Deloitte CFO Survey 2022: Trübe Stimmung unter europäischen Finanzvorständen

Die aktuelle Studie befragte rund 1200 CFOs in ganz Europa, darunter auch 60 österreichische Finanzvorstände.© Pixabay

Das Beratungsunternehmen Deloitte verwies bereits im Frühling auf trübe Aussichten für europäische Finanzvorstände. Diese wurden nun bestätigt und Pessimismus macht sich auch in Österreich breit. Das Zusammenspiel von Energiekrise, Arbeitskräftemangel sowie Ungewissheit der internationalen Wirtschaftsentwicklungen bieten auch weiterhin keine positiven Aussichten – trotz strategischer Maßnahmen der Unternehmen. 


Mit dem CFO Survey analysiert das Beratungsunternehmen Deloitte halbjährlich die Stimmung unter europäischen Finanzvorständen. Für die aktuelle Umfrage haben rund 1200 CFOs in ganz Europa, darunter auch 60 österreichische Finanzvorstände, ihre Meinung geteilt. Dabei zeigt sich: Die angespannte weltwirtschaftliche Lage ist deutlich spürbar. „In ganz Europa lässt sich ein merklicher Stimmungsabfall beobachten. Laut unserer Studie hat die Unsicherheit unter den europäischen Finanzvorständen ein Rekordhoch erreicht“, erklärt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich. Im Vergleich zu Nachbarstaaten wie der Schweiz (90 %) oder Deutschland (85 %) befindet sich das Unsicherheitsniveau hierzulande mit 63 % im europäischen Mittelfeld.

Neben dem anhaltenden Fachkräftemangel (72 %) bereiten den österreichischen Befragten derzeit vor allem die unklaren Konjunkturaussichten (69 %), in die Höhe schnellende Strom- und Gaspreise (59 %) sowie geopolitische Risiken (56 %) große Sorgen. Die noch vor einem Jahr dominierenden Risikofaktoren COVID-19 und Klimawandel haben angesichts der aktuellen Lage an Bedeutung verloren.

Steigende Inflationsrate bereitet Kopfzerbrechen

Die Folgen des Ukraine-Krieges sind für die europäische Wirtschaft enorm. Eine zeitnahe Entlastung ist nicht in Sicht: Im kommenden Jahr rechnen die CFOs hierzulande mit einer Inflationsrate von 8 %, für die Eurozone werden 6 % erwartet. Mit dieser Prognose zeigen sich die österreichischen Befragten im Europavergleich besonders pessimistisch. Nur in Griechenland erwartet man noch höhere Inflationsraten.

Die heimischen Unternehmen begegnen der aktuellen Lage mit Pragmatismus. Um die Auswirkungen der Inflation abzufedern, ist die Weitergabe der gestiegenen Kosten an die Endverbraucherinnen und -verbraucher sowohl in Österreich als auch europaweit die gängigste Strategie. Die Reduktion der Energienutzung sowie die Fokussierung auf Märkte, Produkte oder Dienstleistungen mit höheren Margen stehen hierzulande ebenfalls hoch im Kurs. „Trotz aller Bemühungen können die Unternehmen die finanzielle Mehrfachbelastung auf Dauer nicht alleine schultern. Was es jetzt braucht, sind EU-weite wirtschaftspolitische Interventionen, um die derzeit vorherrschende fragile Situation abzumildern“, ergänzt Marterbauer.

Investitionen verlieren an Bedeutung

Die unsichere Lage macht sich auch bei der Investitionsbereitschaft bemerkbar. So rechnet mit 86 % die deutliche Mehrheit der österreichischen Befragten in nächster Zeit mit einer Verschlechterung des Investitionsklimas. Nur 14 % glauben, dass der aktuelle Status quo bestehen bleibt – im heurigen Frühjahr waren es immerhin noch 25 %.

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass aktuell nur rund ein Viertel der österreichischen Betriebe ernsthaft darüber nachdenkt, seine Investitionen zu erhöhen. Digitalisierung (92 %), das Wachstum in bestehenden Märkten (85 %) und die Akquisition neuer Talente (83 %) haben aktuell strategische Priorität. Auch das Thema Nachhaltigkeit (79 %) ist mittlerweile zu einem bedeutenden Bestandteil der Unternehmensstrategien geworden.

Aussichten für die kommenden Monate sind pessimistisch

Die Unternehmen kämpfen derzeit mit Krisen auf allen Ebenen, dementsprechend negativ sind die Geschäftsaussichten. Die Mehrheit (56 %) der Finanzchefs ist laut eigenen Angaben hinsichtlich der finanziellen Erfolgsaussichten pessimistischer geworden. Damit sind die österreichischen CFOs nur minimal positiver eingestellt als der Europaschnitt (60 %).

Zumindest hinsichtlich der Umsatzentwicklung ist die Einschätzung etwas besser: Fast ein Fünftel der heimischen Befragten geht von einem starken Anstieg der Umsätze aus, 41 % rechnen mit einem leichten Plus. Ein Drittel erwartet im nächsten Jahr jedoch einen Umsatzrückgang.

„Die Entwicklung der letzten Monate hat bei den Finanzvorständen keine Freudensprünge ausgelöst. Nach den überstandenen Corona-Lockdowns wollten im Vorjahr viele Unternehmen endlich auf expansive Maßnahmen setzen. Jetzt wurden sie erneut in die Defensive gezwungen. Mit gezielter Unterstützung werden sie aber auch diese Krise überstehen – der Ball liegt bei der Politik“, resümiert Gerhard Marterbauer.

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