Systemwechsel statt Einzellösung: Neue Impulse für nachhaltige Antriebstechnologien

v.l. Rudolf J. Melzer, Karl Huber, Alexander Decker, Christoph Bichler, Bernhard Geringer, Markus Schermann © Melzer PR/Peroutka

„Wir müssen die Dinge von Anfang an zu Ende denken. Es geht darum, wo kommt die Energie her, wie muss die Infrastruktur dazu aussehen und wie die entsprechenden Transportmittel. Das muss zusammenpassen“, verwies Markus Schermann, General Manager der BRP-Rotax Vienna GmbH, darauf, dass die aktuell laufenden Transformationen nicht als Bedrohung, sondern als Chance gesehen werden sollen. Das kanadisch-österreichische Unternehmen liefert Antriebssysteme für Sportflugzeuge ebenso wie für Powersportgeräte wie z.B. Ski-Doos, Karts oder Quads: „Wir von BRP-Rotax sind auf alle Szenarien vorbereitet, wir können alle Technologien bedienen, ob alternative Kraftstoffe, Brennstoffzelle oder rein batterieelektrisch. Wichtig für uns wäre, dass von der Gesetzgebung verlässliche Ziele gesetzt werden, bis wann welche technologischen Standards erreicht werden müssen. Denn nur mit langfristiger Planungssicherheit kann das Vertrauen der Wirtschaft wiederhergestellt werden.“

Im Nutzfahrzeugbereich geht man davon aus, dass sich je nach Einsatzgebiet durchaus Wasserstoff-Verbrennungsmotoren, aber kurzfristig vor allem elektrische Antriebe durchsetzen werden. „Wir realisieren derzeit mit den Handelsketten die Transformation in CO2 neutrale Logistiklösungen.“ Christoph Bichler, CEO von MOPRO + CO Kühllogistik, befindet sich seit Jahren in der Erprobung elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge für die Lebensmittellogistik und verfolgt das ambitionierte Ziel, bis 2030 die Eigenflotte seiner Unternehmen auf Elektromobilität umzustellen: „Wir transportieren bereits seit Anfang 2024 in Wien und nun auch in ganz Österreich CO2-neutral Lebensmittel für unsere Partner. Unsere Mission wird kompromisslos weiterverfolgt“, so Bichler.

Bereits seit längerer Zeit nützen unter anderem Logistiker, die schwerpunktmäßig für den Lebensmittelhandel unterwegs sind, die Tatsache, dass sich der Kohlenstoff-Ausstoß auch mit Treibstoffen aus hydrierten Pflanzenölen stark reduzieren lässt. Werner Eichinger von Energie Direct verwies im Rahmen des IFWK-Talks darauf, dass diese sogenannten HVO-Dieselkraftstoffe ein Naturprodukt aus nachwachsenden Rohstoffen und ungiftig sind und auch von Seiten der Politik durchaus mehr Beachtung verdient hätten.

Planungssicherheit für Europas Industrie und Handel

Bernhard Geringer, der bereits seit Anfang 2002 als Professor an der TU-Wien mit Bio-Kraftstoffen experimentierte, stellte klar, dass Europa das Thema Lithium-Ionen Batterietechnik und damit den Durchbruch der Elektroantriebe völlig unterschätzt habe und dass es dringend verlässliche Regelungen in Europa brauche, um der Industrie, aber auch dem Handel Planungssicherheit zu geben: „Es braucht nicht nur eine, sondern alle technisch möglichen Lösungen, um die Defossilisierung voranzutreiben und die Mobilität so rasch wie möglich kohlenstoffneutral zu machen.“

Beim diesjährigen Internationalen Wiener Motorensymposium werden übrigens nicht nur alle relevanten Energieträger, sondern im Prinzip alle Bereiche der Mobilität vom Auto über die Fliegerei bis zu Motorsport, Nutzfahrzeugen, Schifffahrt und Zweirad beleuchtet: 15. / 16. Mai, Hofburg ( https://wiener-motorensymposium.at/programm ).

