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Dr. Richard Straub, Gründer und Präsident des Global Peter Drucker Forums, im Interview.

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Dr. Richard Straub, Gründer und Präsident Global Peter Drucker Forum im xBN-Interview.
Dr. Richard Straub © Drucker Forum

Performance ist der ultimative Test von Management. Diese Worte von Peter Drucker aus seinem Werk “The Practice of Management” gelten heute fast mehr denn je. Das Zitat findet sich auch als Eingangsstatement zum Jahresthema des Global Peter Drucker Forums auf dessen Webseite. xBN-Herausgeberin Isabella Mader hat mit dem Gründer und Präsident dieser hochkarätigen, internationalen Management-Konferenz, Dr. Richard Straub, im Vorfeld des neuen “Summer Forums” am 9. Juni 2022, gesprochen.

Bevor wir auf das Jahresthema des Drucker Forums “Performance that matters” kommen: Wie kam der ehemalige IBM Spitzenmanager eigentlich dazu, das Global Peter Drucker Forum zu gründen, wo sich heute das Who is Who der Management Vordenker jedes Jahr ein Stelldichein geben?

Wie so vieles im Leben war das zumindest zum Teil ein Zufall. Meine Frau Ilse und ich hatten im Vorfeld des 100. Geburtstags von Peter Drucker im Jahr 2009 nach Persönlichkeiten gesucht, die eine Konferenz zu Ehren Peter Druckers ausrichten wollten. Ilse und ich sind ja beide Juristen und Manager, und ganz sicher keine Spezialisten für Konferenzmanagement. Nach einigen, auch internationalen Vorgesprächen, kamen wir mit Doris Drucker, Peters Witwe, in Kontakt. Sie fand die Idee sehr schön und unterstützte sie von Beginn an tatkräftig Doch wie es häufig kommt im Leben: Wenn man aufzeigt, fällt die Wahl auf einen selbst zurück. So war es auch hier. Ich hatte mir damals von der Runde der Anwesenden das Versprechen geben lassen, dass wir diese große Aufgabe gemeinsam stemmen würden. 2009 fand dann tatsächlich das 1. Global Peter Drucker Forum in Wien statt, damals noch im Haus der Industrie am Schwarzenbergplatz. Die wunderbar inspirierende Keynote hielt damals C. K. Prahalad, der Peter Drucker als Nummer 1 auf der Liste der Thinkers 50, der 50 Management-Vordenker der Welt, nachgefolgt war.

Viele Wegbegleiter von Peter Drucker kamen, auch seine Witwe Doris war da. In der Woche nach dem Forum rief sie mich an und sagte, dass es ihr so gut gefallen habe, dass sie die Drucker Foren in den USA auflassen werde und nur noch das eine Drucker Forum in Wien beibehalten wolle. Dieses solle nun das „Global Peter Drucker Forum“ sein. Das bedeutete: Wir waren nun Konferenzmanager geworden. Heuer werden wir das 14. Forum abhalten. Zusätzlich gibt es bereits am 9. Juni ein online-Summer Forum, das von digitalen Workshops am 14. Juni gefolgt wird. Das Global Drucker Forum findet am 17./18. November in der Hofburg in Präsenz statt. Das Jahr über organisieren wir eine Reihe von Partner-Events, unter anderem im Ivy Club in London.

Das Global Peter Drucker Forum wirkt ein bisschen wie eine Community. Trügt dieser Eindruck?

Ja und nein. Einerseits gibt es viele “Wiederholungstäter”, die die Atmosphäre in unserer Community schätzen. Die meisten stammen übrigens aus den USA und aus Großbritannien. Andererseits werden wir jedes Jahr auch von zahlreichen “Neuen” entdeckt. Anders als bei den meisten anderen Konferenzen bleiben die meisten Sprecherinnen und Sprecher während der gesamten zwei Tage der Konferenz vor Ort und man kann in der Pause mit ihnen ins Gespräch kommen. Das schätzen auch unsere Vortragenden sehr. Sie kommen immer gerne, weil sie viele interessante, internationale Kollegen treffen – und dies in einer Dichte, die sonst kaum erreicht wird. Das Forum bietet vielfältigen Möglichkeiten zur Vernetzung – etwa beim Barcamp, das fixer Bestandteil des Forums ist, beim Mittagessen oder einfach am Buchstand beim Schmökern in aktueller Management-Literatur. “Es ist mir eine Ehre” – das antworten unsere Sprecher, wenn wir sie einladen. Und das ist doch das schönste Feedback.

Das Drucker Forum hat ja von Beginn an Jahresthemen. Heuer lautet das Thema “Performance That Matters” – “Sparking the Entrepreneurial Spirit”. Was können wir uns darunter vorstellen?

Erreichen wir die Ziele, die wir uns als Unternehmen oder Organisation vorgenommen haben? Können wir die Performance abrufen, die es dafür braucht? Drucker sagte vor einem halben Jahrhundert: Die Aufgabe des 20. Jahrhunderts war es, körperliche Arbeit produktiv zu machen. Es ist die Aufgabe des Managements im 21. Jahrhundert, Wissensarbeit produktiv zu machen. Wo stehen wir da? Derzeit haben wir bei der Produktivität von intellektueller Arbeit große Schwächen. Wir müssen bessere Organisationen schaffen, damit sich Wissensarbeiter entfalten können und nicht von der Unternehmensbürokratie behindert werden. Dies gilt auch über die Grenzen der Organisation hinaus: Systeme und Zusammenarbeit müssen besser gestaltet werden: Bereits die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass wir international in den Supply Chains massive Probleme haben.

