Neue US-Zölle auf Autoimporte erhöhen den Druck auf internationale Hersteller: Exportkosten steigen, Margen schrumpfen, Lieferketten müssen neu gedacht werden. Unternehmen reagieren mit Standortverlagerungen, Investitionen und strategischer Neuausrichtung, um langfristige Risiken abzufedern.
Die jüngste Entscheidung der US-Regierung, neue Zölle auf importierte Autos zu erheben, verschärft die Lage für global agierende Automobilhersteller: Exportkosten steigen, Margen sinken – insbesondere bei grenzüberschreitender Fertigung. „Wir beobachten erste Umstellungen in Lieferketten und Umleitungen bei Transporten“, sagt Christian Kellner, Senior Director, Product Go To Market Supply Solutions bei Dun & Bradstreet. „Das zeigt, dass die Branche unmittelbar reagieren muss – mit spürbar operativen und finanziellen Konsequenzen.“ Die US-Zölle auf Autoimporte wurden vorerst ausgesetzt, um den Herstellern mehr Zeit zur Anpassung ihrer Lieferketten zu geben, wobei einige Fahrzeuge aus Kanada und Mexiko weiterhin von den Zöllen ausgenommen sind.
Anpassung der Exportstrategien: Zwei Marktteilnehmer setzen auf den US-Markt
„Wegen der von Trump verhängten Zölle setzen Audi und Jaguar Land Rover ihre US-Lieferungen vorerst aus. Land Rover und Jaguar haben bereits damit begonnen, Exportstrategien zu überdenken und sich stärker auf den US-Markt zu konzentrieren“, so Kellner weiter. Diese Anpassungen spiegeln sich auch in den Lieferketten wider, wo „Just-in-Time“ aktuell ein Risiko darstellt. Unternehmen müssen ihre Prozesse flexibler gestalten, um den steigenden Zöllen und potenziellen Lieferengpässen zu begegnen.
Taiwan: Abhängigkeit bleibt ein Problem
Doch der Druck durch Zölle wirkt nicht nur auf die unmittelbaren Lieferketten, sondern wirft auch langfristige strategische Fragen auf. „Die Fertigungsschritte oder Endmontage in die USA zu verlagern, rückt wieder ins Zentrum vieler Überlegungen“, erklärt Kellner. „Diese Abwägungen sind nicht neu, aber durch die Zölle gewinnt die Notwendigkeit, die Produktionsstandorte flexibler zu gestalten, an Dringlichkeit.“
Zudem wird die Abhängigkeit von einzelnen Zulieferländern, wie Taiwan für Halbleiter, zunehmend hinterfragt. „Eine echte Diversifizierung ist kurzfristig kaum machbar, Taiwan bleibt weiterhin ein dominanter Player“, so Kellner.
Über den Tellerrand hinaus
Investitionen werden ebenfalls zu einem entscheidenden Thema. Wer Near- oder Onshoring plant, benötigt Kapital für Standorte, Partnerschaften und moderne Fertigungsprozesse. „Wer jetzt nicht investiert, riskiert, beim nächsten Schock erneut ins Straucheln zu geraten“, warnt Kellner. „Standortentscheidungen, Investitionen und langfristige Kostenentwicklungen stehen auf dem Prüfstand und es geht nicht nur darum, die Zölle zu kompensieren, sondern die gesamte Geschäftsstrategie anzupassen.“
(pi)