Lehrlinge sind immer mehr gefragt

Lehrlinge sind immer mehr gefragt in Unternehmen. ©Pixabay

Unternehmen möchte immer mehr Lehrlinge einstellen. Damit vermehren sich Lehrstellen, die unbesetzt bleiben und der Lehrlingsmangel verschärft sich umso mehr.

“Der Arbeitskräftemangel schlägt sich auch in der aktuellen Lehrlingsstatistik nieder. Österreichs Unternehmen stellen deutlich mehr Lehrlinge ein, dennoch konnten mit Ende des ersten Quartals viele tausend Lehrstellen nicht besetzt werden. Wir reden daher schon lange nicht mehr von einer Lehrstellenlücke, sondern wir haben einen echten Lehrlingsmangel“, betont, Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich. 

14.060 unbesetzte Lehrstellen

Konkret gab es in Österreich mit Stand Ende März 2023 exakt 31.356 Lehrlinge im ersten Lehrjahr in Österreichs Ausbildungsbetrieben – das ist ein Zuwachs an neuen Lehrverträgen von 5,7 Prozent gegenüber März 2022. Das Plus der Lehranfänger zieht sich über alle 7 Wirtschaftssparten. Insgesamt (über alle Jahrgänge) werden in Österreich aktuell 95.693 Lehrlinge in Betrieben ausgebildet (+1,4 Prozent). Und trotzdem können momentan 14.060 Lehrstellen rein rechnerisch gar nicht besetzt werden (23.991 beim AMS offen gemeldeten Stellen stehen aktuell nur 9.931 Lehrstellensuchende gegenüber). 

Anzahl der Lehrabschlüsse muss erhöht werden

„Der Vergleich der Daten zeigt, dass sich der österreichweite Lehrstellenüberhang von Jahr zu Jahr verschärft. Angesichts der Prognose von bis zu 363.000 zusätzlichen Arbeitskräften, die bis 2040 am heimischen Arbeitsmarkt benötigt werden, müssen wir jetzt aktiv werden. Denn die Lehrlinge von heute sind die Fachkräfte von morgen, die dazu beitragen, diese Lücke zu schließen“, so Kühnel. Umso wichtiger sei es aus Sicht der stv. WKÖ-Generalsekretärin, Maßnahmen ins Auge zu fassen, um die Schnittmenge an Personen, für die die Lehre attraktiv ist, zu erhöhen und damit insgesamt die Zahl der Lehrabschlüsse zu steigern. 

Berufsbegleitende Weiterbildung wird immer interessanter

Eine aktuelle WIFO-Studie geht von einem Trend hin zur AHS- oder BHS-Matura zulasten der Lehrlingsausbildung aus. „Fakt ist, dass im Schnitt rund 40 Prozent aller Jugendlichen nach der Pflichtschule eine Lehrlingsausbildung machen“, sagt Kühnel. „Vom derzeitigen Standpunkt aus werden in den kommenden Jahren überproportional viele Lehrabsolventen gesucht werden, Stichwort Green Jobs. Umso wichtiger ist es daher, die Berufsinformation besser mit dem bestehenden Schulsystem zu verzahnen.“ Insgesamt werde die Bereitschaft zur berufsbegleitenden Weiterbildung immer wichtiger – und zwar gleichermaßen über Hochschulen wie über den Weg der Berufsbildung. 

Botschaft: Eine Lehre soll alle Karrieremöglichkeiten offen halten

Kühnel verweist in diesem Zusammenhang auf den in Österreich noch ausständigen Beschluss zur Höheren Berufsbildung: „Sie ist das Bindeglied von der Berufsbildung zur weiterführenden Höheren Bildung. Wir brauchen dazu einen zeitnahen Beschluss, weil sie das duale System der Berufsbildung bis hin zur Tertiärstufe sicherstellt. Wer heute als Lehrling beginnt, soll über diesen Weg zur Führungskraft mit höchsten formalen Qualifikationen und Abschlüssen aufsteigen können.“ 

Umso klarer könne dann den jungen Menschen die Botschaft vermittelt werden, dass eine Lehre alle Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierechancen öffnet – dokumentiert mit anerkannten Abschlüssen. 

Potenziale fördern

Parallel dazu brauche es zusätzliche Initiativen, um bestehende Potenziale besser zu heben. „Wir brauchen eine bessere Lenkung der Schüler- und Schülerinnenströme. Die Talente und Perspektiven unserer jungen Menschen sind immens wertvoll. Deshalb müssen die schulischen Ausbildungsangebote an den Zukunftschancen der Absolventinnen und Absolventen ausgerichtet werden. Wir brauchen auch noch mehr niederschwellige Angebote für Berufs-Umsteigerinnen und -Umsteiger“, so Kühnel abschließend.

(pi)

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