Der Krieg in der Ukraine hat dies nun noch verschärft. Bereits davor zeigten sich ähnliche Probleme in anderen Bereichen, etwa in der Forschung oder in den Gesundheitssystemen. Bei Leistungsfähigkeit geht es aber nicht nur um ökonomische Leistung. Diese ist natürlich eine Basis, denn wenn Unternehmen, aber auch Staaten, ihre ökonomische Leistung nicht erbringen, dann droht der Bankrott mit allen Folgen. Jenseits dieser Wirtschaftsleistung tragen Unternehmen aber auch zur Gesellschaft bei. Die übermäßige Abhängigkeit von komplexen internationalen Lieferketten brachte nicht nur die Unternehmen selbst in Schwierigkeiten, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes. Wir brauchen eine grundlegende Erneuerung von Management und Organisation – und sollten auch unsere Ziele hinterfragen.

Darüber wollen wir im Drucker Forum kritisch diskutieren und erfolgreiche Beispiele aufzeigen. Unsere Veranstaltungen – sowohl das Digital Summer Forum als auch das Drucker Forum im November in Wien – beziehen alle Stimmen mit ein, nicht nur jene der Vortragenden in den Panels, sondern auch jene der aktiven Teilnehmer in sogenannten „Unconference“-Sessions oder in interaktiven Formaten wie den Workshops. Das ist uns tatsächlich wichtig, Der Name “Forum” verrät es ja bereits: Es geht uns alle an.

Apropos Ziele: Welche Ziele haben Sie für das Drucker Forum? Was ist dessen Rolle, Beitrag und Leistung? Aus dem, was Sie gesamtgesellschaftlich gerade dargestellt haben, ist das bestimmt etwas, das Sie sich bereits überlegt haben und umsetzen, richtig?

In der Tat. Uns geht es primär darum, die Bedeutung von Management nicht nur für die Geschäftswelt, sondern auch für die Gesellschaft zu fördern. Gemeint ist hier insbesondere die praktische Umsetzung. Deshalb laden wir als Sprecher einerseits Spitzenmanager internationaler Unternehmen ein und andererseits führende Vertreter aus Lehre und Forschung, die ihr Überblickswissen mit uns teilen. Wichtig ist, wie vorhin angesprochen, dass es nicht nur um klassische Corporations geht, sondern auch etwa um das Management von nicht-kommerziellen Organisationen wie Spitälern oder Pflege, Schulen und Universitäten, und den öffentlichen Sektor – in all diesen fehlt das Korrektiv des Marktes, daher kommt der selbstkritischen und aufgeschlossenen Umsetzung von leistungsorientierten Konzepten größte Bedeutung zu. Es geht uns um die gemeinsame Weiterentwicklung der Praxis von Management, um bewusst zu machen, wie jede Organisation Innovation schaffen kann – und muss! Innovation ist tatsächlich ein Muss, ein Imperativ. Gerade in der Corona-Krise zeigte sich deutlich, dass jene, die sich trauten, innovative Lösungen zu entwickeln, einfach besser fuhren.

Apropos Innovation. Da sehen wir ja immer wieder internationale Top-Stars beim Drucker Forum, die Innovation von Weltgeltung umgesetzt haben und zentrale Beiträge liefern, die viele Innovationen weltweit ermöglichten, etwa Curt Carlson, der als Direktor des Standford Research Institute SRI, Innovationen wie HD-TV oder etwa Siri verantwortet, oder auch Siri-Erfinder Adam Cheyer. Der legendäre Clayton Christenson war auch häufig als Sprecher bei Ihnen zu Gast.

Unsere Sprecher haben eigentlich alle mit Innovation zu tun. Das macht sie sicherlich auch so erfolgreich. Heuer dabei sind Lisa Hershman (zuletzt Chief Management Officer des US Department of Defense), Sir John Kay (britischer Ökonom), Amy Edmondson (aktuell Nr. 1 der Thinkers50, der 50 Management Vordenker der Welt), Zhang Ruimin (der den ursprünglich konkursreifen Hausgeräte-Hersteller Haier mit der Umstellung auf eine total dezentralisierte Organisation (Micro-Enterprises) zum Weltmarktführer bei Haushaltsgroßgeräten machte). Außerdem erwarten wir den internationalen Ökonomen Jeffrey D. Sachs, Markus Nordberg (CERN), Gillian Tett von der Financial Times, Amy Bernstein von der Harvard Business Review, Jean-Philippe Courtois von Microsoft, u.v.m. Bei den letzten Malen dabei waren unter anderem der wunderbare Clayton Christensen, unvergessen mit seinem Statement zu “Data from Hell” (Anm.d.Red.: Folgen Sie dem QR Code, um ein Video von Clayton Christensen’s Statement zu hören. Unbedingt empfohlen: Ein Moment für die Geschichtsbücher!), Ed Catmull von Pixar, Young K. Sohn (Präsident Samsung Electronics), Lynn Forester de Rothschild (Coalition for Inclusive Capitalism), Vinton G. Cerf (VP, Google), Alexander Osterwalder (der Erfinder des Business Model Canvas), Steve Denning (“The Age of Agile”), Yoshikuni Takashige (Fujitsu), die Futuristin Amy Webb … Ja, die Liste könnten wir noch lange fortsetzen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Global Peter Drucker Forum – Termine 2022

Digital Forum: 9. Juni 2022 ZOOM-Teilnahme buchen

Digital Workshops: 14. Juni 2022 ZOOM-Teilnahme buchen

Global Peter Drucker Forum
Hofburg, Wien, 17. & 18. November 2022 (Ticketbuchung wird erst freigeschaltet)
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