Fachkräftemangel: Kompetenz statt Abschluss gesucht

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Im technischen Bereich ist bei Arbeitgebern, die die Fachkräfteeinstellung angepasst haben, ein Anstieg der Bewerber zu erkennen. Kompetenz soll künftig wichtiger sein, als ein Hochschulabschluss. Damit soll gegen den Fachkräftemangel angekämpft werden. Bei vielen Unternehmen scheitert es jedoch noch an knappen Budgets und einer mangelnde Unterstützung durch die Unternehmensleitung.

Trotz der anhaltenden Diskussion rund um die kompetenzbasierte Fachkräfteeinstellung haben 61 Prozent der Arbeitgeber in den vergangenen drei Jahren zusätzliche Anforderungen an die Arbeit oder die Ausbildung bei Neueinstellungen gestellt. Unternehmen, die die Anforderungen an den Hochschulabschluss oder die Berufserfahrung abgeschafft haben, verzeichnen einen deutlichen Anstieg der Zahl der Bewerber und eine vergleichbare Leistung am Arbeitsplatz. Neue Daten von Generation, der globalen Non-Profit-Organisation für Beschäftigung, zeigen, dass Unternehmen ihre Einstellungspraktiken für Nachwuchskräfte im technischen Bereich radikal überdenken müssen – und legen erste Schritte fest.

Anstieg der Bewerberzahlen

Fast 60 Prozent der Unternehmen, die diese Anforderungen abgeschafft haben, verzeichneten einen Anstieg der Bewerberzahlen, so dass sie mehr Mitarbeiter schneller einstellen und neue Bewerberpools erschließen konnten, die die Talentvielfalt fördern. Mehr noch, sie sahen kaum einen Kompromiss in Bezug auf die Leistung, wenn die Kandidaten erst einmal im Job waren – 84 Prozent der Unternehmen gaben an, dass Personen, die sie ohne Abschluss oder Ausbildungsanforderungen einstellten, die gleichen oder bessere Leistungen erbrachten als Personen, die mit traditionellen Methoden eingestellt wurden.

Diese Ergebnisse stammen aus der Studie ” Launching a Tech Hiring Revolution“, einer Erhebung unter Tausenden Arbeitgebern, Einsteigern in Tech-Berufen und Arbeitssuchenden in acht Ländern befragt hat: Brasilien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Indien, Mexiko, das Vereinigte Königreich und die USA. Die Studie wurde von der Hg Foundation sowie von der Bank of America, Clayton, Dubilier & Rice und der MetLife Foundation unterstützt.

Arbeitgeber möchten eine Veränderung der Einstellungsverfahren

Weltweit geben 86 Prozent der befragten Arbeitgeber an, dass sie Stellen für Berufsanfänger im technischen Bereich besetzen. Unternehmen in verschiedenen Sektoren, darunter Banken, Fertigungsbetriebe und der Einzelhandel, haben alle einen Bedarf an technischen Fachkräften, was sie zwingt, um Talente zu konkurrieren. Und sie tun sich schwer: 62 Prozent der Arbeitgeber sind der Meinung, dass sich die Verfahren für die Fachkräfteeinstellung für Berufsanfänger im technischen Bereich ändern müssen.

Kaum Einstiegjobs im technischen Bereich

Echte Einstiegsjobs im technischen Bereich gibt es nicht mehr. 94 Prozent der Arbeitgeber geben an, dass ihre Einstellungsvoraussetzungen für “Einstiegsjobs” im technischen Bereich vorherige Berufserfahrung in einem verwandten Bereich beinhalten.

Trotz der andauernden Debatte um die Fachkräfteeinstellung haben fast zwei Drittel der Arbeitgeber weltweit (61 Prozent) in den letzten drei Jahren zusätzliche Ausbildungs- oder Arbeitsanforderungen für Einstiegspositionen im technischen Bereich gestellt. Und das nicht nur in Bezug auf die technischen Fähigkeiten, denn mit 40 Prozent sind auch die Anforderungen an die Verhaltensfähigkeiten gestiegen.

Wie die Arbeitgeber, die sich diesem Trend widersetzt haben, gezeigt haben, ist die Verlagerung der Einstellung auf Kompetenzen statt auf Abschlüsse ein Weg, um neue Talentpools zu erschließen. Die Konzentration auf kompetenzbasierte Techniken war für die Gruppe, die Anforderungen gestrichen hat, ein Schlüsselelement für den Erfolg der Arbeitgeber, wobei Zertifizierungen in der Technologiebranche eine wichtige Rolle spielten. Während jedoch Zertifizierungen bei der Einstellung von Mitarbeitern verschiedener ethnischer Gruppen zu einer Angleichung führten, blieben geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen. Männer ohne Zertifizierung erhielten mehr Stellenangebote per Vorstellungsgespräch als Frauen mit Zertifizierungen.

Voraussetzungen für einen erforderlichen Wandel

Auch wenn die Arbeitgeber stark motiviert sind, die Zahl der Berufseinsteiger zu erhöhen, nennen diejenigen, die sich schwer tun, knappe Budgets und mangelnde Unterstützung durch die Unternehmensleitung als große Hindernisse. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass es vier Voraussetzungen gibt, um den erforderlichen Wandel herbeizuführen, darunter:

Die Erweiterung des Bewerberpools durch Streichung der Anforderungen an Berufserfahrung und Abschluss und stattdessen einer Priorisierung von Zertifizierungen und anderen Qualifikationsindikatoren. Des Weiteren den Einsatz technischer Beurteilungen während des Einstellungsverfahrens, um sicherzustellen, dass die Bewerber die für die Stelle erforderlichen Fähigkeiten besitzen. Außerdem sind sowohl verhaltensbezogene als auch technische Fähigkeiten zu beachten. Relevant ist weiters das Umdenken bei der Einstellung von Teams, um versteckte Vorurteile abzubauen und die Vielfalt der Talente zu erhöhen.

Um die Möglichkeiten eines kompetenzbasierten Ansatzes weiter zu erforschen, wird Generation eine Koalition globaler Arbeitgeber zusammenstellen, die die von der Forschung geforderten Veränderungen vornehmen und die Ergebnisse öffentlich teilen wollen, um dauerhafte Lösungen zu schaffen, die branchenübergreifend und weltweit angewendet werden können.

(pi)

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