Anca Eisner-Schwarz, Geschäftsführerin von CRIF Österreich (c) CRIF
Österreichs Wirtschaft steht unter Druck: steigende Kosten, mehr Insolvenzen, geopolitische Risiken. Während viele Unternehmen nach Orientierung suchen, setzt Anca Eisner-Schwarz auf Daten als Kompass. Seit April führt sie CRIF Österreich – und will zeigen, dass belastbare Informationen in unsicheren Zeiten die beste Währung sind.Im Interview mit xbn.news erklärt sie, wie CRIF Unternehmen durch datenbasierte Entscheidungen, ESG-Analysen und KI-Compliance unterstützt – und welche Rolle Vertrauen, Offenheit und nachhaltiges Wirtschaften dabei spielen.
Sie haben im April die Geschäftsführung von CRIF Österreich übernommen – mitten in einer Phase wirtschaftlicher Unsicherheit. Was waren Ihre dringlichsten strategischen Prioritäten in diesen ersten 100 Tagen?
Es ist mir ein zentrales Anliegen, unsere Kunden mit einer fortschrittlichen Kombination aus Daten, Analytics und Technologie zu unterstützen – damit sie auch in einem herausfordernden Umfeld fundierte Entscheidungen treffen und wettbewerbsfähig bleiben können. So setzen wir den Wachstumskurs von CRIF fort und beschleunigen gleichzeitig die Transformation mit stärkerer überregionaler Ausrichtung. Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten sehen wir große Chancen: Wir stärken die Kundenbindung, bauen unser Geschäft aus und erweitern laufend unser Service-Angebot. Unser umfassendes Ökosystem entwickeln wir stetig weiter, um Kund:innen bestmöglich zu unterstützen. Denn in Krisenzeiten sind verlässliche Informationen entscheidender denn je.
Sie betonen „Vertrauen, Respekt und Offenheit“ als Grundlage für Zusammenarbeit. Wie übersetzen Sie diese Werte konkret in Entscheidungsprozesse?
Vertrauen, Respekt und Offenheit sind für mich die einzig wahre Grundlage für jede Form der Zusammenarbeit – intern sowie extern – und essenziell für nachhaltigen Unternehmenserfolg. Vertrauen heißt, Verantwortung zu teilen und Kolleg:innen in Entscheidungen einzubeziehen – das fördert Eigenverantwortung und Motivation. Respekt bedeutet, unterschiedliche Perspektiven ernst zu nehmen, unabhängig von Hierarchie oder Funktion. Und Offenheit zeigt sich in transparenter Kommunikation sowie in der Bereitschaft, Feedback anzunehmen und Entscheidungen bei Bedarf zu hinterfragen.
CRIF hat einen deutlichen Anstieg der Firmeninsolvenzen in Österreich für 2025 prognostiziert. Welche Faktoren sehen Sie als Hauptursachen für diese Entwicklung?
Ich sehe, dass viele Unternehmen in Österreich weiterhin mit Herausforderungen kämpfen. Die Wirtschaft befindet sich im Umbruch, und auch 2025 ist mit einem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung zu rechnen. Faktoren wie hohe Energie- und Lohnkosten, geopolitische Unsicherheiten sowie die anhaltende Rezession stellen Herausforderungen dar. Zudem beeinflusst der Rückgang der Industrieproduktion im Euro-Raum viele Betriebe indirekt. Angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre und der aktuellen Prognosen sehen wir eine erhöhte Dynamik bei Firmeninsolvenzen – umso wichtiger ist es, Unternehmen frühzeitig mit verlässlichen Informationen zu unterstützen.
Welche Strategien verfolgt CRIF, um Unternehmen in Österreich bei der Bewältigung dieser Insolvenzwelle zu unterstützen?
Die steigende Zahl an Firmeninsolvenzen zeigt, wie wichtig es ist, Risiken frühzeitig zu erkennen und gezielt gegenzusteuern. Wir unterstützen Unternehmen dabei, eine starke Risikokultur zu etablieren und präventive Maßnahmen zu setzen – durch fundierte Daten, smarte Analysen und passende Tools.
