Open-Data: Österreich verliert Spitzenranking

Hatte Österreich im Vorjahr noch einen Reifegrad von 92 Prozent bei Open-Data-Initiativen, sind es 2022 nur mehr 79 Prozent. © Pixabay

85 Prozent der EU-Mitgliedsstaaten wollen stärker messen, wie offene Datensätze mit hohem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wirkungspotenzial verwendet werden. Das zeigt die achte Ausgabe des Open Data Maturity Reports von Capgemini. Hatte Österreich im Vorjahr noch einen Reifegrad von 92 Prozent bei Open-Data-Initiativen, sind es 2022 nur mehr 79 Prozent.

Der durchschnittliche Reifegrad offener Daten liegt in den 27 EU-Mitgliedstaaten über alle vier gemessenen Dimensionen hinweg – Policy, Impact, Portal und Qualität – bei 79 Prozent. Österreich spiegelt diese Bewertung wider und liegt mit 79 Prozent Reifegrad im europäischen Mittelfeld. Besonders gute Werte hält Österreich im Bereich Portal (Österreich: 90 Prozent, EU-Durchschnitt: 83 Prozent). In dieser Kategorie wird die Qualität öffentlicher Portale von Behörden und die Datenverwendung bewertet.

Die Studie, die von der Europäischen Kommission und dem Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union in Auftrag gegeben wurde, analysiert die Fortschritte europäischer Länder bei der Veröffentlichung und Weiterverwertung offener Daten. An der diesjährigen Studie nahmen 35 Länder teil, darunter die 27 EU-Mitgliedstaaten, 3 EFTA-Länder (Norwegen, Schweiz, Island), 4 Kandidatenländer (Albanien, Montenegro, Serbien, Ukraine) sowie Bosnien und Herzegowina.

Der diesjährige Bericht identifiziert drei zentrale Open-Data-Trends in Europa:

  1. Durch die Nutzung offener Daten und den Austausch von Erfahrungen könnten die europäischen Länder besser auf sozioökonomische Herausforderungen reagieren.

Die Verfügbarkeit offener Daten für die Entwicklung von Statistiken, Dashboards oder Warnanwendungen hat dazu beigetragen, dass sich die EU-Mitgliedstaaten von der Herausforderung der Pandemie erholen konnten. Neben den neuen sozioökonomischen Folgen des Kriegs in der Ukraine stehen viele europäische Länder vor ähnlichen Herausforderungen: Mangelndes Personal und kaum finanzielle Mittel für die Weiterentwicklung von Open Data, Schwierigkeiten bei der Koordinierung zwischen verschiedenen Regierungsebenen, sowie geringe Anreize für eine breitere Öffentlichkeit offene Daten zu nutzen. 

Ein grenzüberschreitender Erfahrungsaustausch zwischen den europäischen Ländern könnte dazu beitragen aktuelle Herausforderungen zu lösen. Beispielweise können offene Daten dafür genutzt werden, den Energieverbrauch zu überwachen oder die Integration Geflüchteter aus der Ukraine in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.

  1. Die Wirkung offener Daten zu messen ist eine Priorität für EU-Mitgliedstaaten, aber auch eine Herausforderung.

Der Report bescheinigt den europäischen Ländern ein hohes strategisches Bewusstsein für Open Data. Es hat für sie hohe Priorität zu erfassen, wie offene Daten genutzt werden und welche Wertschöpfung daraus entsteht. Bei der Analyse, wie offene Daten weiterverwertet werden, sind die Länder bereits recht weit fortgeschritten (EU-Durchschnitt: 75 Prozent, ähnlich wie im vergangenen Jahr). Die Wirkung von Open-Data-Nutzung zu erfassen, insbesondere aus wirtschaftlicher Sicht, scheint für sie derzeit allerdings noch schwieriger zu sein.

  1. Die EU-Mitgliedstaaten bereiten sich auf die Durchführungsverordnung über hochwertige Datensätze vor.

Obwohl die Verordnung noch nicht veröffentlicht wurde, arbeiten 96 Prozent der EU-Mitgliedstaaten daran, Datenbereiche zu identifizieren, die eine hohe wirtschaftliche und gesellschaftliche Wirkung haben könnten und bei der Veröffentlichung offener Daten priorisiert werden sollten. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Statistik, Geodaten, Erdbeobachtung und Umwelt sowie für meteorologische Daten. 85 Prozent der EU-Mitgliedstaaten bereiten sich bereits darauf vor, den Wiederverwendungsgrad hochwertiger Datensätze zu überwachen und zu messen. Alle Länder beabsichtigen, diese Datensätze auf ihrem Portal zu bewerben, oder tun dies bereits. 63 Prozent bereiten sich darauf vor, die Interoperabilität mit verfügbaren Datensätzen aus anderen Ländern zu gewährleisten.

“Offene Daten so bereitzustellen, dass daraus ein positiver wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Effekt erzielt werden kann, ist in ganz Europa das höchste Ziel der Open-Data-Initiativen“, kommentiert Martina Sennebogen, Managing Director von Capgemini in Österreich. „Es ist bemerkenswert, welchen Fokus die meisten EU-Länder derzeit auf das Verständnis und die Wiederverwendung offener Daten legen, und wie sie sich aktiv auf das Monitoring hochwertiger Datensätze vorbereiten. Österreich hinkt in diesem Jahr bei Implementierungsoffensiven leider etwas hinterher und hat so das Spitzenranking vom Vorjahr eingebüßt.“

Frankreich als „Trendsetter“ an der Spitze

Das nachstehende Diagramm ordnet die Länder nach ihrem Reifegrad in vier Kategorien ein: „Beginner“, „Follower“, „Fast Tracker“ und „Trend Setter“. Ähnlich wie im Jahr 2021 führt Frankreich die Rangliste mit einem Reifegrad von 97 Prozent an. Daneben zählen die Ukraine, Polen, Irland, Zypern, Estland, Spanien und Italien zu den „Trendsettern“.

Die Mehrheit der an der Studie teilnehmenden Länder hat einen Reifegrad von mehr als 65 Prozent. In der Gruppe der „Fast Tracker“ sind die Unterschiede zwischen den Ländern gering, und liegen in einem Bereich von drei Prozentpunkten (88 bis 91 Prozent). Wurde Österreich 2021 noch als „Fast Tracker“ gerankt, reichte es heuer aufgrund des Durchschnittswerts von 79 Prozent nur mehr für den „Follower“-Status.

Weitere Informationen zu data.europa.eu und zu den Reports finden Sie hier:

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