Ein Eurozone-Vergleich des Momentum Instituts zeigt, dass Österreich am wenigsten auf preissenkende Maßnahmen gegen die Teuerung setzt.
Länder reagieren mit unterschiedlichen Maßnahmen auf die Teuerungskrise. Im Vergleich mit dem Rest der Eurozone setzt Österreich anteilig am wenigsten auf preiswirksame Maßnahmen. Das zeigt eine neue Analyse des Momentum Instituts auf Basis von Daten des belgischen Think Tanks Bruegel. Gerade preissenkende Instrumente würden sich dämpfend auf die Teuerung auswirken.
Um die Teuerung für die Haushalte in Schach zu halten, konnten Regierungen auf einkommenswirksame und preiswirksame Maßnahmen zurückgreifen. Einkommenswirksame Instrumente sind etwa Unterstützungszahlungen an Haushalte. Preiswirksame Maßnahmen sind direkte Eingriffe in Preise an sich, etwa durch Preisbremsen. Die meisten Länder haben auf einen Mix aus einkommens- und preiswirksamen Maßnahmen gesetzt, um Haushalte zu entlasten. Österreich hat lediglich bei den Strompreisen direkt gebremst. Der Rest der Unterstützungsmaßnahmen geht auf einkommenswirksame Instrumente – wie zum Beispiel Einmalzahlungen – zurück. Damit ist Österreich das Schlusslicht der Eurozone, was unmittelbar preiswirksame Maßnahmen betrifft – und kämpft auch deshalb mit einer besonders hohen Inflation.
Nur kurzzeitige Entlastungen: Inflationsrate in Österreich weiterhin sehr hoch
“Kurzzeitig wurden Haushalte in Österreich mit einkommensunterstützenden Instrumenten zwar entlastet. Eine dämpfende Wirkung auf die Inflation selbst ist damit aber nicht verbunden
”, erklärt Marie Hasdenteufel, Ökonomin am Momentum Institut. Durch Strompreisdeckel und Mietpreisbremse in Spanien oder die Gaspreisbremse in Deutschland, ist es diesen Ländern gelungen die Inflationsrate durch direkten Eingriff in die Preise zu reduzieren. “Schüttet man Einmalzahlungen aus, hilft man den Menschen vielleicht in dem einen Auszahlungsmonat ihre Rechnungen zu bezahlen, die Preise steigen aber weiter und bieten dann wiederum die Berechnungsgrundlage für die kommenden Inflationsraten. Das Problem der Teuerung packt man dabei nicht an der Wurzel, man bekämpft lediglich Symptome
”, so Hasdenteufel weiter.
In den meisten Ländern, in denen der Anteil der preiswirksamen Hilfen höher ausfällt, ist die Inflationsrate im Februar 2023 niedriger. In Österreich liegt sie laut Eurostat im Februar bei 11 Prozent bei einem Anteil von 25 Prozent an preissenkenden Maßnahmen. Griechenland hat zu 100 Prozent auf preissenkende Instrumente zurückgegriffen und weist eine Inflationsrate von 6,5 Prozent auf. Auch Frankreich, Spanien oder Belgien haben verstärkt auf preissenkende Maßnahmen gesetzt, die Inflationsrate ist dort ebenfalls geringer als in Österreich.
Baltische Staaten haben eine noch höhere Inflationsrate
Eine höhere Inflationsrate als Österreich, trotz stärkerem Einsatz von preissenkenden Maßnahmen, weisen die baltischen Staaten auf. Das dürfte vor allem auf Unterschiede im Konsumverhalten der Haushalte zurückzuführen sein: Sie geben einen größeren Teil ihres Einkommens für besonders von der Teuerung betroffene Produkte, wie Lebensmittel oder Energie, aus. Auch kurzfristige Energiepreisschwankungen wirken dort stärker auf die Inflation.
Direkter Eingriff in die Preise notwendig
“Andere Länder haben vorgemacht, wie wir die Teuerung bekämpfen und Haushalte gezielt entlasten können. Statt den Menschen weiterhin Geld in die Hand zu drücken, um irgendwie mit den rasant steigenden Preisen Schritt halten zu können, wäre es sinnvoll direkt in die Preise einzugreifen
”, so Hasdenteufel weiter. Das Momentum Institut empfiehlt eine Mehrwertsteuersenkung auf Grundnahrungsmittel, inklusive eines Kontrollmechanismus, der garantiert, dass Supermarktketten die Steuersenkung auch tatsächlich an die Konsumenten weitergeben. Mit Anfang April stiegen die Mieten mit Richtwertmietzins, im Juni dann die Kategoriemieten. Um alle Mieter:innen im Land zu entlasten, empfiehlt sich ein Mietpreisbremse für alle Mietverträge. Außerdem empfiehlt die Denkfabrik ein Gaspreisbremse.
(pi)