Während sich die Geschäftslage rückläufig entwickelt, bleibt das heimische Zahlungsverhalten größtenteils auf Kurs. Jedoch ist ein Abwärtstrend im nächsten Jahr zu erwarten.
Aktuell wird in Österreich jede sechste Rechnung zu spät bezahlt. Trotz anhaltender wirtschaftlicher Turbulenzen bleibt die Zahlungsmoral damit im Vergleich zum Vorjahr stabil. Doch wie die Ergebnisse der aktuellen Austrian-Business-Check-Umfrage zeigen, dürfte es sich dabei um die Ruhe vor dem Sturm handeln. Denn knapp die Hälfte der Befragten erwartet eine Verschlechterung des Zahlungsverhaltens im nächsten Jahr. Nicht nur Geschäftslage und Umsatzentwicklung der Unternehmen zeigen nach unten, sondern auch die Auftragslage rasselt häufig in den Keller. Auch, weil laut KSV1870 Umfrage rund die Hälfte der Privaten weniger kauft bzw. weniger Geld ausgibt als im Vorjahr.
Umsatzentwicklung der Unternehmen verschlechtert sich
Laut aktueller Austrian-Business-Check-Umfrage des KSV1870 bewerten nur noch 49 Prozent der heimischen Betriebe ihre derzeitige Geschäftslage mit „sehr gut“ oder „gut“. Das entspricht einer Verschlechterung von acht Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Parallel dazu zeigt die Umsatzentwicklung der Unternehmen tendenziell nach unten: So ist der Anteil von Betrieben mit rückläufigen Umsätzen innerhalb eines Jahres von 19 auf 31 Prozent angewachsen. Im Gegensatz dazu berichten nur noch 35 Prozent von einer steigenden Entwicklung – im Vorjahr waren es noch 47 Prozent.
„Die aktuellen Ergebnisse lassen nur wenig Gutes vermuten. Zudem beobachten wir, dass es für die Unternehmen immer schwieriger wird, die vorhandene Nachfrage in konkrete Aufträge umzumünzen. Hier gibt es einen Graben, der sich zwangsläufig negativ auf die Umsätze auswirkt“, erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG. Es ist somit wenig überraschend, dass die angespannte Kostensituation den meisten Betrieben das größte Kopfzerbrechen bereitet. Dahinter folgen der akute Personalmangel und „politische Unsicherheiten“, die sich etwa in neuen Richtlinien bzw. gesetzlichen Einschränkungen oder der innenpolitischen Lage manifestieren.
Geringere Anzahl an Aufträgen
Aufgrund der deutlich höheren Kosten sahen sich zuletzt 81 Prozent der Betriebe gezwungen, steigende Preise zumindest teilweise an ihre Konsumenten weiterzugeben – 22 Prozent taten dies in vollem Ausmaß. Mit der Folge, dass sich die Auftragslage bei rund der Hälfte der Betriebe verschlechtert hat. Während 30 Prozent von einem geringeren Auftragsvolumen sprechen, verzeichnen 17 Prozent eine geringere Anzahl an Aufträgen. Weitere sieben Prozent haben Faktoren wie die Stornierung bereits fixierter Aufträge oder die Nachverhandlung von Preisen erwähnt.
„Ganz besonders der Handel, die Bauwirtschaft und die Gastronomie/Beherbergung haben mit einer stark rückläufigen Auftragslage zu kämpfen. Dabei bereitet vor allem die Situation am Bau große Sorgen. Zwar sind die Auftragsbücher zur Stunde noch halbwegs gefüllt, doch das sieht in den kommenden Monaten und im Jahr 2024 ganz anders aus“, so Vybiral, der ergänzt: „Angesichts der Gesamtsituation war es nur eine Frage der Zeit, bis die Zahl jener Unternehmen sinkt, die ein Geschäftsjahr mit Gewinn abschließen. Dieser Moment ist nun erreicht.“ Während im Jahr 2021 noch 63 bzw. im Vorjahr 62 Prozent positiv resümierten, so sind es heuer 56 Prozent.
Jede sechste Rechnung wird zu spät bezahlt
Wie der Austrian Business Check belegt, attestieren nach wie vor 66 Prozent der Betriebe (2022: 70 Prozent) Österreich ein gutes Zahlungsverhalten. Doch das sind um zehn Prozentpunkte weniger als noch vor zwei Jahren. Parallel dazu ist in den vergangenen beiden Jahren der Anteil an jenen angewachsen, die eine Verschlechterung erkennen – und zwar von sieben auf 18 Prozent. „Quer über alle Branchen hinweg wird in Österreich aktuell jede sechste Rechnung zu spät bezahlt“, erklärt Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH.
Was den Faktor Pünktlichkeit betrifft, haben sich der Bund (78 Prozent zahlen pünktlich) um fünf Prozentpunkte und die Länder (78 Prozent) um einen Prozentpunkt verschlechtert. Während sich die Privaten (88 Prozent) auf Vorjahresniveau bewegen, haben sich sowohl Firmenkunden
(79 Prozent) als auch die Gemeinden (85 Prozent) geringfügig um jeweils einen Prozentpunkt verbessert.
Verschlechterung des Zahlungsverhalten zu erwarten
Wenn es um die tatsächliche Zahlungsdauer geht, haben sich die Firmenkunden um einen Tag auf 26 Tage verschlechtert und die Länder (33 Tage) um einen Tag verbessert. Private mit 13 Tagen, der Bund (34 Tage) und die Gemeinden (25 Tage) erreichten ihr Vorjahresergebnis. Heruntergebrochen auf die einzelnen Bundesländer verzeichnen sowohl bei den Firmen- (31 Tage) als auch bei den Privatkunden (16 Tage) die Tiroler die längste Zahlungsdauer. Am schnellsten sind die Vorarlberger Firmen (24 Tage) und Privatpersonen aus der Steiermark mit elf Tagen. 43 Prozent der Unternehmen erwarten, eine Verschlechterung des Zahlungsverhalten im nächsten Jahr.
Finanzieller Spielraum von Privaten kleiner
Eines zeigt die aktuelle KSV1870 Umfrage deutlich: Der finanzielle Spielraum vieler Privathaushalte wird kleiner. Im Vergleich zum Vorjahr kauft rund die Hälfte der Privaten (51 Prozent) weniger ein bzw. gibt weniger Geld aus. Darüber hinaus ist es für 53 Prozent der Betriebe zuletzt schwieriger geworden, Konsumenten zum Zahlen zu bewegen. „Die vergangenen Jahre waren nicht einfach und die Schwierigkeiten sind nach wie vor allgegenwärtig. Immer mehr Private haben damit zu kämpfen, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Zwar gehen die Haushaltsrechnungen aktuell mehrheitlich noch auf, doch die Unternehmen müssen schon jetzt Rechnungen häufiger nachlaufen als noch vor einem Jahr“, so Koch.
(pi)