Rückgang der eFuel-Produktionskosten ab 2030 erwartet

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Produzenten sind optimistisch, dass die Preise von eFuels bis 2030 auf 80 Cent pro Liter fallen können. Es gibt jedoch Kritik an den EU-Regulierungen und es wird ein technologieoffener Rahmen für Investitionen sowie eine Abkehr von der Electric-Only-Strategie gefordert.

Die Klimawende ist eine globale Herausforderung, die nur dann erfolgreich sein kann, wenn alle technisch zur Verfügung stehenden Lösungen in die Transformation des globalen Energiesystems einbezogen werden. Aktuell würden aber Mythen und Halbwahrheiten rund um synthetische Energieträger – dazu gehören unter anderem eFuels – eine faktenbasierte sachliche Diskussion verhindern, so die internationalen Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft, die im Rahmen der zweiten eKKon Konferenz in Wien zu Gast waren. Vor allem die zukünftige Preisentwicklung sowie die Verfügbarkeit von eFuels werde im öffentlichen Diskurs mitunter bewusst falsch dargestellt, um die Electric-Only-Strategie zu rechtfertigen, sagte unter anderem Thomas Koch, Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen am Karlsruher Institut für Technologie.

Preisfall bis 80 Cent je Liter realistisch

Erstmals gab es von Produzentenseite belastbare Aussagen über die zukünftige Preisentwicklung von eFuels. So berichtete Dorothea Nold, Senior Market Officer beim eFuel-Pionier HIF Highly Innovative Fuels in Berlin, dass die Herstellungskosten, sobald die Produktion im industriellen Maßstab erfolgt, deutlich fallen werden und 80 Cent je Liter bis 2030 absolut realistisch sind. HIF ist mit mehreren eFuels-Projekten in unterschiedlichen Weltregionen am Start und verhandelt bereits mit großen internationalen Abnehmern. Auch Philipp Furler, Gründer und CEO der Synhelion AG, einem in Zürich ansässigen Technologieunternehmen, das Fuels auf Basis von Solarwärme produziert, bestätigt die Preisprognose.

Technologieoffene Regulierungsrahmen als Grundvoraussetzung

Lorenz Kiene, Geschäftsführer der eFuel GmbH, kritisierte in diesem Zusammenhang die hohen gesetzlichen Hürden, welche die EU für europäische Unternehmen geschaffen hat. Vor allem die von der EU festgelegten Kriterien für „grünen“ Wasserstoff seien viel zu eng und würden es europäischen Unternehmen unnötig schwer machen. Während sich die EU im Kleingedruckten verliert und an ihrer Electric-Only-Strategie festhält, kollabiert die europäische Zulieferindustrie.

Benjamin Krieger, Generalsekretär der CLEPA in Brüssel, und Christian Fölzer von der österreichischen Gewerkschaft Bau-Holz warnten in ihrem Vorträgen eindringlich davor, das technische Knowhow in der Fahrzeugindustrie an China abzugeben. Damit der Wirtschaftsstandort Europa dauerhaft überleben könne, sei ein technologieoffener Regulierungsrahmen eine Grundvoraussetzung, so Krieger. Was die Industrie von der Politik wirklich brauchen würde, seien belastbare Fakten, Technologieoffenheit sowie eine Strategie für einen geschlossenen CO2-Kreislauf, hieß es von Seiten der Wirtschaft.

Der Wiener Experte für Nachhaltigkeitsrecht RA Johannes Hartlieb von der Kanzlei Haslinger – Nagele analysierte die rechtlichen Fallen für Investoren, die eigentlich nur die von der Politik selbst gesetzten Ziele erfüllen wollen. Der Grazer Vergaberechtsexperte RA Wilhelm Offenbeck warnte davor, dass der Gesetzgeber öffentliche Verkehrsbetriebe zur Anschaffung von Wasserstoffbussen und E-LKW zwingt, die um ein Vielfaches teurer sind als die mit grünem Treibstoff fahrenden städtischen Autobusse, Müllfahrzeuge und Schneepflüge. 

Schaffung eines rechtssicheren Rahmen für notwendige Investitionen

Es ist Aufgabe der Politik, das Ziel vorzugeben und nicht die Technologie. Europas Unternehmen haben ihre Innovationskraft in der Vergangenheit vielfach unter Beweis gestellt. Sie haben auch jetzt innovative Lösungen, die wesentlich dazu beitragen können, das globale Klima zu retten. Anstatt mit Verboten zu arbeiten, sollte die Politik einen rechtssicheren Rahmen schaffen, der die notwendigen Investitionen rasch in konkrete Projekte fließen lässt. Darüber hinaus braucht es eine intelligente Definition für grünen Wasserstoff, eine sachliche Diskussion über alternative Energieträger sowie eine rasche Abkehr von der Electric-Only-Strategie, fordert Jürgen Roth, Vorstandsvorsitzender der eFuel Alliance Österreich in seinem Fazit zu den zwei Konferenztagen.

Umdenken notwendig

Stephan Schwarzer, Generalsekretär der eFuel Alliance und federführend für die Organisation der Konferenz verantwortlich, kritisierte die mangelnde Bereitschaft der den eFuels kritisch gegenüberstehenden Institutionen wie Klimaministerium und Energieagentur, sich mit neuen Erkenntnissen und Entwicklungen wenigstens auseinanderzusetzen, 37 Protagonisten haben in Summe sehr viel Neues zusammengetragen. “Dialogbereitschaft sieht anders aus.“ Sein Schlusswort ist versöhnlich: Mehr als nur Licht am Ende des Tunnels ist der erste große eFuel-Report der Internationalen Energieagentur in Paris, der ein Umdenken der Politik und eine Schubumkehr von Bremsen auf Beschleunigen fordert. Dieses Umdenken wird auf allen Ebenen einsetzen, da nunmehr offiziell anerkannt ist, dass ohne eFuels die Klimaziele unerreichbar sind.

(pi)

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