Nachhaltigkeit braucht Digitalisierung

Harmonie zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung ist in Österreichs Unternehmen noch nicht gegeben. ©Pixabay

Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehen in Österreichs Unternehmen noch nicht Hand in Hand. Nachhaltigkeit als neue Kernaufgabe der Digitalisierung nimmt zwar eine immer größer werdende Bedeutung ein, doch weiterhin fehlt es an Verantwortlichen sowie Daten, um Nachhaltigkeits-Entscheidungen treffen zu können.

Begrifflichkeit wie, Dekarbonisierung, Energieeffizienz und verpflichtende ESG-Berichterstattung sind im Rahmen des Themas Nachhaltigkeit für Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Vier von zehn mittelständischen Unternehmen mit 250-500 Mitarbeitern haben jedoch nach wie vor keinen Verantwortlichen für Nachhaltigkeits-Agenden in ihrem Betrieb. Einem Drittel fehlt es zudem an ausreichend Daten aus den Geschäftsbereichen, um datenbasierte Nachhaltigkeits-Entscheidungen fällen zu können. Das zeigt eine neue Umfrage des Marktforschers TQS Research & Consulting gemeinsam mit dem IT-Dienstleister Tietoevry Austria. Sie gibt erstmals Aufschluss darüber, wie Österreichs Wirtschafts-Entscheider über Digitalisierung im Zusammenhang mit nachhaltigerem Wirtschaften denken.

Twin Transformation

Österreichs Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung einer „Twin Transformation“: Zum einen muss die Digitalisierung der Geschäftsprozesse vorangetrieben werden, gleichzeitig soll aber auch ein ökologisch und sozial verträglicheres Wirtschaften gefördert werden, um Klima- und Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Seit dem 01.01.2023 gilt beispielsweise eine verpflichtende EU-Nachhaltigkeits-Berichterstattung (CSRD) anhand der ESG-Kategorien „Environment“, „Social“ und „Governance“ für größere Unternehmen (mindestens 250 Mitarbeiter, über 40 Millionen Euro Umsatz oder über 20 Millionen Euro Bilanzsumme).

Zu wenig Verantwortliche für die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen

Die Umfrage zeigt, dass 8 von 10 Entscheidern (79 Prozent) der Digitalisierung eine „sehr große“ oder „eher große“ Rolle in der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele zuschreiben. Vier von zehn Unternehmen mit 250-500 Mitarbeitern gaben jedoch an, keinen (Haupt-)Verantwortlichen für die Umsetzung von Nachhaltigkeits-Agenden in ihrem Unternehmen zu haben. Bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern hat etwa ein Viertel (26 Prozent) aktuell keine eigene Jobposition, welche die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen im Betrieb vorantreiben könnte. Zwei Drittel der Befragten führten zudem an, bei Nachhaltigkeits-Agenden mit externen Digitalisierungs-Dienstleistern zu kooperieren, da sie unternehmensintern über zu wenig Ressourcen verfügen.

„Diese doch relativ hohen Werte spiegeln wider, dass Österreichs Entscheidern die große Relevanz des Themas zwar anerkennen. Die weiteren Antworten zeigen aber, dass es oftmals an Ressourcen, Informationen und Wissen mangelt, wie nachhaltiges Wirtschaften nun tatsächlich vorangetrieben werden kann und welche Rolle dabei die Digitalisierung spielt“, sagt Lukas Keller, Head of Business Development beim Digitalisierungs-Spezialisten Tietoevry Austria.

Defizit an einer Datenbasis, um Nachhaltigkeits-Entscheidungen treffen zu können

Eines der größten Probleme dabei: Einem Drittel der Befragten fehlt eine ausreichende Datenbasis aus den Geschäftsbereichen (wie z.B. Produktion, Energiemanagement, Fuhrpark), um transparente, datenbasierte Entscheidungen zum Thema Nachhaltigkeit fällen zu können. „Einerseits existieren zwar raue Mengen an Daten in den Unternehmen, andererseits ist es für viele noch sehr herausfordernd, Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen und richtig zu interpretieren“, erklärt Keller und empfiehlt: „Daher muss jetzt die digitale Konsolidierung, transparente Visualisierung und Interpretation von Daten forciert werden, um Mehrwerte aus ihnen zu gewinnen und effektive Nachhaltigkeits-Maßnahmen abzuleiten. Sonst wird es für heimische Unternehmen schwer, ihren neuen gesetzlichen Verpflichtungen in den Bereichen ökologische und soziale Verantwortung nachzukommen.“

Digitalisierung für nachhaltige Entwicklungen relevant

Von heimischen Unternehmen werden digitale Technologien der Umfrage zufolge derzeit vor allem dazu eingesetzt, die ökologischen Auswirkungen in den Bereichen Ressourcenverbrauch/Energie (79 Prozent der Befragten), Abfälle/Recycling (66 Prozent) und Schadstoff-Emissionen (51 Prozent) zu erfassen. Die Digitalisierung sowie die stärkere Nutzung von Daten bergen jedoch noch große Chancen, nachhaltige Entwicklungen in Unternehmen zu initiieren und zu beschleunigen. „Allein im Bereich des Energiemanagements wird heute nach wie vor viel ungenutztes Potenzial liegengelassen. Wer die Daten aller Verbraucher im Betrieb zentral zusammenführt, via Cloud-Lösung managt und visualisiert, kann unnötige Energiefresser rascher abstellen und gleichzeitig die Energieeffizienz steigern, um erhebliche Einsparungen zu erzielen“, sagt Keller. Damit trägt ein datenbasiertes Energiemanagementsystem auch zur Wirtschaftlichkeit von Unternehmen bei.

Cloudbasierte Lösung für Optimierung des Energieverbrauchs

Als einer der größten Software-Implementierungspartner von Microsoft setzt Tietoevry Austria bei Nachhaltigkeits-Initiativen u.a. auf die „Microsoft Cloud for Sustainability“. Die cloudbasierte Lösung unterstützt Unternehmen dabei, schnell Möglichkeiten zur Optimierung des Energieverbrauchs zu identifizieren, wie beispielsweise der Handelskonzern REWE aktuell mit dem neuen IoT-basierten Energiemanagementsystem für Billa-Supermärkte beweist.

„Auf übersichtlichen Dashboards können Visualisierungen und Berichte für verschiedene Bereiche des Unternehmens erstellt werden, die aussagekräftige Vergleiche über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg ermöglichen. Das standardisierte Datenmodell gewährleistet die Transparenz und erleichtert Nachhaltigkeits-Verantwortlichen eine überprüfbare Berichterstattung“, erklärt Florian Slezak, Cloud Region Lead bei Microsoft Österreich, und führt weiter aus: „Mit der Cloud unterstützen wir einerseits unsere Kunden beim Erreichen ihrer Nachhaltigkeitsziele – und das auf die effizienteste Weise. So werden unsere Rechenzentren in Österreich zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie aus Österreich betrieben. Die Cloud ist also nicht nur die einfachste und sicherste, sondern auch die nachhaltigste Art, Innovation umzusetzen – quasi der ‚öffentliche Nahverkehr für IT‘.“

Wie die Umfrage zeigt, gibt es aber auch bei der Nutzung von flexiblen Cloud-Plattformen und modernen, klimaneutralen Rechenzentren Vorreiter und Nachzügler: Während 57 Prozent der großen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern schon darauf setzen, beläuft sich der Anteil bei Unternehmen mit 250 bis 500 Mitarbeitern nur auf etwas mehr als ein Drittel (36 Prozent).

(pi)

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