Produktivität durch KI: Unternehmen kämpfen mit Hürden

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Künstliche Intelligenz (KI) gilt heute als einer der wichtigsten Treiber für Effizienzsteigerung, Automatisierung und Innovation in Unternehmen. Viele Organisationen erkennen das enorme Potenzial der Technologie, um Prozesse zu optimieren und die Produktivität zu steigern. Gleichzeitig zeigt sich jedoch, dass die praktische Umsetzung häufig hinter den Erwartungen zurückbleibt. Strategische Lücken, fehlende Expertise und unzureichende Datenqualität bremsen den Fortschritt, während Unternehmen unter wachsendem Wettbewerbsdruck stehen, KI nicht nur zu nutzen, sondern langfristig in ihre Geschäftsprozesse zu integrieren.

Eine aktuelle Umfrage von TQS Research & Consulting im Auftrag des Digital Engineering-Dienstleisters Tietoevry Austria unter 300 C-Level-Entscheider:innen in Österreich und Deutschland zeigt: Manager:innen in größeren Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden erkennen zwar das Potenzial Künstlicher Intelligenz (KI) für die Steigerung der Produktivität, scheitern jedoch oft noch daran, langfristige Mehrwerte zu generieren. Von KI-Technologien erwarten sich mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten vor allem „Prozess- und Effizienzoptimierung“. Als größtes Risiko geben Führungskräfte „verpasste Chancen für Effizienzsteigerung, Innovation und Reduktion von Betriebskosten“ (57 Prozent) an. Neben Rechts- und Sicherheitsaspekten werden vier von zehn heimischen Unternehmen vor allem durch das Fehlen einer klaren KI-Strategie (41 Prozent) oder durch mangelnde Expertise (40 Prozent) gehemmt.

KI ist in den Chefetagen österreichischer und deutscher Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden angekommen, doch die Begeisterung für die Technologie steht im krassen Gegensatz zur strategischen Verankerung, um die erkannten Chancen für die Automatisierung von Prozessen und die Steigerung der Produktivität zu nutzen. Während eine überwältigende Mehrheit von 87 Prozent die Haltung ihres Unternehmens zu KI als positiv oder zumindest vorsichtig optimistisch bewertet und sechs von zehn Managern (59 Prozent) bereits mehrmals wöchentlich oder sogar (mehrmals) täglich KI-Tools nutzen, fehlt es an einem soliden Fundament. Dies bestätigen die Antworten auf die Frage nach den größten Herausforderungen: 41 Prozent der österreichischen Führungskräfte sehen eine fehlende klare KI-Strategie als eine der zentralen Hürden. In Deutschland sind es hingegen nur 29 Prozent.

Mangelhafte KI-Kompetenz bremst Unternehmen aus

Darüber hinaus wird die strategische Lücke durch einen Mangel an internem Fachwissen und die unzulängliche Datenlage weiter vergrößert: Etwa ein Drittel der Befragten in Österreich (40 Prozent) und Deutschland (32 Prozent) empfindet fehlende fachliche Expertise im eigenen Unternehmen als wesentliches Risiko im Zusammenhang mit KI-Technologien. Ein weiteres Drittel (31 Prozent) sieht die schlechte Verfügbarkeit und Qualität von Daten als Hemmnis. Obwohl sich mehr als die Hälfte der Führungskräfte selbst als gut und sicher im Umgang mit KI-Tools einstuft, reicht dies offenbar nicht aus, um die strategische Implementierung auf Organisationsebene voranzutreiben.

Mit KI-Technologien die Produktivitätslücke schließen

„Die Ergebnisse unserer aktuellen KI-Studie zeigen deutlich: Unternehmen in Österreich und Deutschland stehen vor der entscheidenden Aufgabe, KI nicht nur zu testen, sondern systematisch in ihre Geschäftsprozesse zu integrieren, um echten Business Value zu generieren“, sagt Robert Kaup, Managing Director Tietoevry Austria und Head of New Markets bei Tietoevry Create, und führt aus: „Viele Organisationen kämpfen jedoch noch mit grundlegenden Herausforderungen – sei es das Fehlen einer durchdachten KI-Roadmap, unzureichende interne Expertise oder qualitativ unbrauchbare Datenbestände. Der Schlüssel liegt darin, KI als strategisches Werkzeug zu begreifen, das messbare Verbesserungen in der Effizienz von Prozessen ermöglicht und durch Automatisierung die Produktivität steigert.“

Vor allem in Industrie und Produktion lassen sich rasch Effizienzpotenziale heben, wie Kaup erklärt: „Ein konkretes Beispiel aus dem Requirements Engineering: Durch den Einsatz von KI bei der Anforderungsanalyse lassen sich komplexe technische Spezifikationen und Compliance-Vorgaben nicht nur deutlich schneller verarbeiten, sondern auch präziser erfassen. Derartige branchenspezifische KI-Anwendungen können einen entscheidenden Vorsprung im Wettbewerb bedeuten – vorausgesetzt, die Unternehmen entwickeln eine durchdachte Umsetzungsstrategie und investieren parallel in die entsprechende Weiterbildung ihrer Teams.“

Professionalisierung wächst, aber Verantwortung bleibt diffus

Ein klarer Trend zur Professionalisierung ist dennoch erkennbar: Der Anteil der Unternehmen mit dedizierten KI-Verantwortlichen ist in Österreich binnen zwei Jahren von 15 Prozent (2023) auf 23 Prozent (2025) gestiegen. In Deutschland liegt er aktuell bei 28 Prozent. Dies signalisiert, dass das Thema ernster genommen wird. Gleichzeitig bleibt die Verantwortung oft diffus: Rund ein Drittel der heimischen Firmen (31 Prozent) hat noch keine spezifische Zuständigkeit für KI definiert und in fast der Hälfte (45 Prozent) der Fälle betreut die IT-Abteilung das Thema lediglich mit. „Diese Zahlen zeigen deutlich: KI wird in vielen Unternehmen noch nicht als zentraler Baustein der Unternehmensstrategie behandelt. Führungskräfte müssen KI-Initiativen jetzt zur Chefsache erklären, um dringend benötigte Produktivitätssteigerungen zu realisieren. Hier liegt unser Fokus: Unternehmen zielgerichtet dabei zu unterstützen, maßgeschneiderte KI-Technologien zu implementieren, die ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärken“, erklärt Kaup.

Gefahrenbewusstsein trifft auf trügerische Sicherheit

Immerhin erkennt die Mehrheit der Führungskräfte die Dringlichkeit zu handeln: Gefragt nach den Risiken, falls sie beim Einsatz von KI nicht mithalten, gaben die meisten Führungskräfte „verpasste Chancen für Effizienzsteigerung, Innovation und Reduktion von Betriebskosten“ (57 Prozent) sowie den „Rückstand bei Produkt- und Servicequalität im Vergleich zur Konkurrenz“ (41 Prozent) an. Im scharfen Kontrast dazu steht eine überraschend sorglose Minderheit: Trotz der offensichtlichen Gefahren gibt jeder siebte Befragte (14 Prozent) an, keinerlei Risiko zu sehen, wenn das Unternehmen den KI-Anschluss verpasst.

(pi)

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