Gefühlte Inflation hat negative Auswirkungen auf Unternehmen

Die gefühlte Inflation liegt in Österreich bei 19,5 Prozent. ©Pixabay

Die Inflation in Österreich war im Mai 2023 viermal so hoch wie in der Schweiz, die gefühlte Inflation ist jedoch fast doppelt so hoch. Das hat große Auswirkungen auf das Konsumverhalten der Bevölkerung.

Mit 9,0 Prozent hat Österreich im Mai die höchste Inflationsrate im deutschsprachigen Raum. Deutschland lag mit 6,1 Prozent wesentlich darunter, und die Schweiz ist mit 2,2 Prozent eine Insel der Geldstabilität.  Eine aktuelle Analyse von Kreditversicherer Acredia und Allianz Trade hat die Gründe für den großen Unterschied bei der Teuerung untersucht und sich auch mit der Frage beschäftigt, warum sich die Inflation höher anfühlt, als sie tatsächlich ist.

Österreich hat eine besonders hohe Inflation

Dass Österreich eine höhere Inflation hat als die Nachbarn in Deutschland und der Schweiz, ist keineswegs neu. Allerdings ist der Abstand derzeit höher als in den letzten Jahrzehnten. „Ein Grund für den Unterschied in der Inflation liegt in den unterschiedlichen Warenkörben“, erklärt Gudrun Meierschitz, Vorständin bei Acredia, Österreichs führender Kreditversicherung. „Österreich hat einen starken Tourismussektor, in dem Investitionen in höherer Qualität in letzter Zeit zu einem starken Preisanstieg geführt haben. Da der Tourismussektor im Warenkorb in Österreich fast dreimal so viel Gewicht hat wie in Deutschland, führt das zu einer höheren Inflationsrate.“ Ein weiterer Unterschied besteht bei den staatlichen Unterstützungsmaßnahmen. In Deutschland hatten Tank-Rabatt, 9-Euro bzw. jetzt 49-Euro-Öffi-Ticket eine inflationsdämpfende Wirkung. In Österreich stiegen hingegen nach Ende der wesentlich stärkeren und längeren Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie die Preise im Anschluss besonders stark.

Die Schweiz hingegen profitiert vom starken Schweizer Franken, der die Inflation über die Importpreise und die unterschiedliche Konsumstruktur aufgrund des höheren Einkommensniveaus dämpft.

Auch in anderen europäischen Ländern klaffen die Teuerungsraten weit auseinander. Während die durchschnittliche Inflationsrate in Europa im Mai bei 5,5 Prozent lag, betrug die Teuerungsrate etwa in Griechenland 2,8 Prozent, in Polen 13,0 Prozent und in Ungarn sogar 21,5 Prozent.

„Schlüsselfaktoren für die Länderunterschiede in der Inflation sind die geografische Nähe zu Russland, die Abhängigkeit von Energie- und Lebensmittelimporten, staatliche Eingriffe zur Senkung einzelner Preise und die Stärke der jeweiligen Währung“, sagt Meierschitz. 

Gefühlte Inflation bei 19,5 Prozent

Es gibt aber nicht nur Unterschiede zwischen den Ländern, sondern auch einen Unterschied zwischen gefühlter und tatsächlicher Inflation. Die Gründe dafür sind vielfältig. „Konsumenten achten zum Beispiel stärker auf Preisänderungen bei Produkten, die sie häufig kaufen wie Lebensmittel, Getränke oder Kraftstoff“, so Meierschitz. „Wenn diese Preise überdurchschnittlich steigen, empfinden die Menschen die Teuerung als wesentlich höher.“ Aber auch psychologische Aspekte, demografische und regionale Unterschiede und individuelles Konsumverhalten verzerren die Wahrnehmung.

In Österreich ist die gefühlte Inflation fast doppelt so hoch, als die tatsächliche. Sie lag im 2. Quartal 2023 bei 19,5 Prozent und damit 10,5 Prozentpunkte höher als die tatsächliche Teuerungsrate. „Der Unterschied zwischen gefühlter und realer Teuerung spielt für Unternehmen eine wichtige Rolle“, so Meierschitz weiter, „denn die gefühlte Inflation beeinflusst das Handeln der Konsumenten und hat zum Beispiel Auswirkungen auf das Kaufverhalten.“

(pi)

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