US-Zollpaket & geopolitische Risiken: Wie bewerten Sie die Auswirkungen auf österreichische Unternehmen, und welche Datenstrategien empfehlen Sie, um diese Schocks abzufedern?
Globale Entwicklungen wie geopolitische Spannungen oder neue Handelsbarrieren erhöhen die wirtschaftliche Unsicherheit für viele Unternehmen. Umso wichtiger ist es, Marktveränderungen zu beobachten und frühzeitig darauf zu reagieren. Wir empfehlen datenbasierte Strategien wie Wirtschaftsauskünfte, Zahlungserfahrungsdaten und dynamisches Monitoring. So lassen sich potenzielle Risiken rechtzeitig erkennen, Zahlungsausfälle vermeiden und die eigene Liquidität stärken – für mehr Stabilität und Planbarkeit.
Ihre jüngste Risikomanagement-Studie zeigt, dass viele Unternehmen in Österreich nicht ausreichend auf den EU AI Act vorbereitet sind, der ab August 2026 verbindliche Regeln für KI- Anwendungen einführt. Wie kann CRIF Unternehmen dabei helfen, die erforderliche Transparenz und Dokumentation sicherzustellen, die der AI Act verlangt?
Die Studie belegt, dass fast zwei Drittel der befragten Unternehmen bislang kaum oder keine Maßnahmen zur Umsetzung der neuen Vorgaben gesetzt haben. Gleichzeitig schätzen fast drei Viertel den Anpassungsbedarf bestehender KI-Systeme als sehr bzw. eher hoch ein.
CRIF unterstützt mit hochwertigen Daten, modernen Analyse-Tools und regulatorischem Know-how – damit KI-Anwendungen nicht nur technisch funktionieren, sondern auch den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. So schaffen Unternehmen eine solide Basis für Transparenz, Compliance und Zukunftssicherheit.
„Nachhaltigkeit wird noch zu oft als Nebenthema gesehen. Was es braucht, ist ein klarer Führungsauftrag mit messbaren Zielen, mehr Transparenz im Dialog mit Stakeholdern – und den Mut, auch bestehende Geschäftsmodelle zu hinterfragen.“
Nachhaltige Unternehmen sind laut einer Studie wirtschaftlich stabiler. Warum ist dieser Zusammenhang Ihrer Meinung nach für viele Entscheidungsträger noch immer nicht im täglichen Handeln angekommen und was müssten sie ändern?
Obwohl zahlreiche Studien belegen, dass nachhaltige Unternehmen wirtschaftlich stabiler sind, spiegelt sich dieses Wissen noch zu selten im täglichen Handeln vieler Entscheidungsträger wider. Dafür sehe ich mehrere Gründe: kurzfristiger Erfolgsdruck, fehlende Integration von ESG in Steuerungsinstrumente und teils mangelndes Know-ho, sowie kulturelle Barrieren.
Nachhaltigkeit wird noch zu oft als Nebenthema gesehen. Was es braucht, ist ein klarer Führungsauftrag mit messbaren Zielen, mehr Transparenz im Dialog mit Stakeholdern – und den Mut, auch bestehende Geschäftsmodelle zu hinterfragen.
Ihre ESG-Analyse zeigt deutliche regionale Unterschiede in Österreich. Wie kann CRIF regionale Wirtschaften unterstützen, nachhaltiger und widerstandsfähiger zu werden?
Unsere ESG-Analyse zeigt: Nachhaltigkeit ist kein Kostenfaktor, sondern ein Erfolgsfaktor – gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten. Unternehmen, die ESG-Kriterien ernst nehmen, stärken ihre Widerstandsfähigkeit und verschaffen sich klare Wettbewerbsvorteile. Für Unternehmen wird Nachhaltigkeit damit zu einem zentralen Bestandteil der Risikostrategie und zu einem Schlüssel für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg. In einer wirtschaftlich angespannten Situation brauchen Unternehmen Orientierung.
