auch die Nutzungsintensität: Personen, die seltener mit dem Auto fahren, befürworten autonome Fahrzeuge tendenziell stärker.“

Großteil hat Sicherheitsbedenken

Besonders hoch sind die Zweifel bei der Frage „Wie wahrscheinlich ist es, dass du in den nächsten zehn Jahren ein Auto mit Full Self Driving nutzen würdest?“ Dies empfindet eine überwiegende Mehrheit von insgesamt 66,6 Prozent als „sehr unwahrscheinlich“ (47,4 Prozent) bzw. „eher unwahrscheinlich“ (19,2 Prozent). SkeptikerInnen begründen das vor allem mit den Aussagen „Ich fahre lieber selbst und habe kein Interesse an autonomem Fahren“ (55,7 Prozent), „Bedenken hinsichtlich der Sicherheit autonomer Fahrzeuge“ (42 Prozent) und der Annahme, „dass die Technologie bis dahin noch nicht ausreichend ausgereift sein wird“ (26,7 Prozent), wobei Mehrfachnennungen möglich waren.

Indes rechnet etwas mehr als ein Viertel der Befragten damit, bis 2035 mit einem autonomen Fahrzeug unterwegs zu sein – unter anderem, weil sie „darauf vertrauen, dass die Technologie in den nächsten Jahren ausgereift und zuverlässig wird” (71 Prozent), weil sie „erwarten, dass politische und rechtliche Rahmenbedingungen bis dahin geschaffen werden, um den sicheren und geregelten Einsatz autonomer Fahrzeuge zu ermöglichen“ (52 Prozent) und weil „autonomes Fahren den Verkehr flüssiger und umweltfreundlicher gestaltet“ (50,4 Prozent). Auch hier waren Mehrfachnennungen eine Option.

Ein Fünftel der Lenker würde mehr für ein Auto mit Full Self-Driving-Technologie bezahlen

Aber was, wenn Full Self-Driving auf Österreichs Straßen tatsächlich angekommen ist – welchen Einfluss hätte dies auf die Kaufentscheidung für ein neues Auto? Auch hier zeigt sich knapp die Hälfte ablehnend und meint, dass dies einen „geringen“ (15,5 Prozent) oder „keinen Einfluss“ (32 Prozent) auf ihre Kaufentscheidung hätte. Auf der anderen Seite bewegt sich knapp ein Viertel der Autofahrer, die von einem „sehr großen Einfluss“ (10,4 Prozent) sprechen und gezielt ein autonomes Auto wählen würden oder einen „großen Einfluss“ (13 Prozent) verorten und dies bei ihrer Wahl stark berücksichtigen würden. Die verbleibenden 18,3 Prozent sagen: Es wäre ein interessantes Extra, aber nicht entscheidend.

Besonders ausschlaggebend ist beim Kauf des Traumautos – ob selbstfahrend oder nicht – am Ende des Tages der Preis. Auch hier sagt lediglich eine Minderheit von 19,6 Prozent, für ein autonomes Fahrzeug mehr zahlen zu wollen – und zwar bevorzugt „bis zu 10 Prozent mehr“ (40,8 Prozent der Befragten, für die dies in Frage käme), „bis zu 15 Prozent mehr“ (20,1 Prozent) oder „bis zu fünf Prozent mehr“ (19,5 Prozent).

Langfristig glaubt die Hälfte, dass autonomes Fahren sicherer sein wird als menschliches Lenken

„Auf die Frage, welchen Herstellern sie die Entwicklung eines sicheren, autonomen Fahrzeuges am ehesten zutrauen würden, haben folgende fünf Marken in ebendieser Reihenfolge die Nase vorn: Mercedes-Benz, BMW, Audi, Volkswagen und Tesla. Herstellern, die für Qualität stehen oder sich als Tech Leader positioniert haben, wird also auch die Sicherheitskomponente am ehesten zugetraut“, erklärt Alexander Reissigl und spricht damit ein Thema an, das in puncto selbstfahrende Autos eine der wohl wesentlichsten Faktoren ist: Die Sicherheit. Auch hier ist das Image von Full Self-Driving noch eher durchwachsen, wie die willhaben-Befragung belegt. Während die eine Hälfte glaubt, dass autonomes Fahren langfristig sicherer sein wird als menschliche Fahrer:innen, zweifelt die zweite Hälfte dies noch an. Außerdem sagen mehr als 55 Prozent, dass sie sich als Lenkerin eines selbstfahrenden Autos „eher unsicher“ (23,3 Prozent) oder „sehr unsicher“ (31,7 Prozent) fühlen würden. Als Mitfahrende, auf dem Beifahrersitz oder auf der Rückbank, hätten mit in Summe 59,6 Prozent sogar noch mehr Menschen ein mulmiges Gefühl. „Streitbar ist last but not least auch die Frage, wer für Unfälle mit autonomen Fahrzeugen haften soll. Hier würden die befragten Personen mit deutlichem Vorsprung den Hersteller in die Pflicht nehmen“, so Alexander Reissigl.

(pi)

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