China hat unzählige Wohnungen, die entweder gar nicht fertiggestellt werden oder dessen Fertigstellung verzögert. Die finanzielle Abhängigkeit von Bauträgern sowie die Covid-19-Pandemie sind maßgebende Gründe für diese Problematik.
In China gibt es rund 20 Millionen Einheiten vorverkaufter Wohnungen, die nicht weitergebaut werden oder deren Fertigstellung sich verzögert. Das schätzt Ting Lu, Chefökonom für China beim Finanzdienstleister Nomura. Seiner Meinung nach ist eine gewaltige Finanzspritze in Höhe von 3,2 Billionen Yuan (440 Milliarden Dollar) nötig, um diesen stillgelegten Behausungen Leben einzuhauchen.
Gesellschaftliches Problem der sozialen Stabilität
Ein beachtlicher Teil der unfertigen Immobilien ist von Country Garden entwickelt worden, ein Unternehmen, das noch 2018 zu den 500 wertvollsten Unternehmen der Welt gehörte, seit einiger Zeit jedoch mit massiven finanziellen Problemen kämpft. Lus Bericht enthält eine deutliche Warnung: Längere Verzögerungen bei der Fertigstellung von Wohnungen könnten sich im kommenden Jahr zu einem gesellschaftlichen Problem entwickeln.
Hauskäufer könnten zunehmend unruhig werden, weil der Immobiliensektor ins Wanken geraten ist und Kreditprobleme zunehmen. Nomura schätzt, dass sich diese Verzögerung bei den Hauslieferungen in ein umfassenderes Problem der sozialen Stabilität verwandeln könnte, was Peking dazu veranlassen könnte, die politische Unterstützung als entscheidende Maßnahme zur Wiederherstellung des Vertrauens sowohl in den Immobilienmarkt als auch in die Gesamtwirtschaft auszuweiten.
Finanzielle Abhängigkeiten
Die Wurzeln der massiven Probleme gehen auf das Vorgehen Pekings im Jahr 2020 gegen die übermäßige finanzielle Abhängigkeit von Bauträgern aufgrund von Krediten zurück, was zu einer Finanzierungskrise führte. Im darauffolgenden Jahr erschwerten die zahlreichen COVID-19-Einschränkungen die Baumaßnahmen zusätzlich. Ausgehend von einem 20-prozentigen Volumenwachstum bei der Fertigstellung neuer Häuser im laufenden Jahr, werden die Bauträger möglicherweise nur 48 Prozent der vorab verkauften Wohnungen fertigstellen, so Nomuras Prognose.
Das in Kombination mit finanziellen Turbulenzen bei Bauträgern und der drohenden sozialen Instabilität stellt eine gewaltige Herausforderung für den chinesischen Immobiliensektor dar. Die Notwendigkeit eines entschiedenen politischen Eingreifens Pekings zeichnet sich ab, während das Land die schwierige Aufgabe bewältigt, das Vertrauen in den zentralen Immobilienbereich wiederherzustellen und für Stabilität in anderen Sektoren der Wirtschaft zu sorgen.
(pi)