Die von CRIF erhobenen ESG-Daten bieten eine fundierte Basis, um Nachhaltigkeit messbar zu machen. Gemeinsam mit der Plattform Synesgy können Betriebe jeder Größe ihre ESG-Performance kontinuierlich analysieren, verbessern und so nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern aktiv ihre Zukunftsfähigkeit gestalten.
Wie wollen Sie als Geschäftsführerin CRIF Österreich in den nächsten Jahren positionieren, um langfristiges Wachstum und Innovation sicherzustellen?
Ich bin überzeugt: CRIF ist der beste Anbieter, wenn es um intelligente Informationslösungen, datenbasierte Entscheidungsprozesse und verantwortungsvolle Digitalisierung geht. Ich möchte CRIF Österreich als führenden Akteur positionieren, der für Innovation, Kundenorientierung und für einen verantwortungsvollen und transparenten Umgang mit Daten steht. In einer Zeit, in der Datenschutz zu Recht im Zentrum gesellschaftlicher und regulatorischer Aufmerksamkeit steht, ist es mir wichtig, klare Haltung zu zeigen: Wir nehmen Verantwortung ernst und setzen Standards. Unsere Kund:innen begleiten wir mit maßgeschneiderten Lösungen, die echten Mehrwert schaffen. Dafür setze ich auf ein starkes, engagiertes Team und auf den internationalen Rückhalt der CRIF-Gruppe. Weltweit vertrauen täglich über 6.300 Finanzinstitute und 55.000 Unternehmen auf unsere Lösungen. Dieses Know-how wollen wir nutzen, um unsere Kunden unter dem Motto „Together to the next level“ beim nachhaltigen Wachstum zu unterstützen.
Welcher Trend – sei es in der Regulierung, Technologie oder im Wirtschaftsumfeld – wird Ihrer Einschätzung nach die größten disruptiven Auswirkungen auf das Risikomanagement der Unternehmen in den nächsten drei Jahren haben?
Zwei Entwicklungen werden das Risikomanagement besonders prägen: Künstliche Intelligenz und wirtschaftliche Unsicherheit. KI ermöglicht effizientere Analysen und Prozesse, stellt aber auch neue Anforderungen an Transparenz und Regulierung – etwa durch den EU AI Act. Gleichzeitig bleibt das wirtschaftliche Umfeld unsicher und schwer planbar. Umso wichtiger ist ein datenbasiertes, vorausschauendes Risikomanagement als zentrale Führungsaufgabe.
Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des österreichischen Mittelstands in einem Umfeld von hoher Inflation, Energiepreisen und geopolitischen Risiken?
Trotz der aktuellen Herausforderungen – wie hoher Inflation, steigender Energiepreise und geopolitischer Unsicherheiten – wird sich der österreichische Mittelstand voraussichtlich anpassen können. Dabei ist zu erwarten, dass die Inflationsrate allmählich zurückgeht und sich die Energiepreise auf einem höheren, aber stabilen Niveau einpendeln.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für Unternehmen in Österreich im Jahr 2025, und wie kann CRIF dabei helfen, diese zu meistern?
2025 stehen viele Unternehmen in Österreich vor einer komplexen Risikolandschaft – von Markt- und Finanzrisiken über Cyber- und geopolitische Risiken bis hin zu Personalengpässen und steigenden Insolvenzen. CRIF unterstützt mit datengestützten Lösungen, um Risiken frühzeitig zu erkennen, fundierte Entscheidungen zu treffen und Resilienz aufzubauen. Ob durch Risikobewertungen, Monitoring von Insolvenzen oder die Verbesserung der Datenverfügbarkeit – wir helfen Unternehmen dabei, sich zukunftssicher aufzustellen und handlungsfähig zu bleiben.
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VERANSTALTER
Easyfairs GmbH
DETAILS
Datum:20.05.2026
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