Künstliche Intelligenz (KI) wird nach Einschätzung von Fachleuten innerhalb weniger Jahre zur Selbstverständlichkeit in Unternehmen werden. Dies geht aus einer gemeinsamen Studie der Bonner Wirtschafts-Akademie und der Denkfabrik Diplomatic Council hervor, für die 150 Führungskräfte aus Unternehmen und Gewerkschaften befragt wurden.
Laut der Untersuchung erwarten 69 Prozent der Befragten, dass KI spätestens 2027 den Büroalltag prägen wird. In der Produktion rechnen 35 Prozent mit einer maßgeblichen Rolle der KI ab 2030, 55 Prozent gehen davon aus, dass dieser Prozess erst 2040 abgeschlossen sein wird. Studienleiter Harald Müller: „Die KI-Durchdringung nicht nur in den Computersystemen, sondern weit darüber hinaus in der realen Welt wird viel schneller erfolgen als gemeinhin angenommen.“
Bei humanoiden Robotern – also Robotern mit menschenähnlichem Aufbau und KI-Steuerung – zeigen sich die Befragten ebenfalls optimistisch. 18 Prozent können sich einen Einsatz bereits 2030 vorstellen, 40 Prozent prognostizieren einen breiten Einsatz bis 2040.
Tiefgreifende Auswirkungen auf Arbeitsplätze
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass KI und Robotik erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben werden. 77 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass humanoide Roboter bis zur Hälfte aller Arbeitsplätze ersetzen könnten. 58 Prozent sind überzeugt, dass etwa ein Drittel aller Jobs durch diese Technologien wegfallen wird.
Als mögliche Einsatzgebiete nennen die Fachleute vor allem industrielle Anwendungen: Logistik und Supply Chain Management (43 Prozent), Lager und Materialhandhabung (42 Prozent) sowie Wartungsarbeiten (37 Prozent). 32 Prozent sehen auch im Büroumfeld Potenzial für den Einsatz von KI-Robotern.
Wirtschaft profitiert, Mittelstand gewinnt Zugang
64 Prozent der Befragten erwarten, dass Arbeitgeber primär von der KI-Robotik-Revolution profitieren werden. Besonders bedeutsam ist die Entwicklung für den Mittelstand, wie Studienleiter Müller betont: „Viele Mittelständler werden sich erstmals einen Roboter in der Fertigung leisten können.“
Grund dafür ist die veränderte Kostenstruktur. Zwei Drittel der Befragten rechnen mit Anschaffungskosten in Kleinwagengröße, was durch Mietkauf und Leasing finanzierbar würde. 58 Prozent prognostizieren zudem zügig fallende Preise.
Herausforderungen für Sozialsysteme
Trotz der erwarteten Produktivitätsgewinne sehen die Fachleute erhebliche gesellschaftliche Herausforderungen. 23 Prozent der Befragten befürchten potenzielle Massenarbeitslosigkeit, 17 Prozent erwarten Belastungen für Renten- und Sozialsysteme.
Müller warnt: „Die rasanten Fortschritte beim Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt werden diese Entwicklung massiv beschleunigen. Daher ist es höchste Zeit, dass sich nicht nur die Sozialpartner, sondern auch die Politik den damit verbundenen Herausforderungen stellt.“
Gleichzeitig biete die Technologie Chancen, den Fachkräftemangel zu mildern, wie 54 Prozent der Befragten bestätigen. (pi)