Privatkundenbanken im Umbruch: Wachstum verliert an Schwung

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Die Ertragslage der europäischen Privatkundenbanken hat sich 2024 zwar leicht verbessert, doch das dynamische Wachstum der Vorjahre bleibt aus. Der Höhepunkt des zinsgetriebenen Booms scheint überschritten. Angesichts steigender Kosten, stagnierender Gebühreneinnahmen und wachsendem Wettbewerb geraten viele Institute zunehmend unter Druck und müssen ihre Geschäftsmodelle anpassen, um zukunftsfähig zu bleiben.

Laut dem “Retail Banking Monitor 2025” von Strategy& sind die Erträge der europäischen Privatkundenbanken 2024 um drei Prozent und das Betriebsergebnis um vier Prozent gestiegen. Trotzdem fällt das Wachstum eher verhalten aus. 2023 waren die Erträge noch um 14 Prozent gestiegen und die Ergebnisse sogar um 30 Prozent.

Scheitelpunkt überschritten

Den Experten nach scheint der Scheitelpunkt des zinsgetriebenen Wachstums überschritten. Es drohe sogar ein Null-Zins-Szenario im Falle eskalierender Strafzölle durch die Maßnahmen von US-Präsident Donald Trump. Dies träfe die Retailbanken empfindlich, da ihr Wachstum der vergangenen Jahre vor allem auf Zinsrenditen fußte, heißt es.

Um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben, raten die Analysten den Banken zur Stärkung ihrer zinsunabhängigen Erträge aus Gebühren und Provisionen. Auch stehe eine Modernisierung des Betriebsmodells sowie eine Kostensenkung an. Der Transformationsdruck sei erkannt, doch wurde der notwendige Wandel bislang jedoch mit zu wenig Nachdruck vorangetrieben.

Wettbewerb nimmt weiter zu

Diese Trägheit spiegelt sich nun in den Zahlen wider. So stagnieren die zinsunabhängigen Erträge aus Gebühren und Provisionen laut der Studie bei 27 Prozent der Gesamterträge, während die Kosten auf hohem Niveau verharren und im Vergleich zum Vorjahr um drei gestiegen sind. Das Kreditgeschäft wachse mit einem Prozent moderat und erhole sich.

Trotz des zunehmenden Wettbewerbs zeigt der Blick auf die Durchschnittserträge pro Kunde, wie sehr die klassischen Retailbanken vom Zinsgeschäft profitierten. Die belgischen Institute erzielten 2024 im Schnitt knapp 1.200 Euro Ertrag pro Kunde, die Banken in Österreich kamen auf etwa 850 Euro, die deutschen Privatkundenbanken auf immerhin noch rund 670 Euro.

(pi)

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