Die Bekämpfung der Inflation ist weiterhin der wichtigste Aspekt für die Notenbanken. Doch die Prognose zeigt, dass es im weitere Verlauf 2023 zu einer ersten Leitzinssenkung der Fed kommen könnte. Eine inverse Zinskurve zeigt ebenfalls Zinsrückgänge an. Erste Lichtblicke machen sich am Immobilienmarkt erkennbar.
Die Fed und EZB befinden sich weiter im Inflationsbekämpfungsmodus. Die Folge: Seit Einführung des IKI im ersten Quartal 2013 gab es kein so hohes Zinsniveau bei variabel verzinsten Immobilienkrediten wie zuletzt. Doch die bisherigen Markteinschätzungen zur weiteren Zinsentwicklung haben sich infolge mehrerer Bankenschieflagen verändert. Immer mehr steigt die Hoffnung, dass es im weiteren Verlauf 2023 bereits zu einer ersten Leitzinssenkung der Fed kommen könnte. An den Märkten preist eine inverse Zinskurve ebenfalls Zinsrückgänge ein. Gleichzeitig wird die Kreditvergabe an Senioren in Österreich nun vereinfacht und die Chancen auf eine weitere Erleichterung bei den seit August 2022 restriktiven Kreditvergaberichtlinien sollten steigen. Denn im Februar 2023 lag mit nur noch 750 Mio. € neu vergebener Kredite für private Wohnbauzwecke der Finanzierungsmarkt am Boden. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies einen Einbruch um drastische zwei Drittel.
Variablen Kreditzinsen für Wohnbaukredite weiter verteuert
Im Einklang mit einer Anhebung der EZB-Leitzinsen um einen weiteren Prozentpunkt im Verlauf des ersten Quartals 2023, haben sich die variablen Kreditzinsen für Wohnbaukredite weiter verteuert. Die zugrundeliegenden Nominalzinsen (3-Monats-Euribor zuzüglich Bankenmarge) stiegen nämlich in der abgelaufenen Quartalsperiode von 3,389 Prozent auf 4,230 Prozent, also immerhin um 0,841 Prozentpunkte. Im Jahresvergleich lag der Zinsanstieg sogar bei 3,601 Prozentpunkten. Die effektive Monatsrate hat sich für einen Kredit über 100.000 Euro auf 25 Jahre Laufzeit somit im Jahresvergleich um monatlich 186,34 Euro (jährlich immerhin um 2.236,08 Euro) verteuert.
Inversive Zinskurve
Wesentlich weniger spektakulär waren die Konditionsveränderungen bei Fixzinsbindungen, zumal sich eine inverse Zinsstrukturkurve ausprägte. Normalerweise sind Zinsen umso höher, desto länger die Laufzeiten sind. Doch vor Rezessionsphasen (Wirtschaftsabschwüngen) sind die kurzfristigen Zinsen in Erwartung sinkender Zinssätze höher als jene am langen Ende. Genau das Bild zeigt sich derzeit bei den Fixzinsbindungen.
4,230 Prozent p.a. bei variabel verzinsten Krediten stehen aktuell 3,974 Prozent p.a. bei 20-jährigen Fixzinsbindungen gegenüber. Dabei handelt es sich um eine Marktanomalie, die im Kontext mit jüngsten Ereignissen und Krisen zu betrachten ist. Diese dem Grunde nach wenig positiven Ereignisse könnten sich jedoch für Häuselbauer und Immobilienkäufer letztendlich als positiv herausstellen. Notenbanken achten mittlerweile bei Krisensituationen sehr genau darauf, dass so wenig wie möglich an Vertrauen an den Finanzmärkten verloren geht. Und dieser Faktor könnte bei nun anstehenden Zinsentscheidungen eine sehr wichtige Rolle spielen.
Bekämpfung der Inflation weiterhin wichtigstes Thema – Beruhigung mit einer Leitzinssenkung
Die letzten Monate haben gezeigt, dass die Geldpolitik der wichtigen Notenbanken (wie der EZB und der Fed) und die angestiegenen Zinsen zunehmend negative Einflüsse auf Wirtschaft und Banken haben. Gerade die Stabilität des Bankensektors und das Vertrauen in das Geldsystem sind aber sehr bedeutende Faktoren. Die kürzliche Abwicklung der amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) und der Notverkauf der Credit Suisse (CS) an die UBS, inklusive einer tiefen Verunsicherung von vielen Marktteilnehmern, sind jedenfalls am Markt noch sehr präsent. Dennoch bleibt die Bekämpfung der Inflation, und dabei insbesondere der Kerninflation, zum aktuellen Zeitpunkt noch eines der wichtigsten Themen der Notenbanken. Bis zum Sommer könnten daher noch Zinserhöhungen vorgenommen werden, ehe eine erste Beruhigung am Zinsmarkt mit einer Leitzinssenkung eintritt.
Rückgang bei der Vergabe von Wohnbaukrediten
Der Cocktail aus hohen Immobilienpreisen, Inflation, angestiegenen Zinsen sowie der Regulierung der Kreditvergabe (Kredit-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung; KIM-V) hat in Österreich zu einem massiven Rückgang bei der Vergabe von Wohnbaukrediten geführt. Der Markt muss sich nach einem Jahrzehnt ansteigender Immobilienpreise und äußerst niedriger Zinsen an die neue Realität wohl noch gewöhnen.
Erste Lichtblicke: Senioren können altersunabhängige Wohnbaukredite erhalten
Es gibt aber auch Lichtblicke. Nach langer Diskussion können nun auch ältere Menschen (Senioren) altersunabhängig Wohnbaukredite erhalten. Dies ermöglicht eine aktuelle Novelle des Hypothekar- und Immobilienkreditgesetzes (HIKrG) ab dem 1. Mai 2023. Auch die KIM-V wurde nun erstmals angepasst und die Vergaberichtlinien für Kreditinstitute ein wenig entschärft.
(pi)