Am “Equal Pension Day” haben Männer bereits so viel Rente erhalten wie Frauen erst bis zum Jahresende bekommen werden. Der Unterschied zwischen Männer- und Frauenpensionen ergibt sich aus strukturellen Problemen im Pensionssystem, das sich immer noch an typischen männlichen Erwerbsbiografien orientiert, während Frauen unbezahlte Care-Arbeit leisten und häufig in Teilzeit arbeiten. Die Kluft im Rentenunterschied hat sich nur minimal verringert, sodass der Pension Pay Gap laut aktuellen Berechnungen frühestens im Jahr 2170 überwunden sein wird.
Am 4. August (Equal Pension Day) haben Männer bereits so viel Pension erhalten, wie Frauen erst bis zum Jahresende erhalten werden. „Der Unterschied von 40,55 Prozent zwischen Männer- und Frauenpensionen ergibt sich nicht nur aus den fehlenden strukturellen Verbesserungen, sondern auch dadurch, dass sich das Pensionssystem nach wie vor an der typischen männlichen Erwerbsbiografie orientiert. Teilzeit oder Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Betreuungspflichten und fehlenden Rahmenbedingungen bei der Kinderbetreuung oder Pflege sind nach wie vor zu gering bewertet oder werden überhaupt nicht berücksichtigt. Das Pensionsrecht ist nicht vorbereitet auf Frauen, die ihre Erwerbsverläufe nicht mehr ändern können“, so Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings. „Gerade die Einführung der Lebensdurchrechnung und die Rücknahme der besten 15 Jahre als Bemessungsgrundlage hat sich für Frauen negativ ausgewirkt“, kritisiert Frieben.
Gesellschaft funktioniert ohne Frauen nicht
„So weit, so schlecht. Alt, arm, weiblich ist noch immer, auch in diesem Jahr erschreckende Realität“, so Karin Zeisel, Bundesfrauenvorsitzende der Fraktion Christlicher Gewerkschafter in der Gewerkschaft GPA. Besonders kritisiert sie, dass sich das österreichische Pensionssystem immer noch an Vollbeschäftigung ohne Erwerbsunterbrechung orientiert. Und die ist meist den Männern vorbehalten. „Wir wissen, dass unsere Gesellschaft ohne Frauen nicht funktioniert, wie auch die Zeitverwendungserhebung der Statistik Austria zeigt“, stellt Zeisel klar.
Frauen leisten den größten Teil der unbezahlten Arbeit
Frauen leisten auch 2023 den größten Teil der unbezahlten Arbeit. Sie übernehmen Care-Arbeit für zu pflegende Angehörige und Kinder, erledigen den Großteil des Haushaltes, gehen in Karenz und arbeiten danach meist Teilzeit. All das führt dazu, dass Frauen armutsgefährdeter sind. Zeisel fordert, die Zeitverwendungsstudie jährlich durchzuführen, um dringend die richtigen Schritte zu setzen. Die aktuellen Teuerungen treffen abermals besonders Frauen.
Laut Statistik Austria ist jede fünfte Frau über 65 armutsgefährdet. „Hier darf nicht unter neoliberalen Vorzeichen diskutiert werden, ob die Pensionen leistbar sind, hier muss garantiert sein, dass besonders Frauen nach einem Arbeitsleben mit Doppel- und Dreifachbelastung menschenwürdig leben können“, kritisiert Frieben.
Arbeitszeitverkürzung als Chance für weibliche Pension
Männliche Vollzeit ist noch immer das Maß aller Dinge. Die Rahmenbedingungen in Österreich machen es Frauen (vor allem mit Betreuungspflichten) jedoch schwerer bis unmöglich, Vollzeit zu arbeiten. „Um mehr Frauen in Vollzeit zu bringen, braucht es eine bessere und längere Anrechnung der Kindererziehungszeiten, eine partnerschaftliche Aufteilung der Sorgearbeit und einen Ausbau an Kinderbildungsplätzen“, bekräftigt Wolfgang Pischinger, Vorsitzender der FCG/GPA, die gewerkschaftlichen Forderungen. Noch stärker drängt die FCG/GPA auf eine Arbeitszeitverkürzung.
Mehr Stunden zu arbeiten, muss einerseits, wenn erwünscht, ermöglicht werden. Eine Arbeitszeitverkürzung ist die bessere Lösung, um eine Gleichstellung zwischen Männern und Frauen zu erwirken. „Reduziert man die Normalarbeitszeit um ein paar Stunden, erreichen viele Frauen, die momentan in Teilzeit arbeiten, leichter die Vollzeit. Das bedeutet, volle Bezüge und damit positive Auswirkung auf die Pension“, ist sich Zeisel sicher.
Pension Pay Gap laut momentanen Stand erst 2170 überwunden
Fakt ist, durch die momentan geltenden Rahmenbedingungen steigen Frauen noch immer, auch in der Pension deutlich schlechter aus. Zwischen 1997 und 2020 hat der Gender Pension Gap von 46,4 Prozent auf 37,7 Prozent abgenommen. „Von 2022 auf heuer haben wir uns lediglich um einen Tag verbessert. Geht es in diesem Schneckentempo weiter, haben wir den Pension Pay Gap im Jahr 2170 überwunden,“ betonen Zeisel und Pischinger.
(pi)