Die Raiffeisen Bank International (RBI) setzt auf globale Kooperationen mit Technologieanbietern und Plattformen, um an der Spitze der Finanzinnovationen zu bleiben. Dazu hat sie ein internationales Netzwerk von sogenannten FinTech-Scouts aufgebaut, die der Bank Zugang zu den neuesten Technologien und Markttrends verschaffen. Diese strategische Partnerschaft soll dabei helfen, innovative Technologien nahtlos in das Dienstleistungsportfolio der Bank zu integrieren und die Rolle der RBI als führende Bank in der CEE-Region weiter zu stärken.
Die Raiffeisen Bank International (RBI) setzt beim Thema Finanzinnovationen auf Kooperationen
mit Technologieanbietern und Plattformen rund um den Globus. Dafür hat das Unternehmen ein
weltweit verteiltes Team an sogenannten FinTech-Scouts engagiert. Unter FinTechs sind
Unternehmen (sehr oft Start-Ups) zu verstehen, die technologiegestützte Innovationen und
Anwendungen speziell für Finanzdienstleistungen produzieren und damit neue Geschäftsmodelle
ermöglichen. Aufgabe der FinTech-Scouts ist es, wichtige Marktentwicklungen an die RBI zu berichten und der Bank direkten Zugang zu den relevanten Anbietern des weltweiten Technologie-
Ökosystems zu verschaffen.
Christian Wolf, Head of Strategic Partnerships & Ecosystems, erklärt: „Die Zielsetzung ist,
ausgewählte Technologien nahtlos in das Dienstleistungsportfolio der RBI zu integrieren. Um
bewerten und entscheiden zu können, welche Technologien für die Raiffeisen Bank International
relevant sind, gibt es zwei Hauptfaktoren: einerseits den regulatorischen Rahmen, andererseits
jene externe Entwicklungen, die auf die Akzeptanz von Technologien einwirken.“
Erkenntnisse unterstützen Technologie-Projekte
Für den österreichischen Finanzdienstleister ist das 2024 gestartete „Global FinTech-Scouts
Program“ ein Instrument, um die Rolle als führende Bank in der CEE-Region mit innovativen
Technologien sowie Anwendungen weiter zu festigen.
Auf Einladung der RBI befinden sich die Scouts derzeit Wien, um ihre aktuellen Erkenntnisse zu
präsentieren. Basierend auf dem Input der FinTech-Scouts hat die RBI eine Reihe von Projekten
gestartet, die sich mit KI-Transformation, Embedded Finance und Digital Assets beschäftigen.
Aditi Subbarao, Global Financial Services Lead und Spezialistin für KI in London, erläutert die
Anwendungsbereiche im Bankenbereich: Diese reichen von der Kundenkommunikation und der
operativen Effizienzsteigerung bis hin zu Risikomanagement und Compliance-Themen wie
Geldwäsche-Monitoring. Ein konkreter Anwendungsfall beschreibt, wie eine US-amerikanische
Bank ihre Hypothekenvergabe mittels KI deutlich beschleunigen konnte.
Von Stablecoins zu “Buy Now Pay Later”
Das Spezialgebiet von Akshat Mittal, General Manager of Core Payments bei Revolut in Delhi, sind
Stablecoins, also Krypto-Währungen, die durch die Deckung einer realen Währung wie EURO oder
US-Dollar eine hohe Stabilität aufweisen. Weiters dienen Stablecoins in Ländern mit sehr hoher
Inflation als wertsichernde Alternative zur Landeswährung. Aus Bankensicht verbessern
Stablecoins als promptes Zahlungsmittel die Liquidität, was schon durch verschiedene
Anwendungsfälle dokumentiert ist.
Varija Raj, Product Manager bei Lendable in London, ist spezialisiert auf Embedded Finance und
berichtet, dass Unternehmen wie Samsung, Visa oder Mastercard in den Bereich mobiler
Zahlungen einsteigen und dass „Buy Now Pay Later“-Anbieter wie Klarna, Splitit oder LeanPay
manchen Händlern erhebliche Umsatzsteigerungen bescheren. Zur Differenzierung gegenüber
Mitbewerbern nutzen die Anbieter Zusatzangebote wie Reward Programs, Cashback oder auch
Zwischenfinanzierungen.
Daniel Minarik, Chief Data & Innovation Officer der RBI-Tochter Tatra banka in Bratsilava,
bearbeitet bei Endkunden das Thema der persönlichen Finanzlage – und zwar mittels einer App,
bei der sich um finanzielles Wohlbefinden und Fachwissen aus dem Finanzbereich geht. Auf der Technologieseite setzt er sich mit Web 3.0 und der IT-Infrastruktur der Zukunft, mit Quanten-
Computing und den damit verbundenen Auswirkungen auf Kryptografie sowie generell mit neuen Geschäftsmodellen auseinander.
Zusammenfassend beschreibt Christian Wolf die Rolle der FinTech-Scouts so: „Die Scouts sind
nicht nur unsere Augen und Ohren vor Ort, sondern wir nutzen die bestens vernetzten Experten
auch als Türöffner, um attraktive Partner aus dem Technologie-Umfeld nach Österreich zu bringen
– sie sind sozusagen die FinTech-Delegierten in aller Welt.“
Klarheit der EU-Regulierung schafft Anreiz
Durch die seit 2024 geltende europäische MiCAR-Verordnung erhalten digitale Anlagen einen
deutlichen Aufwind: Der europäische Regulierungsrahmen schafft eine harmonisierte Basis für das
Angebot, die Zulassung zum Handel und die Erbringung von Dienstleistungen im Zusammenhang
mit Krypto-Werten. Mit der regulatorischen Klarheit werden Innovation und Nutzung unter
Wahrung der Finanzstabilität und des Anlegerschutzes ermöglicht. Europa hat jetzt zwar ein neues
und Sicherheit verschaffendes Regelwerk, hinkt aber bei der Ausgabe von Krypto-Werten und
damit bei der Liquidität deutlich nach, während die USA und Teile Asien einen deutlichen Vorsprung
verzeichnen.
(pi)