Europas Diversität beflügelt

Mit den Worten „wir fahren zwar langsam, aber die Energie ist schnell weg“ traf der Entwicklungschef von CNH Industrial, Karl Huber, den Nagel auf den Kopf, was die Herausforderung im Bereich Arbeitsmaschinen betrifft. Aber man habe bereits Anfang der 2000er-Jahre begonnen, die hydrostatischen durch elektrische Antriebe zu ersetzen und heute ist Europa weltweit führend in der Entwicklung nachhaltig angetriebener Landmaschinen: „Eine unserer großen Stärken in Europa ist die Diversität und der Ideenreichtum. Das beflügelt uns und führt zu sehr effizienten Lösungen“, zeigte sich der junge Ingenieur optimistisch.

Auch der angesehene Motorjournalist, Timo Völker, Die Presse, stellte internationale Vergleiche an, sieht aber in Europa eher Schwierigkeiten: China und die USA seien deutlich einheitlicher strukturiert und einfacher zu regeln als das im diversen Europa möglich ist: „Bei uns in Europa reicht zum Beispiel die Akzeptanz von E-Fahrzeugen bei den Neuzulassungen von um ein Prozent in Kroatien bis 80 oder 90 Prozent in den Niederlanden und in Norwegen.“

Intelligentes Energiemanagement

Alexander Decker, Leiter Smart Charging der VERBUND Energy4Business GmbH, betonte: „Ohne Mobilitätswende keine Energiewende und der Ausbau flächendeckender Ladeinfrastruktur ist entscheidend für den Erfolg der Elektromobilität. Wir bieten All-in-One-Ladeinfrastrukturlösungen für Unternehmen, die Immobilienwirtschaft, Hotellerie, Gastro und den Retailbereich, um den Einstieg in die Elektromobilität zu erleichtern. Damit unterstützen wir unsere Kunden auf dem Weg zur emissionsfreien Mobilität und verknüpfen die Energie- mit der Mobilitätswende. Und die Mobilitätswende kann nur erfolgreich sein, wenn die relevanten Akteure in Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen. Denn nur gemeinsam können wir die Grundlagen für eine nachhaltige Mobilität schaffen, die mit intelligentem Energiemanagement auf die Integration erneuerbarer Energien setzt.“

Transformation in allen Bereichen

Der Vizepräsident des IFWK und Moderator der Diskussion, Klaus Schmid, hat bereits in den 90er-Jahren im BMW-Konzern die Transformation der Antriebssysteme live miterlebt und beschäftigt sich bis heute mit der aktiven Umsetzung von Veränderungs- und Entwicklungsprozessen in den operativen Bereichen von Unternehmen, und ist ein anerkannter Experte für Führung und Kommunikation in Unternehmen. Nach Antworten auf seine Frage „Welchen Beitrag können wir als europäische Wirtschaft leisten und unsere Position am Weltmarkt stärken, um den Wohlstand unserer Bevölkerung abzusichern?“ suchten im Publikum unter anderem der Eigentümer des Automobilzulieferers Pollmann International, Robert Pollmann, deepsearch-Gründer und CEO Roland Fleischhacker, die CFO der APA – Austria Presseagentur Doris PokornyWalter Böhme, Vorstand im Österreichischen Verein für Kraftfahrzeugtechnik, der langjährige Chef von Fraunhofer in Österreich, TU-Professor Wilfried SihnAndrea Pfennigbauer von der SAG New Technologies GmbH, Renate Okermüller vom Motor Presse Club Austria, Martin Huber von bp/Castrol Austria sowie Marte Fjelland von RHI Magnesita, Robert Zenz von der Hypo Tirol, Johannes Keschl, Stihl Österreich und ÖJC-Vorstandsmitglied Gabriela Maria Straka, die im Namen des Österreichischen Journalisten Clubs die Begrüßung vornahm.

v.l. Alexander Decker, Klaus Schmid, Markus Schermann, Gabriela Maria Straka, Christoph Bichler, Karl Huber, Bernhard Geringer, Rudolf J. Melzer, Timo Völker © Melzer PR/Peroutka

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