Finanzielle Hürden bei Wohneigentum

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Der Traum vom eigenen Heim ist in Österreich tief verwurzelt: 75 Prozent der derzeitigen Mieter träumen von den eigenen vier Wänden. Doch die Realität sieht anders aus: Finanzielle Hürden verhindern für viele diesen Schritt. Steigende Zinsen und restriktivere Kreditvergaberichtlinien seitens der Banken lassen den Erwerb von Wohneigentum für viele Haushalte in weite Ferne rücken. Junge Menschen, die besonders häufig von diesen Hürden betroffen sind, weichen daher notgedrungen auf Mietobjekte aus.

Österreicher haben eine klare Präferenz, wie sie wohnen möchten: in der eigenen Immobilie. Wohneigentum wird von 85 Prozent der Bevölkerung, die derzeit in Miete lebt, als die ideale Wohnform gesehen. Nur 15 Prozent bevorzugen andere Wohnformen, Miete mit 9 Prozent und Genossenschaftswohnung mit 6 Prozent werden nur selten genannt. Das zeigt eine aktuelle Raiffeisen Immobilien Wohntrend-Umfrage, durchgeführt von Gallup1) im Auftrag von Raiffeisen Immobilien, dem größten heimischen Makler-Verbund. 

Finanzielle Gründe

Wohnt man zur Miete, so ist für drei von vier Personen das finanzielle Motiv ausschlaggebend. Man würde also lieber in Eigentum wohnen, 75 Prozent der Befragten geben aber an, dass finanzielle Gründe dies unmöglich machen. 27 Prozent, also knapp über ein Viertel der Befragten, sieht jedoch Flexibilität und Unabhängigkeit als Beweggrund für Miete (Mehrfachantworten möglich).

Je jünger die Befragten, desto stärker das finanzielle Motiv, warum man zur Miete wohnt. Den Hauptvorteil von Immobilieneigentum sehen die Österreicher mit 79 Prozent in der eigenen Unabhängigkeit, mit deutlichem Abstand gefolgt von Sicherheit mit 59 Prozent und Altersvorsorge mit 53 Prozent (Mehrfachantworten möglich). Sicherheit ist dabei vor allem den 20- bis 30-jährigen besonders wichtig (73 Prozent Zustimmung). 

Erwerb von Immobilieneigentum laut 77 Prozent immer schwieriger

Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Befragten haben den Eindruck, dass es junge Menschen heute schwerer als ihre Elterngeneration haben, Immobilieneigentum zu erwerben. 60 Prozent sind dementsprechend dafür, dass der Staat den Immobilienerwerb durch junge Menschen stärker fördert. Bei den unter 30-jährigen befürworten das sogar 74 Prozent. Und wie sollte diese Förderung nun konkret aussehen? Als am besten geeignete Maßnahme wird mit 63 Prozent die steuerliche Absetzbarkeit der Zinsen gesehen, gefolgt von einer Ausweitung von direkten Förderungen (z.B. Baukostenzuschüsse) mit 61 Prozent sowie dem Erlassen der Grunderwerbssteuer mit 58 Prozent. Staatliche Bürgschaften für Wohnbaukredite halten nur 32 Prozent als geeignete Maßnahme. 

Steigenden Zinsen und restriktive Kreditvergabe

„Die immer schwierigeren Rahmenbedingungen rund um die Leistbarkeit und Finanzierung stehen diesem großen Wunsch der Österreicher entgegen. Die Politik muss darauf reagieren und Antworten finden. Das kürzlich vom Nationalrat beschlossene Baukonjunktur-Paket geht in die richtige Richtung, wir stehen hier aber erst am Anfang. Durch den Wegfall der Grundbuchsgebühren wurde ein erster Anreiz geschaffen. Generell trägt das Paket mit Sicherheit zu einer Verbesserung der Marktstimmung bei. Es hat in der kurzen Zeit seit Inkrafttreten am Markt aber noch kaum messbare Effekte ausgelöst, obwohl sich leicht steigende Anfragen – speziell von Jungen und Erstkäufern – abzeichnen. Hier wird es entscheidend sein, wie intelligent die nun zur Verfügung gestellten Mittel für den geförderten Wohnbau eingesetzten werden und am wichtigsten, wie schnell die Länder die geförderten Darlehen zur Verfügung stellen können“, so die Sprecher von Raiffeisen Immobilien Österreich, Ing. Mag. (FH) Peter Weinberger und Prok. Peter Mayr unisono. 

Die Finanzierung von Immobilien wurde durch die steigenden Zinsen und die restriktive Kreditvergabe im Zuge der KIM-Verordnung erschwert. „Es hat kürzlich kleinere Anpassungen gegeben, aber weitere Änderungen bei den Kriterien zur Vergabe von Immobilien-Krediten sollten dringend angegangen werden. Wegen der erschwerten Finanzierung weichen viele Kauf-Interessenten auf Mietobjekte aus. Für die Altersvorsorge wäre es aber sehr wichtig, bereits in jungen Jahren Wohneigentum zu schaffen. Denn Wohnungseigentum ist die beste Medizin gegen Altersarmut.“, resümiert Peter Mayr. Österreich hat hier im EU-Vergleich starken Aufholbedarf. In Österreich wohnen etwa 55 Prozent im Eigentum, während der EU-Schnitt laut Eurostat bei etwa 70 Prozent liegt.

(pi)

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