Konjunkturbelebung ab dem zweiten Halbjahr 2023

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Für das Gesamtjahr erwartet das WIFO ein schwaches Wirtschaftswachstum von nur 0,3 Prozent. 2024 beschleunigt es sich auf 1,8 Prozent. Der Arbeitsmarkt in den USA und Europa zeigt sich robust, die Energiepreise pendeln sich ein, der Tourismus befindet sich in der Erholungsphase, während sich die Inflation als hartnäckig erweist.

Der WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr prognostiziert für 2023 und 204: “In Österreich nimmt die Konjunktur erst ab Mitte 2023 wieder Fahrt auf, wodurch der BIP-Zuwachs heuer mit plus 0,3 Prozent zunächst verhalten bleibt. Für 2024 rechnet das WIFO mit einem Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent.”

Die Kaufkraft des BIP bleibt nach wie vor hinter dem realen BIP zurück. ©Statisik Austria, WIFO

Kerninflation bleibt hartnäckig

“Während die Entspannung auf den Energiemärkten die Konjunktur begünstigt, bleibt die Kerninflation hartnäckiger als erwartet. Dies veranlasst die Notenbanken zu einer deutlicheren Straffung der Geldpolitik, wodurch der bevorstehende Konjunkturaufschwung verhalten ausfällt”, so Marcus Scheiblecker.

Der internationale Konjunkturabschwung, der im 2. Halbjahr 2022 eingesetzt hatte und auch die österreichische Wirtschaft erfasst hat, dämpft auch noch im 1. Halbjahr 2023 das BIP-Wachstum. Um die Jahresmitte sollte die Wirtschaft sowohl im Euro-Raum als auch in Österreich wieder Fahrt aufnehmen.

Entspannung auf den Energiemärkten

Durch die deutliche Entspannung auf den Energiemärkten hat sich die Stimmung der Unternehmen und privaten Haushalte etwas aufgehellt. Die heimischen Tarife für Haushaltsenergie und damit die Inflation werden jedoch erst mit einiger Verzögerung nachgeben.

Die internationale Konjunktur hat seit der letzten WIFO-Prognose vom Dezember 2022 nicht an Schwung gewonnen. Im Euro-Raum hielt der bereits im 2. Halbjahr 2022 beobachtete Abschwung auch nach dem Jahreswechsel an. Während die Weltmarktpreise von Energieträgern sinken, dämpfen die deutlich höheren Zinssätze als Folge einer restriktiveren Geldpolitik die Konjunkturerwartungen.

Robuster Arbeitsmarkt in den USA und in Europa

Untypisch für die derzeitige Konjunkturphase ist die Robustheit der Arbeitsmärkte in den USA und in Europa. In beiden Regionen hat trotz der schwächeren Wirtschaftsleistung die Beschäftigungsdynamik nur wenig nachgelassen, wodurch die Arbeitslosigkeit bislang auf niedrigem Niveau verblieben ist. Dies deutet ebenso wie das allmählich wiederkehrende Vertrauen der Unternehmen und privaten Haushalte auf eine Belebung der internationalen Konjunktur ab der Jahresmitte 2023 hin. In der Industrie haben sich die Auftragsbestände in einigen Ländern zuletzt wieder stabilisiert, sodass vor allem die Industrieproduktion wieder Fahrt aufnimmt.

In diesem Umfeld wird es auch der heimischen Wirtschaft gelingen, ab dem zweiten Halbjahr wieder Tritt zu fassen und die Produktion auszuweiten. Für das Gesamtjahr 2023 ist allerdings nur mit einem schwachen BIP-Zuwachs von real 0,3 Prozent zu rechnen. Erst 2024 beschleunigt sich das Wachstum auf 1,8 Prozent.

Im Einklang mit der Konjunktur wird für 2023 ein Beschäftigungszuwachs von nur 0,8 Prozent erwartet (2024 +1,3 Prozent). Die Arbeitslosigkeit dürfte 2023 zunächst um 6.000 Personen steigen und erst 2024 weiter sinken (–10.000 Personen). Die Arbeitslosenquote (laut nationaler Berechnung) steigt dementsprechend von 6,3 Prozent (2022) auf 6,4 Prozent (2023) und geht 2024 auf voraussichtlich 6,1 Prozent zurück. Damit läge sie auf dem niedrigsten Stand seit 2008.

Obwohl die Beschäftigung kräftig gewachsen ist, liegt das Arbeitszeitvolumen noch unter dem Vorkrisenniveau.
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Rückgang der Bauinvestition erwartet

Ausgehend von der Exportwirtschaft wird die Konjunkturbelebung in weiterer Folge in vielen Bereichen der heimischen Wirtschaft zu spüren sein. Die Bauwirtschaft kann hingegen nicht von dieser positiven Entwicklung profitieren. Dort lassen hohe Preissteigerungen und das schwierigere Finanzierungsumfeld die Nachfrage weiter schrumpfen, insbesondere im Wohnbau. Das WIFO erwartet daher für 2023 einen weiteren Rückgang der Bauinvestitionen (–0,8 Prozent, real), der sich 2024 sogar noch etwas beschleunigt (–1,4 Prozent).

Belebung des Tourismus

Der Tourismus, der besonders unter der COVID-19-Pandemie gelitten hatte, erholte sich 2022 deutlich. 2023 hält die Erholung zwar an, schwächt sich jedoch ab. Stützend sollte vor allem die Nachfrage aus dem Ausland wirken, während jene aus dem Inland wegen der hohen Inflation, die die real verfügbaren Haushaltseinkommen belastet, leicht sinken dürfte. Für 2024 rechnet das WIFO mit einer weiteren Belebung der Tourismusnachfrage. Während die Nachfrage aus dem Ausland 2024 kaum mehr zulegt, sollte die inländische Nachfrage aufgrund der nachlassenden Inflation wieder kräftiger expandieren.

Verbraucherpreisinflation bei 3,8 Prozent

Trotz des deutlichen Rückgangs der Importpreise für Energieträger steigen die Verbraucherpreise 2023 abermals stark – getrieben durch die Kerninflation. Für das Gesamtjahr erwartet das WIFO einen Anstieg des VPI um 7,1 Prozent. Da die Preise für Konsumgüter üblicherweise verzögert reagieren, wird mit einer spürbaren Abschwächung des allgemeinen Preisauftriebs ab der zweiten Jahreshälfte 2023 gerechnet. 2024 beträgt die Verbraucherpreisinflation voraussichtlich 3,8 Prozent.

Anstieg der Steuereinnahmen

Die anhaltend hohe Inflation führt 2023 neuerlich zu einem deutlichen Anstieg der Steuereinnahmen, insbesondere aus der Mehrwertsteuer. Die gesamten Staatseinahmen wachsen in der Folge fast so kräftig wie das nominelle BIP, womit die Einnahmenquote nur leicht sinkt. Die Ausgaben steigen jedoch nicht in gleichem Ausmaß. In der Folge verringert sich das Budgetdefizit 2023 auf 1,8 Prozent des nominellen BIP (2022 –2,5 Prozent). Für 2024 wird ein weiterer Rückgang auf 0,4 Prozent des BIP prognostiziert.

(pi)

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