Auf Einladung von KPMG diskutierten im Wiener Museumsquartier Bundesminister für Finanzen Magnus Brunner, Präsident des Fiskalrates Christoph Badelt, CFO der Erste Bank Group Stefan Dörfler und Aufsichtsratsvorsitzender der Lenzing AG Cord Prinzhorn das Thema einer dauerhaft erhöhten Inflation, der sogenannten “Inflation 2.0.”
Die hohen Inflationswerte sind in aller Munde und verunsichern die österreichische Wirtschaft und Bevölkerung. Darauf zu setzen, dass es sich nur um einen vorübergehenden Preisanstieg handelt, ist jedenfalls riskant. Im Rahmen der Diskussion wurden die österreichweiten Auswirkungen der Inflation sowie die möglichen Gegenmaßnahmen erörtert. Im Fokus stand die Rolle der Regierung und die aktuelle Situation der Banken sowie der Industrie. Dabei wurde auch das neue Anti-Teuerungspaket der Regierung und das Thema „Greenflation“ besprochen.
Gesellschaft befindet sich im anhaltenden Krisenmodus
„Der Staat sollte sich in der aktuellen Krise darauf konzentrieren, jene Menschen zu unterstützen bzw. zu entlasten, die durch die Inflation in eine Lage kommen, sich die Alltagsausgaben für Lebensmittel, Energie, etc nicht mehr leisten zu können“, sieht Christoph Badelt als besonders wichtig an.
Cord Prinzhorn betont, dass die Wirtschaft gut funktioniert aber auch Unterstützung seitens der Politik braucht: „Die aktuelle Lage zeigt, Gewinner müssen mutig und agil reagieren. In Zeiten sinkender Verfügbarkeit und steigender Preise muss man als Unternehmer rasch handeln. Warten führt zu Wertvernichtung und die Politik lässt uns oft warten!“
Auch Stefan Dörfler sieht die Politik am Zug: „Pandemie, Krieg, Inflation. Jedes Mal sind wir gefangen in der Akutbehandlung. Die Langzeitbehandlung findet zu wenig statt. Darin liegt aber die Kraft für unsere Zukunft: neu denken, den Blick nach vorne richten und echte, strukturelle Transformationen angehen, die langfristig wirken. Viele Unternehmen denken in Generationen. Der Staat, die europäische Staatengemeinschaft und deren Institutionen werden dies auch mehr tun – ja, tun müssen. Da sollten wir optimistisch bleiben und unterstützen!“
Entlastungen vorrangig
Finanzminister Magnus Brunner skizziert das rasche und konsequente Handeln der Politik wie folgt: „Der Staat kann nicht alle Auswirkungen der importierten Inflation abfedern. Aber wir müssen die Menschen entlasten – und das tun wir mit einem Maßnahmenpaket in Höhe von 28 Milliarden Euro. Wir helfen damit unmittelbar den besonders betroffenen Menschen, noch im Herbst der Mitte der Bevölkerung und setzen auch auf strukturelle Entlastungen. Wir schaffen die kalte Progression ab und geben den Menschen damit Geld zurück, das die Inflation ihnen genommen hat. Mit diesem Paket schaffen wir bis zu 9 Mrd Euro mehr Wirtschaftsleistung bis 2026, bis zu 23.000 Beschäftigte mehr und rund 12.000 Arbeitslose weniger.“
KPMG Austria Partner Werner Girth, der auch eine kurze Keynote hielt, sagt im Sinne der „Greenflation“ eine fundamentale wirtschaftliche Entwicklung voraus, die wesentlich länger andauern wird als der gerade stattfindende Inflationsschub. „Es wird aufgrund der ambitionierten klimapolitischen Zielsetzungen und den dafür notwendigen Anstrengungen eine massive Verschiebung in den Kosten aller Produkte geben und damit auch in den Abnehmerpreisen“, so der Experte. (pi)