„Gegen Putins Recht des Stärkeren müssen wir uns mit Überzeugung stellen und die Stärke des Rechts verteidigen“. Dafür plädierte Siegfried Russwurm kürzlich bei der Matinee der Deutschen Handelskammer (DHK) in Österreich. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) entwarf in seiner Festrede ein Zukunftsszenario für Europas Wirtschaft. Siegfried Russwurm trat für neue globale Partnerschaften in einem Europa ohne Russland ein.
Neue geopolitische Realität
Der Ukrainekrieg löse eine Zeitenwende aus und lege außerdem die Achillesferse der europäischen Wirtschaft bloß – nämlich ihre Energie- und Rohstoffknappheit, erläuterte Russwurm. „Ein kurzfristiger Verzicht auf russisches Gas hätte verheerende wirtschaftliche und soziale Folgen. Das akzeptieren in Deutschland auch die führenden Politiker der Ampelkoalition.“
Unisono mit Hans Dieter Pötsch, Präsident der DHK in Österreich, forderte er eine zwei- bis drei-jährige Übergangszeit für den Ausstieg aus russischem Gas, um die Wettbewerbsfähigkeit von Europas Wirtschaft nicht zu gefährden. Für den BDI-Präsidenten und Aufsichtsrats-Vorsitzenden der thyssenkrupp AG steht außer Zweifel, dass erneuerbare und CO2-freie Energieträger wie Wasserstoff die Zukunft sind.
Keine Alternative zur Globalisierung
Sowohl Pötsch als auch Russwurm setzten im Rahmen der Matinee ein starkes Plädoyer für die Globalisierung. Sie jetzt in Frage zu stellen, wäre es ein großer Fehler, weil sie „Menschen auf der ganzen Welt aus der Armut befreit hat“, ist Russwurm überzeugt. Laut DHK Präsident Pötsch sind weltweite Verflechtungen auch notwendig, um globale Herausforderungen zu lösen: „Dem Klimawandel und anderen globalen Krisen können wir nur dann wirksam begegnen, wenn Länder kooperieren, untereinander Handel betreiben und Technologien austauschen. Globalisierung ist die Grundlage für Wachstum, Wohlstand und auch für Frieden.“
Asien, Afrika und Südamerika als Zukunftsmärkte
Für BDI-Präsident Siegfried Russwurm geht es außerdem um die strategische Souveränität der Wirtschaft, die davon abhängt, „wie stark das westliche Gewicht im globalen Systemwettbewerb ist“. Europa solle sich ab sofort für die Zusammenarbeit mit neuen Zukunftsmärkten in Asien, Afrika und Südamerika stark machen, meint Russwurm: „Das wird teurer, ist aber wichtig, um einseitige Abhängigkeiten zu reduzieren.
In der aktuellen Situation ist die Politik nach der Pandemie laut Russwurm erneut als Krisenmanager gefragt. Dabei geht es vorrangig um die Sicherung der Wirtschaftskraft, um in den nächsten Jahrzehnten erfolgreich zu sein und die großen „Transformationsthemen“ Digitalisierung und Dekarbonisierung zu bewältigen.
Breites Echo auf die DHK Matinee
Die Matinee der Deutschen Handelskammer in Österreich fand nach zweijähriger pandemiebedingter Pause erstmals wieder in der Salzburger Residenz statt. Der Einladung von Hans Dieter Pötsch, Präsident der DHK in Österreich, folgten rund 150 Wirtschaftstreibende aus dem deutsch-österreichischen Raum. Unter den Festrednern waren auch Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Bürgermeister Harald Preuner. (pi)