Eine aktuelle Studie zeigt, dass jeder dritte Arbeitnehmer keinen Inflationsausgleich gegen die steigenden Lebenshaltungskosten erhält, was die Wechselbereitschaft vieler Beschäftigter erhöht.
Der internationale Personaldienstleister Randstad hat in der repräsentativen Studie „Employer Brand Research 2024“ auch heuer wieder rund 4.400 Arbeitnehmer in Österreich zu den wichtigsten Faktoren bei der Wahl des Arbeitgebers und erstmals auch zum Thema „Inflationsausgleich“ befragt. Dabei zeigt sich: Jeder Dritte hat vom Arbeitgeber keinerlei Unterstützung zur Bewältigung der steigenden Lebenshaltungskosten erhalten. Jede:r Fünfte will in nächster Zeit den Job wechseln – bei jenen ohne Inflationsausgleich sogar jeder Zweite. Das Ranking der Top-Arbeitgeber aus Sicht potenzieller Bewerber:innen gewinnt wieder AVL List aus Graz, vor Siemens und der Salzburger Porsche Holding. Dank FACC, Voestalpine, Rosenbauer, BMW Österreich und Ordensklinikum Linz kommt heuer erstmals die Hälfte der zehn attraktivsten Arbeitgeber aus Oberösterreich.
Arbeitsplatzwechsel aufgrund zu geringem Lohn
Für die repräsentative Employer Branding-Studie, die weltweit in 32 Märkten durchgeführt wird, hat Randstad heuer 4.382 österreichische Arbeitnehmer zwischen 18 und 65 Jahren befragt. Sie spiegelt die Attraktivität der 150 größten Arbeitgeber auf dem heimischen Markt wider, die mindestens zehn Prozent der Bevölkerung bekannt sind. Die aktuelle Studie zeigt, dass „Gehalt und Benefits“ trotz eines leichten Rückgangs (minus 6 Punkte gegenüber 2023) noch immer die wichtigsten Kriterien bei der Wahl des Arbeitgebers darstellen und dass zudem ein fehlender Inflationsausgleich das Jobwechselverhalten der Arbeitnehmer:innen weiter befeuert. Im Vergleich zum Vorjahr bleibt die Wechselwilligkeit der Österreicher:innen unverändert hoch: Der Studie zufolge plant fast jeder Fünfte (18 Prozent), innerhalb der nächsten sechs Monate den Arbeitsplatz zu wechseln – vor allem aufgrund zu geringer Vergütung.
Jeder Dritte hat keinen Inflationsausgleich erhalten
Erstmals wurde in diesem Zusammenhang auch das Thema „Inflationsausgleich“ abgefragt. Jeder Dritte gab dabei an, vom Arbeitgeber keinerlei Unterstützung zur Bewältigung der steigenden Lebenshaltungskosten erhalten zu haben. Männer (16 Prozent) und Arbeitnehmer mit höherem Bildungsniveau (14 Prozent) erhielten häufiger eine vollständige Abdeckung der steigenden Kosten als Frauen (8 Prozent) und Arbeitnehmer mit niedrigem und mittlerem Bildungsniveau (8 bzw. 10 Prozent).
Dies setzt Arbeitgeber unter Druck, da Beschäftigte empfänglicher für bessere Gehalts- und Leistungsangebote anderer Unternehmen werden: „Arbeitnehmer, die keinen Inflationsausgleich erhalten haben, sind viel eher bereit, das Unternehmen zu wechseln (50 Prozent) als Arbeitnehmer:innen, die eine teilweise oder vollständige Entschädigung bekommen haben (35 Prozent)“, erklärt Bjørn Toonen, Managing Director von Randstad Österreich. Die allgemeine Teuerung wirkt sich nach wie vor stark auf die Gesamtzufriedenheit und Bindung der Mitarbeiter aus: Eine „zu niedrige Entlohnung aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten“ wird, so wie im Vorjahr, als Hauptgrund (38 Prozent) für den Austritt aus einem Unternehmen genannt.
Kluft zwischen aktuellem und idealem Arbeitgeber
Bei der Recherche nach neuen Beschäftigungsmöglichkeiten vertrauen die Arbeitssuchenden laut der Studie vor allem auf Jobplattformen (53 Prozent), das AMS (48 Prozent), persönliche Kontakte und Empfehlungen (38 Prozent) sowie auf Websites und Social Media-Auftritte der Unternehmen (36 bzw. 34 Prozent). Bei den Jobplattformen ist karriere.at bei weitem am beliebtesten, gefolgt von willhaben.at und jobs.com, bei den Social Media-Suchen werden vor allem Facebook und Instagram genutzt.
Was das gesuchte Profil des idealen Arbeitgebers betrifft, zeigt sich eine teils starke Diskrepanz zwischen den Leistungen, die der aktuelle Arbeitgeber tatsächlich bietet, und den Wünschen der Arbeitnehme: „Attraktives Gehalt und Sozialleistungen“ rangiert als wichtigster Wunsch ganz oben auf der Top Ten-Liste, während dieser Faktor bei der Bewertung des derzeitigen Arbeitgebers nur auf Platz neun landet. Zudem gehören in der Wahrnehmung des Arbeitgeberangebots die „Arbeitsplatzsicherheit“, eine „angenehme Arbeitsatmosphäre“, „Work-Life-Balance“ sowie die finanzielle Gesundheit zu den wichtigsten Kriterien für einen Wunsch-Arbeitgeber. „Unternehmen sind gut beraten, diese Erkenntnisse in den Aufbau ihrer Arbeitgebermarke einfließen zu lassen und die Lücke zwischen Wunsch und Realität rasch zu schließen“, empfiehlt Toonen.
AVL List aus Graz am attraktivsten
Und welche Unternehmen wirken auf Bewerber aktuell besonders anziehend? AVL List aus Graz wiederholt den Sieg aus dem Vorjahr und führt die Top Ten der attraktivsten Arbeitgeber 2024 vor Siemens und der Salzburger Porsche Holding an. Mit Infineon (Platz 4) und BMW Österreich (Platz 5) dominiert die Automobil- und Zulieferbranche die ersten fünf Plätze. Dank BMW Österreich, FACC, Ordensklinikum Linz, Rosenbauer und Voestalpine (Plätze 5 bis 9) stellt Oberösterreich heuer erstmals die Hälfte der zehn Top-Arbeitgeber – so viele wie kein anderes Bundesland. Borealis landet auf Platz 10. „Die Unterschiede in der Attraktivität zwischen den Branchen der besten Unternehmen sind jedoch relativ gering. Das bedeutet, dass die Arbeitgeber nicht nur innerhalb ihrer eigenen Branche, sondern oftmals auch mit anderen Branchen konkurrieren, wenn es darum geht, die talentiertesten Fachkräfte zu gewinnen“, so Toonen.
(pi)