Weibliche CEOs sind oftmals risikofreudiger bei Akquisitionen als Männer. Das Verhalten der weiblichen Führungskräfte ist abhängig von den gegeben Bedingungen.
Weibliche Vorstandsvorsitzende großer Unternehmen tätigen im Schnitt zwar weniger Akquisitionen als Männer – ein wichtiger Maßstab für strategische Entscheidungen. Doch wenn sie im öffentlichen Rampenlicht stehen, gilt das nicht mehr, besagt eine Studie von Timothy Hannigan von der Alberta School of Business. Details sind im “Strategic Management Journal” nachzulesen.
Hoher Umfang bei Akquisitionen
“Viele akquirieren, und einige davon in erheblichem Umfang”, schreiben die Autoren und verweisen auf die ehemalige Yahoo-CEO Marissa Mayer, die innerhalb von vier Jahren 53 Unternehmen für mehr als zwei Milliarden Dollar erwarb, auf Hewlett-Packard-CEO Carly Fiorina, die Compaq für 25 Milliarden Dollar kaufte, und auf Ginni Rometty von IBM, die Red Hat für 34 Milliarden Dollar in den Konzern integrierte.
“Wir zeigen, dass der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen CEO-Akquisitionen in einem Umfeld mit hoher Aufmerksamkeit – in Form von dynamischen Branchenbedingungen, intensiver Medienberichterstattung oder starker Vormachtstellung im Vorstand – verschwindet”, schreiben die Autoren.
Verhalten abhängig von Bedingungen
Das von Daniel Gamache von der University of Georgia geleitete Team hat die Zahl und die Kaufpreise bei Übernahmen in etwa 1.700 Unternehmen untersucht und über 10.000 Beobachtungen gesammelt. Hannigan, der vom Oxford Centre for Corporate Reputation, wo er als Postdoktorand tätig war, zu dem Team stieß, setzte die KI-generierte Datenplattform “RavenPack” ein, um die Medienberichterstattung über weibliche CEOs zu untersuchen.
Ergebnis: Alle Führungspositionen sind zwar mit einem hohen Maß an Aufmerksamkeit verbunden. Dennoch kann das grelle Rampenlicht einen unterschiedlichen Einfluss aufs weibliche Geschlecht haben. “Wenn Frauen weniger unter Beobachtung stehen und die Zeit und geistige Energie haben, Akquisitionen sorgfältig zu prüfen, werden sie oft Gründe finden, sie zu blockieren oder langsamer zu machen. Doch wenn sie unter Druck geraten, lassen sie sich auf Bewertungsprozesse ein, die denen von männlichen CEOs ähnlicher sind”, sagt Hannigan.
“Zu sagen, dass Frauen konservativ sind und einfach so geboren wurden, ist nicht sehr hilfreich. Die Tatsache, dass sich ihr Verhalten je nach den Bedingungen ändert, spricht für die Dynamik weiblicher CEOs und ihre Handlungsweise”, betont Gamache.
(pi)