KSW fordert Neuaufstellung des Steuersystems

Verena Trenkwalder, Vorsitzende des Fachsenats für Steuer- und Sozialrecht am KSW. © KSW
Verena Trenkwalder, Vorsitzende des Fachsenats für Steuer- und Sozialrecht am KSW. © KSW

Das Institut für Facharbeit der Kammer der Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen (KSW) fordert in einem detaillierten Maßnahmenpapier die grundlegende Neuaufstellung des österreichischen Steuersystems. „Die neue Bundesregierung und das Parlament sind dringend gefordert. Wir brauchen so schnell wie möglich eine massive Reduktion der Steuerlast und eine Vereinfachung des Steuersystems“, so Verena Trenkwalder, die Vorsitzende des Fachsenats für Steuer- und Sozialrecht im Institut.

„Es geht vor allem um die Entlastung der Arbeitseinkommen, damit die Menschen wieder Vertrauen in die Zukunft haben und konsumieren. Österreich steckt im dritten Rezessionsjahr in Folge, die Insolvenzen steigen, Leitbetriebe wandern ab und damit gerät auch der Arbeitsmarkt unter Druck. Auch wenn das Budget konsolidiert werden muss – der Weg darf nicht über neue oder höhere Steuern führen. Die Politik muss jetzt energisch und verantwortungsvoll handeln, aber nicht nach Parteiinteressen entlang ideologischer Dogmen, sondern sachorientiert und kompetent.“ Die KSW vertritt die Interessen von mehr als 6.400 Steuerberater:innen und 2.000 Wirtschaftsprüfer:innen. Deren Expertise und Erfahrungen sind in das Maßnahmenpapier zu einer zukunftsgerichteten Steuerreform eingeflossen.

Standort Österreich “massiv unter Druck”

„Globale Entwicklungen setzen den Wirtschaftsstandort Österreich massiv unter Druck, dazu kommen hausgemachte Stressfaktoren: So weisen die OECD-Länder im Durchschnitt eine Abgabenquote von rund 34 % des Bruttoinlandprodukts auf, in Österreich liegt der Wert aber bei 43,1 %. Bei den Arbeitseinkommen klafft zwischen den Kosten der Arbeitgeber und dem Nettoverdienst der Arbeitnehmer:innen eine Lücke von 47,2 %, damit gehört Österreich laut einer OECD-Studie aus 2023 zu den Schlusslichtern. Auch bei der Wettbewerbsfähigkeit sind wir laut dem IMD World Competitiveness Yearbook von Rang 16 im Jahr 2020 auf Rang 26 heuer abgestürzt“, erläutert Trenkwalder.

Als zentrale Schwachstellen im österreichischen Steuersystem werden eine zu hohe Gesamtsteuerbelastung sowie zu hohe Personensteuern und Sozialversicherungsbeiträge kritisiert. Außerdem ist es zu komplex und verursacht damit unnötige Bürokratie. Die KSW formuliert in ihrem Maßnahmenpapier konkrete Vorschläge für Reformen und deren gesetzliche Umsetzung.

Eine weitere Forderung formuliert KSW-Präsident Herbert Houf: „Wenn wir den Wirtschaftsstandort Europa wieder stärken und trotzdem den ‚green deal‘ schaffen wollen, werden die Unternehmen Eigenkapital benötigen, das auch von Privaten kommt. In der Eurozone liegen über 8 Billionen Euro auf Sparkonten. Dieses Vermögen müssen wir als Chancenkapital mobilisieren, um innovative und ökologische Investitionen zu finanzieren. Warum auch immer, aber steuerliche Vorteile wirken dafür unserer Erfahrung nach als stärkster Anreiz.“

Dazu hat die KSW bereits konkrete Maßnahmen vorgeschlagen. „Seit langem reden wir über die fiktive Eigenkapitalverzinsung, die eine steuerliche Gleichstellung von Eigenkapital mit Fremdkapital bewirkt. Wenn Ausschüttungen oder Dividenden als Eigenkapital in die Unternehmen zurückfließen, sollte die bezahlte Kapitalertragsteuer rückerstattet werden. Kapitalgewinne könnte man (teilweise) steuerfrei stellen, wenn damit die richtigen Projekte finanziert werden. Und allenfalls erlittene Verluste müssen uneingeschränkt abzugsfähig sein“, formuliert Präsident Houf einige der Ideen.

Die zentralen Forderungen an die neue Regierung im Überblick:

  • Besteuerung an der Quelle basierend auf einer einheitlichen Bemessungsgrundlage
    sowie einem einheitlichen Steuersatz
  • Wirtschaftliche Entscheidungen von Unternehmen so wenig wie möglich beeinflussen
  • Keine Einführung neuer Steuern: besonders Vermögenssteuern könnten die
    Kapitalbildung bremsen
  • Entlastung der Arbeitseinkommen: mehr Nettoeinkommen bedeutet mehr Wohlstand
    und in weiterer Folge mehr Konsum
  • Steuerentlastung von Arbeitskosten
  • Weniger Bürokratie
  • Stärkung des Eigenkapitals in der Unternehmensfinanzierung: Die Mobilisierung
    privaten Vermögens als Eigenkapital für innovative Unternehmen kann zu
    Finanzierung des ‚green deals‘ beitragen
  • International konkurrenzfähiges Abgabenrecht
  • Umfangreiche Reform des Finanzstrafrechts

„In den nächsten Jahren entscheidet sich möglicherweise die wirtschaftliche Zukunft
Österreichs für Jahrzehnte. Auch im Pensionssystem tickt, wie wir wissen, eine Bombe“, so
Houf und Trenkwalder unisono. „Wenn wir unseren Wohlstand und sozialen Frieden nicht
gefährden wollen, brauchen wir eine mutige, strukturell neue Budget- und Steuerpolitik. Wir
hoffen, das wird von der künftigen Regierung ernst genommen.“

Hier finden Sie das Steuer-Reformpapier der KSW in der Kurz- und Langversion.

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