Länder, die ihre Schulden verschleiern riskieren finanzielle Instabilität und schaden nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Kreditgeber. Eine Studie zeigt, dass die Staatsverschuldung weltweit oft um etwa ein Prozent des BIP zu niedrig angegeben wird, was einer versteckten Summe von einer Billion Dollar entspricht und Risiken für Investitionen sowie die globale Finanzstabilität erhöht.
Länder, die ihre Staatsverschuldung verheimlichen, schaden sich selbst, ihren Bürgern und ihren Kreditgebern, sagen Wirtschaftswissenschaftler der University of Notre Dame. Hintergrund ist die Tatsache, dass die globale Staatsverschuldung bald das weltweite BIP einholen und wahrscheinlich bis 2030 erreichen wird, so Befürchtungen von Ökonomen des Internationalen Währungsfonds. Wegen der oft versteckten Schulden könnte es am noch schlimmer kommen, warnen die Forscher.
146 Länder im Blick
Versteckte Schulden sind das Ergebnis böswilliger Absichten oder Korruption, der Angst vor einer Überprüfung durch Kreditgeber oder einfach Buchhaltungsfehler. Zu hohe Schulden hindern Regierungen daran, in die Dinge zu investieren, die ihre Bürger am dringendsten benötigen, darunter Infrastruktur, Gesundheitsversorgung und Bildung.
Kommen die versteckten Schulden ans Tageslicht, sind die Folgen nicht nur für die Länder selbst fatal, sondern auch für diejenigen, die ihnen Kredite gewähren. Das kann zu höheren Zinssätzen für Kreditnehmer und niedrigeren Rückzahlungsquoten für Kreditgeber führen, heißt es. Insgesamt hat eine solche Praxis negative Auswirkungen auf die globale Finanzstabilität und das Wohlergehen der Verbraucher, warnen die Forscher in Notre Dame.
Schulden untererfasst
Cesar Sosa-Padilla, außerordentlicher Professor für Wirtschaftswissenschaften, und Kollegen der Universitäten Hamburg und Duisburg-Essen haben die Datenbank “International Debt Statistics” der Weltbank genutzt, um die Genauigkeit der gemeldeten Schuldenstände über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren für 146 Entwicklungs- und Schwellenländer zu erfassen. Sie registrierten die Veränderungen der Angaben von Schulden, die auf Fehler hinwiesen.
Dabei stellten sie fest, dass die Staatsverschuldung durchweg und flächendeckend untererfasst ist – um durchschnittlich ein Prozent des BIP jedes Landes, was insgesamt einer Bio. Dollar an versteckten Schulden in allen Ländern und Jahren entspricht und mehr als zwölf Prozent der gesamten Auslandsverschuldung aller Länder in der Stichprobe der Studie ausmacht. Enthüllungen über versteckte Schulden machten Investitionen in ausländische Anleihen viel riskanter als ursprünglich angenommen und damit unwahrscheinlicher.
Bei öffentlich gehandelten Anleihen und von der Weltbank bereitgestellten Darlehen kommt es seltener zu Falschmeldungen, da diese Schulden konsequent offengelegt werden. Die größten Korrekturen der jährlichen Schuldenstände treten in weniger transparenten Märkten auf, zum Beispiel bei geliehenen Geldern von privaten Kreditgebern in Form von Bankkrediten oder von Regierungen als bilaterale Darlehen.
(pi)