Gemeinsam mit Board Search hat das Online Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent über 200 Geschäftsführer, Eigentümer, Aufsichtsräte & Co. zur Wichtigkeit von Top-Führungskräften für den Unternehmenserfolg, aber auch die Auswirkungen von Fehlbesetzungen und -entscheidungen befragt.
„Echte Autorität ist nicht Hierarchie und Machtausübung, sondern Vorbild und Beispiel“, bringt der Ökonom Peter Drucker gutes Führungsverhalten auf den Punkt. Wie wesentlich ein kompetentes Top-Management ist, um als Organisation konkurrenzfähig zu sein, zeigt die aktuelle Studie unter heimischen Top-Entscheidungsträger. „Die Einschätzung unseres Board Member Networks könnte in Bezug auf die Relevanz von Top-Führungskräften nicht eindeutiger sein. 9 von 10 erachten das Top-Management als sehr wichtig für den Unternehmenserfolg“, resümiert Josef Fritz, Geschäftsführender Gesellschafter der Board Search GmbH. Die arbeitende Gesamtbevölkerung bewertet die Bedeutsamkeit des Top-Managements etwas weniger deutlich. Hier vergeben 47% die Bestnote von „sehr wichtig“, ein weiteres Drittel schätzt die oberste Führungsriege als „eher wichtig“ ein.
Leader brauchen vor allem Soft Skills
Effektive Führungspersonen sind in der Lage, ihre Teams zum Erreichen ihrer Ziele zu führen und gleichzeitig ein positives und produktives Arbeitsumfeld zu fördern. Um für den Lead geeignet zu sein, muss man an Rüstzeug daher vor allem hervorragende „soft skills“ mitbringen. Jeweils 85% der Board Member Befragten sind der Überzeugung, dass die richtige Persönlichkeit und gute soziale Kompetenz für eine Führungskraft unerlässlich sind. Fachliche Kompetenz und Know-how bewertet hingegen nur ein Drittel als „sehr wichtig“. In der berufstätigen Gesamt-Bevölkerung werden die „soft skills“ zwar ebenfalls als besonders gewichtig wahrgenommen. Dass ihre Vorgesetzten fachliches Know-How mitbringen, ist für die Arbeitnehmer aber ebenfalls entscheidend (64%).
- 9 von 10 befragten Top-Führungskräften bewerten das Top-Management als „sehr wichtig“ für den Unternehmenserfolg. In der arbeitenden Gesamt-Bevölkerung sind es 47%.
- Leader benötigen vor allem die richtige Persönlichkeit und hohe soziale Kompetenz.
- 53% der Entscheidungsträger bewerten die Besetzung von Führungspositionen als schwierig.
- Schlechte Führungskräfte wirken sich negativ auf das Betriebsklima, die Fluktuation und die Gesundheit der Mitarbeitenden aus.
- 9 von 10 wünschen sich mehr Transparenz beim Umgang mit Fehlbesetzungen.
Ein umfangreiches Anforderungsprofil also, das auf der Suche nach einer Top-Führungskraft besetzt werden muss. Da wundert es nicht, dass das Recruiting nicht immer leicht ist. Mehr als die Hälfte der befragten Manager bewerten die Besetzung von Führungspositionen daher auch als sehr oder eher schwierig. Die besten Personalentscheidungen treffen nach deren Einschätzung dabei nicht die obersten Hierarchien (26%), also Vorstand, Aufsichtsrat oder Geschäftsführung, sondern die Führungskräfte in den betreffenden Abteilungen (36%). In HR-Abteilungen (12,5%) bzw. Head-Hunter (12%) setzt nur jeweils jeder Achte das größte Vertrauen. Den Anteil der Besetzungen im Top-Management, die sie bisher miterlebt haben und als „genau richtig“ bewerten würden, schätzen die befragten Führungspersönlichkeiten im Mittel übrigens auf 60%. Eine eher durchwachsene Bilanz.
Fehlbesetzungen sind nachhaltig und kosten teures Geld
Ebenso wichtig wie Erfolgsfaktoren, ist daher auch der Umgang mit Fehlbesetzungen auf den Top-Ebenen und deren Auswirkungen. Schlechtes Management kann dem Unternehmen nicht nur wirtschaftlich schaden, sondern auch dafür verantwortlich sein, dass Mitarbeiter frühzeitig kündigen. In Zeiten des Fachkräftemangels eine fatale Entwicklung. „Fehlbesetzungen im Top-Management werden nach Einschätzung der befragten Insider erst nach rund sechs bis acht Monaten sichtbar, haben jedoch für 81% sehr oder eher nachhaltige Auswirkungen und sind für lediglich 16% leicht reversibel,“ erläutert Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent. So ist quasi die Gesamtheit der befragten Entscheidungsträger der Ansicht, dass sich schlechte Führungskräfte negativ auf das Betriebsklima auswirken (99%) und eine höhere Fluktuation bewirken (98%). Für 84% können sie auch einen negativen Einfluss auf die Mitarbeiter-Gesundheit haben. Diese Einschätzungen werden auch von den befragten berufstätigen Personen vollumfänglich geteilt.
Schlechte Personalpolitik an der Spitze kann für die Unternehmen teuer werden. Knapp die Hälfte der Entscheidungsträger schätzt die Schadenssumme, die durch die Fehlbesetzung einer Führungskraft entstehen kann, auf mehr als 1 Million Euro. Umso wichtiger, dass Negativbeispiele offen aufgearbeitet werden. 9 von 10 Insider wünschen sich daher auch mehr Transparenz im Umgang mit Fehlbesetzungen.
Was die Fehlerkultur betrifft, scheint es in Österreich jedoch noch viel Aufholbedarf zu geben. Zwar bewerten 60% der befragten Wirtschaftsinsider das Fehlermanagement im eigenen Unternehmen als sehr oder eher gut ein. Für Österreich im Allgemeinen fällt diese Einschätzung mit nur 8% Zustimmung dagegen verheerend aus. Dabei ist ein offener und konstruktiver Umgang mit Fehlern entscheidend, um weiteren Schaden zu vermeiden, aus Pannen zu lernen und gestärkt daraus hervorzugehen. Auch hier sollten die Führungspersönlichkeiten mit gutem Beispiel voran gehen. Schließlich wusste schon der Philosoph Bertrand Russel: „Wer wirklich Autorität hat, wird sich nicht scheuen, Fehler zuzugeben.”