Gendermedizin: Zweifaches Rendite-Versprechen

Gendermedizin ist eine Riesen-Investmentchance
Gendermedizin ist eine Rieseninvestment- und auch gesellschaftliche Chance © unsplash Zach Vessels

In Bezug auf Gendermedizin oder geschlechtsspezifische Medizin gibt es noch viel Luft nach oben: Vor allem auch für Risikokapitalgeberinnen und -geber. Das Renditepotenzial der eingegangenen Investments an Unternehmen in diesem Sektor ist groß – und weitgehend ungehoben.

Bei der Gendermedizin oder geschlechtsspezifischen Medizin scheint die Menschheit noch ganz am Beginn zu stehen: Obwohl Frauen mehr als 50 Prozent der Bevölkerung ausmachen und geschlechtsspezifische Unterschiede alle Gewebe, Organe und Körperfunktionen beeinflussen, wurde laut McKinsey der Prävention, Diagnose und Behandlung der besonderen Gesundheitsbedürfnisse von Frauen bislang wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Nur etwa ein Prozent der Forschung und Innovation im Gesundheitswesen werde in frauenspezifische Erkrankungen – jenseits der Onkologie – investiert.

Investments in Gendermedizin: Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen

Bei der Gendermedizin geht es nicht nur um geschlechtsspezifische Krankheiten oder Leiden, von der Periode über komplikationsbehaftete Schwangerschaften und Geburten bis zu den Wechseljahren, sondern auch um Erkrankungen, die Männer und Frauen unterschiedlich betreffen, wie Herz-Kreislauf-, Migräne- und Autoimmunerkrankungen.

Selbst kleine Investitionserhöhungen würden einen hohen Return on Investment (ROI) und bessere Gesundheitsergebnisse für Frauen bringen, schreibt Chloe E. Bird, eine Soziologin, die für die RAND Corporation Gesundheitsgerechtigkeit untersucht. „Investitionen in die Erforschung der Gesundheit von Frauen sind nicht unerschwinglich. Der weitaus kostspieligere Weg wäre es, dies weiterhin zu unterlassen”, betont Bird.

Dies sollte Risikokapitalgeberinnen und -gebern wie Venture Kapitalisten, Business Angels und Seed Financing Agenturen hellhörig werden lassen. Sie sollten Gusto auf Investments in Gendermedizin bekommen, zumal es in dem Sektor beträchtliche Renditen zu heben gibt.

Etliche Unicorns im Gendermedizin-Sektor

Dies beweist die amerikanische Maven Clinic eindrücklich: Die 2014 von CEO Kate Ryder gegründete größte virtuelle Klinik für Frauen- und Familiengesundheit gilt als erstes Einhorn im frauenspezifischen Gesundheitswesen. Das Unternehmen konnte nennenswerte Finanzmittel von führenden Investoren wie Sequoia oder Lux Capital erhalten und zählt mittlerweile rund 15 Millionen Kunden und Kundinnen.

Unter einem Einhorn oder Unicorn versteht man ein privates Unternehmen mit einer Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar, das nicht an der Börse notiert ist.

Wie sehr sich der Fokus auf Gesundheitsunternehmen mit Schwerpunkt Frauen rentiert, zeigt das Non-Profit-Unternehmen Springboard Enterprises. Es forciert die Unterstützung für von Frauen geführte Unternehmen im Gesundheitssektor. Mehr als 5.000 Berater, Investoren sowie Business Mentoren stellen ihr Fachwissen zur Verfügung.

Laut Wirtschaftsmagazin „Forbes” habe Springboard im Laufe der letzten 22 Jahre mehr als 880 von Frauen geführte Unternehmen betreut. Davon hätten 90 Prozent Kapital aufgenommen, 27 seien den Gang an die Börse angetreten. Insgesamt sei ein Wert von 36 Milliarden Dollar geschaffen worden. In Summe erreichten zehn der Betriebe den Status eines Einhorns.

Erfolge mit speziellen „Femtech-Fonds”

Das ureigenste Geschäft von „Venture Kapitalisten” ist es, innovative Unternehmen im Frühstadium effizient zu identifizieren. Einer der größten Investoren für frauenspezifische Unternehmen ist der Risikokapitalgeber Portfolia. Portfolia legt Investmentfonds auf, in denen Frauen die Hauptrolle spielen. Mit Investitionen von der Seed- bis zur Pre-IPO-Phase in diese innovativen Unternehmen möchte man einerseits die Betriebe unterstützen und andererseits sozialen Impact und Rendite erzielen. Dabei hat Portfolia bisher häufig Investments in Gendermedizin getätigt. Darunter zu finden sind etwa Bone Health Technologies, Everly Health und Willow Breast Pump. 2018 legte Portfolia seinen ersten „Femtech-Fonds” auf, der dritte ist soeben im Entstehen.

Einer Studie zufolge sind nur 16,1 Prozent der Venture Capital-Entscheidungsträger in den USA Frauen (Quelle: Pitchbook.com). Das lässt darauf schließen, das Risikokapitalgeber immer noch vergleichsweise wenig in Gründerinnen, Produkte und Lösungen investieren, die den Bedürfnissen von Frauen im Gesundheitswesen entsprechen. Dies dürfte sich laut Forbes aber ändern, ist Autorin Geri Stengel überzeugt: „Männer müssen erkennen, dass die Gesundheitsfürsorge für Frauen ein Markt ist, der reif für Disruption und Innovationen ist.” Ganz generell haben es „female startups”, auch in Europa, noch schwer.

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