Der Erdgas-Krise fehlt es an Kooperation

Die Erdgas-Krise benötigt Kooperationen innerhalb Europas anstatt Egoismus. ©Pixabay

Die Energiekrise innerhalb Europas aufgrund des Wegfalls des russischen Erdgas ist nur mithilfe von Kooperation lösbar. Momentan ist der Egoismus der einzelnen Ländern jedoch vorherrschend.

Nur solidarisches Zusammenarbeiten der Länder in Europa im Bereich Erdgas kann eine dauerhafte Energiekrise angesichts weiter bestehender Sanktionen gegen Russland abwenden. Zu dem Schluss kommen Forscher der ETH Zürich  (ETHZ) in neuen Modellrechnungen.

“Die Last gleichmäßig zu verteilen, indem man freiwillig die Nachfrage reduziert, ist wesentlich weniger schmerzhaft, als wenn ein Land unfreiwillig die Nachfrage massiv reduzieren muss, weil keine Energie verfügbar ist”, sagt Jacob Mannhardt, Erstautor der Studie.

Bilaterale Abkommen essentiell

Die Ökonomen schlagen bilaterale Abkommen vor. Dies würde beinhalten, dass ein Land seinen Energiebedarf freiwillig senkt, um andere Länder mit Gas zu versorgen, wenn diese es dringend benötigen. Bis jetzt gibt es in Europa bloß acht solcher Abkommen, konstatieren die Schweizer Wirtschaftsexperten.

Der solidarischen Zusammenarbeit gegenüber steht Egoismus. Länder wie Deutschland, Belgien und die Niederlande würden damit besser fahren und hätten mehr Gas zur Verfügung. Dadurch würde allerdings das Gas in anderen Ländern knapp. Leidtragende wären vor allem Länder im Osten des Kontinents: von Finnland über das Baltikum bis in den Balkan, heißt es.

Versorgungswege in Europa haben sich verändert

Hauptgrund dafür ist, dass sich nach dem Wegfall von russischem Gas die Versorgungswege in Europa grundlegend verändert haben. Zuvor belieferte Russland die Länder im Osten Europas inklusive Finnland. Dieses grenzt zwar an das erdgasfördernde Norwegen, doch es gibt keine Gaspipeline zwischen den beiden nordischen Staaten.

Spanien als größter Umschlagplatz

Nun hat Europa das russische Gas vor allem mit Flüssigerdgas (LNG) kompensiert, das per Schiff primär aus den USA, Katar und Nigeria angeliefert wird. Die meisten Häfen zum Umschlag von LNG liegen am Atlantik und am Mittelmeer, mit Spanien als größtem Umschlagplatz. Weiterhin hoch bleiben die Produktion in Norwegen sowie Importe aus Algerien, die über Pipelines nach Spanien und Italien gelangen, stellen die Forscher fest.

Ausfallendes Erdgas aus Russland als Problemquelle

Die Forscher haben berechnet, dass sich 15 Prozent des ausfallenden russischen Erdgases auch kompensieren ließen, wenn Gaskraftwerke abgeschaltet und Strom stattdessen wieder vermehrt mit Kohle produziert würde. Allerdings würden dadurch die Treibhausgasemissionen in den Bereichen Strom-​ und Wärmeerzeugung um fünf Prozent steigen.

(pi)

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