Laut einer aktuellen EY-Studie könnten heuer nur Logistikimmobilien in Bestlage noch teurer werden, Preise für Wohnimmobilien bleiben voraussichtlich vorerst gleich.
Die Energiekrise und die damit einhergehende hohe Inflation wirken sich auch deutlich auf den österreichischen Immobilienmarkt aus, wie eine aktuelle Studie der Beratungs- und Prüfungsorganisation EY zeigt, für die über 50 Vertreter der Immobilienbranche in Österreich befragt wurden. Speziell im zweiten Halbjahr 2022 wurde ein Rückgang des Transaktionsvolumens am österreichischen Immobilienmarkt beobachtet.
Nach Einschätzung der Befragten dürfte es nach Jahren des stetigen Preisanstiegs nun eine deutliche Eintrübung der Preisentwicklungen bei Immobilien geben. Über alle Immobilienklassen hinweg gehen sie von stagnierenden bzw. sinkenden Preisen aus – einzig bei Logistikimmobilien in Bestlage werden noch tendenziell steigende Preise erwartet. Sogar in der bewährten Anlageklasse Wohnen sind die Erwartungen verhaltener als in den Vorjahren: In 1a- und 1b-Lagen sollen die Preise gleichbleiben, in der Peripherie könnten sie sogar sinken.
Stephan Größ, Leiter des Immobiliensektors bei EY Österreich, dazu: „Der Zinswandel, die hohe Inflation und die Angst vor einer drohenden Rezession führen am Immobilienmarkt zu einer Trendwende. Wer aktuell kaufen will, sollte einen detaillierten Blick auf die Immobilie werfen. Angesichts der bestehenden Zurückhaltung vieler Investoren können sich aber auch interessante Opportunitäten ergeben.“
Österreichischer Immobilienmarkt trotz Unsicherheiten auch 2023 attraktiv
Trotz aller Unsicherheiten: Der Immobilienmarkt in Österreich wird auch für 2023 als attraktiv eingeschätzt – wenn es auch deutliche Einbußen in den Detailbewertungen gibt: Waren 2022 noch mehr als die Hälfte (52 %) der Befragten der Meinung, dass der Immobilienstandort Österreich „sehr attraktiv“ ist, so glaubt das für das Jahr 2023 nur mehr jeder Fünfte (20 %). 70 Prozent schätzen den heimischen Immobilienmarkt heuer aber trotzdem als attraktiv ein (Vorjahr 41 %), nur jeder zehnte Befragte befindet den Markt für weniger attraktiv (Vorjahr: 7 %).
„Die Einschätzungen hinsichtlich der Attraktivität des Immobilienstandorts Österreichs sind vorsichtiger als in den Vorjahren. Noch prekärer ist die Lage in Deutschland: Dort schätzt mehr als ein Drittel der Befragten den Markt für weniger attraktiv ein, nur etwa die Hälfte hält den Markt für attraktiv“, erläutert Größ.
Schwierige Rahmenbedingungen in puncto Finanzierung
Fast alle Marktteilnehmer sind der Meinung, dass 2023 Anschlussfinanzierungen Kreditnehmer vermehrt unter Druck setzen werden (98 %). Sie gehen außerdem davon aus, dass sowohl die Zinsen als auch die Eigenkapitalanforderungen weiter steigen werden. Laut mehr als drei Viertel (78 %) der Befragten könnten auch Kreditausfälle im laufenden Jahr spürbar zunehmen.
Neun von zehn Befragten (92 %) gehen davon aus, dass die Zinsentwicklungen den österreichischen Immobilienmarkt in den nächsten fünf bis zehn Jahren am meisten beeinflussen werden. Genauso viele beurteilen den demografischen Wandel und den Klimawandel als die prägendsten Einflussfaktoren auf den Immobilienmarkt. Dicht dahinter mit 84 Prozent Zustimmung folgt der Dauerbrenner Digitalisierung.
„Klar, die Zinswende beeinflusst das Geschehen am Markt zurzeit am intensivsten. Wichtig ist aber, dass auch die langfristigen Themen wie die Erfüllung von ESG-Kriterien bei Gebäuden oder auch der demografische Wandel nicht aus den Augen verloren gehen“, so Größ.