Das Leitprojekt „PhysICAL“, kurz für: Physical Internet through Cooperative Austrian Logistics, schafft die nötigen Grundlagen für eine flächendeckende Umsetzung des Physical Internet in Österreich. Dabei werden konkrete Maßnahmen zur Reduktion von CO2 im Transport erarbeitet und in Demonstrationsprojekten umgesetzt.
Im Jahr 2020 mit einer Laufzeit von vier Jahren gestartet, hat das vom Bundesministerium für Klimaschutz (BMK) geförderte Leitprojekt nun seine Halbzeit erreicht. Anlässlich dieses Meilensteins fanden sich auf Einladung des Konsortialführers Fraunhofer Austria und Fördergebers BMK mehr als 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Bereichen der Transportlogistik sowie Gäste aus Politik und Wirtschaft im Festsaal des BMK ein. Die Projektpartner präsentierten ihre Zwischenergebnisse, während externe Keynote Speaker das Programm mit einer europäischen Perspektive und ihrem Blick auf aktuelle Trends bereicherten.
Das Physical Internet steht für eine tiefgreifende Reorganisation des Güterverkehrs und der Logistik und es ist eines der vielversprechendsten Konzepte, um Effizienz und Nachhaltigkeit in der Transportlogistik zu steigern. Im Physical Internet werden Waren im internationalen Güterverkehr so organisiert wie Daten im digitalen Internet. Waren nehmen den effizientesten Weg durch das Transportnetzwerk, werden an Knotenpunkten umgeschlagen und durch kooperative Logistik gebündelt transportiert. Die Effizienz lässt sich so um bis zu 30 Prozent verbessern, gleichzeitig werden Staus, Emissionen und der Energieverbrauch um bis zu 30 Prozent reduziert. Grundlage dafür sind offene und gemeinsam unternehmensübergreifend genutzte Plattformen sowie die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur, Transportmitteln und modularen Behältern.
17 Projektpartner involviert
17 Projektpartner erarbeiten im Projekt PhysICAL Lösungen für eine kooperative Logistik. Kernstücke des Projekts sind vier Piloten, anhand derer gezeigt wird, dass das Physical Internet der österreichischen Transportwirtschaft einen ökonomischen Vorteil und zugleich der Gesellschaft einen ökologischen und sozioökonomischen Nutzen bringt. Alle vier Piloten können bereits handfeste Zwischenergebnisse vorweisen. Im Piloten „smarte Holzlogistik“ etwa ist die Produktentwicklung für das erforderliche modulare und smarte Transportgebinde bereits abgeschlossen. Ein konkretes Konzept liegt vor, sodass im Oktober bereits mit der Fertigung der Prototypen des Gebindes begonnen werden kann. Der Pilot „Offene Transport-Management-Plattform“ konnte auf der Plattform IMSLOT aufbauen und diese bereits erfolgreich hinsichtlich einer Darstellung des Carbon Footprint je intermodaler Relation erweitern. Die Funktion wurde mit dem 31.05.22 live geschalten. Auch vom digitalen Zwilling, einem Kernstück des Projekts, konnte sich das Publikum anhand eines interaktionsfähigen Prototypen selbst ein Bild machen. Im Piloten „Supply Chain 3.0“ wurde das virtuelle Handelshaus präsentiert, und von Seiten des Piloten „Neue letzte KEP – Meile“ gab es eine Paketbox zu sehen, die von den Gästen aus nächster Nähe inspiziert werden durfte.
„Das BMK hat große Erwartungen an das Leitprojekt, was die Effizienzsteigerung in der Logistik bei gleichzeitiger Reduktion von Stau, Emissionen und Energieverbrauch betrifft: Durch PhysICAL sollen Wissens- und Lösungsbausteine zur kooperativen Logistik mit vier Piloten in vier unterschiedlichen Branchen in Österreich in die Verbreitung kommen und langfristig Veränderungen hin zu einer klimaneutralen Gütermobilität bewirken”, sagt Sarah Bittner-Krautsack, interimistische Abteilungsleiterin am BMK.
Sandra Stein von Fraunhofer Austria, Konsortialführerin des Projekts, erwähnte in ihrer Rede insbesondere den aktuellen Bericht des Rechnungshofes „Klimaschutz in Österreich – Maßnahmen und Zielerreichung 2020“, der prognostiziert, dass Österreich seine Klimaziele weit verfehlen wird. Sollten nicht in kürzester Zeit verbindliche Maßnahmen zur Reduktion von CO2 gesetzt werden, drohen Österreich bis 2030 Strafzahlungen in der geschätzten Höhe von 9,2 Milliarden Euro. „9,2 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung zur Reduktion von Treibhausgasemissionen zu investieren macht eindeutig mehr Sinn, als Steuergelder zum Ankauf von Emissionszertifikaten zu verschwenden.“