Staffelübergabe perfekt vorbereiten

Familie Thaller hat die Unternehmensnachfolge bereits geregelt. @ Weinschloss Thaller
Familie Thaller hat die Unternehmensnachfolge bereits geregelt. @ Weinschloss Thaller

Gerade rund um den Jahreswechsel denken viele Firmeneigentümerinnen und Eigentümer über die Zukunft ihres beruflichen Lebenswerks nach. Bei Familienbetrieben liegt es in der Natur des
Geschäftsmodells, dass eine Generation die Unternehmensführung an eine nächste übergibt. Mit
den Themen Unternehmensübergabe, -beteiligung oder -übernahme ist aber im Prinzip jede
Führungspersönlichkeit konfrontiert. Unabhängig von der Gesellschaftsform bedarf es behutsamen Vorgehens, um zur richtigen Zeit die richtigen Berater und praktische Informationen zur Verfügung zu haben, so dass die „Staffelübergabe“ perfekt vorbereitet werden kann. xBN hat mit Menschen gesprochen, die entweder Firmen bereits übergeben haben, eine Übergabe planen oder solche Übergabeprozesse begleiten.

Laut einer Studie von Dun & Bradstreet ist in Österreich bei 45.526 der protokollierten Unternehmen
die Nachfolge offen, das entspricht 14,7 Prozent aller untersuchten Firmen. Überdurchschnittlich
stark betroffen von der Nachfolge-Problematik sind insbesondere Klein- und Mittelbetriebe. Um die
Herausforderung einer geregelten Nachfolge an die nächste Managementgeneration rechtzeitig
planen zu können, sind u.a. rechtliche Rahmenbedingungen, die Kontinuität des Geschäftsbetriebs
und eine faire Unternehmensbewertung sowie die Ermittlung eines Übernahmepreises relevant.

Rechtzeitig handeln

Dass es nie zu früh sein kann, über die Nachfolge in seinem eigenen Betrieb nachzudenken, beweist
beispielsweise der Unternehmer Josef Gsellmann aus Kohlberg bei Gnas. Schon 2004 gründete er
eine Stiftung mit seiner Frau Maria, um eine Zerteilung der umfangreichen Firmenstruktur zu
vermeiden und seine Kinder Andreas, Christina und Antonia als Begünstigte in der Erbfolge
gleichmäßig bedienen zu können. Seinen Sohn Andreas berief er 2016 in die Geschäftsführung des
Mischfutterbetriebes, der mit rund 80 Millionen Euro Umsatz als einer der größten privaten
Futtermittelhersteller in Österreich gilt. Josef selbst bleibt bis zu seiner Pensionierung als Prokurist
noch dem Familienunternehmen erhalten: „Ich bin froh, dass wir uns damals schon einen Berater aus
Wien genommen haben. Dieser sorgte gemeinsam mit unserem Steuerberater dafür, dass die
Übergabe des Familienbetriebes friktionsfrei über die Bühne gehen konnte.“ 

Friktionsfrei erfolgte auch der Generationswechsel im Weinschloss Thaller im steirischen Vulkanland.
„Die Erbfolge hat in unserem Haus nichts mit dem Geschlecht oder der Rangfolge der Geburt zu tun,
sondern unterliegt klar der Profession der einzelnen Personen“, sagt Bettina Thaller, die gemeinsam
mit ihrer Schwester Katharina die Geschäfte der GmbH führt, und ergänzt: „Im Weinschloss Thaller,
als operative GmbH, sind meine Schwester Katharina und ich Gesellschafterinnen und führen den
Betrieb. Unser Bruder Karl ist gemeinsam mit uns Gesellschafter in der Weinbau Gesbr. Zusätzlich mit
unseren anderen Geschwistern Michaela und Victoria bündeln wir unsere Stärken, und schaffen in
den einzelnen Abteilungen eine Schlüsselfunktion mit familiärem Hintergrund.“

Beim Übergabeprozess geholfen hat der Familie Thaller nicht nur ein Steuerberater sowie ein Notar,
sondern auch die Tatsache, dass Bettina ihre Masterarbeit zum Thema „Nachfolgeregelungen in
Familienbetrieben“ geschrieben hat: „Wichtig ist, dass eine gute Übergabe nicht nur mit dem
Übergeber oder Übernehmer zu tun hat (vor allem in Familienunternehmen), sondern entscheidend
ist das Und: Nämlich, dass alle Beteiligten frühzeitig mit in den Prozess aufgenommen werden. So
kann man für alle Seiten eine gute Lösung finden. Diese ist schlussendlich für die Weiterentwicklung
des Unternehmens entscheidend, mit besonderer Rücksichtnahme, die familiäre Struktur nicht zu
zerstören. Unsere Eltern haben gemeinsam mit uns die für uns alle optimale Lösung erarbeitet.“

Harmonie und Schwiegertochter

Gerade bei Vereinbarungen rund um den Generationswechsel in Familienbetrieben sei es unter
anderem besonders wichtig, die Harmonie im Familiengefüge und die Ausgewogenheit zu wahren,
bestätigen diverse Berater, die sich auf das Thema Unternehmensnachfolge spezialisiert haben. Nicht
nur das klassische Thema „Schwiegertochter“ sei genau zu regeln, sondern auch die oftmals
emotionsgeladenen Vorstellungen von Geschwistern und deren Familien: „Bei den Verträgen sollten
daher zumindest gleich die nächsten zwei Generationen beachtet werden“, rät beispielsweise eine
Juristin.

Wenn Sie Tipps, Fragen oder Anregungen zum Thema haben, können Sie sich gerne an unsere
Redaktion wenden: redaktion@xbn.news.

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