Einzelhandel erwartet Konjunkturaufschwung

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Der BIP im Einzelhandel ist im ersten Quartal gesunken, währenddessen wird ein Konjunkturanstieg im zweiten Halbjahr prognostiziert. Die Konsumstimmung verbessert sich allmählich. Die Sparquote ist 2022 auf 8,8 Prozent gefallen. Die Inflation lag im März bei 9,2 Prozent.

Der österreichische Handel ist mit 625.000 Beschäftigten zweitgrößter Arbeitgeber des Landes. Im Einzelhandel zeichnet sich nun eine leichte Entspannung ab. Die Zahl der vakanten Positionen ist zuletzt von 14.100 auf 13.800 zurückgegangen. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse der brandneuen 2. Ausgabe des “Konjunkturreport Einzelhandel” vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) im Auftrag des Handelsverbandes.

Kernergebnisse des Konjunkturreports Einzelhandel des ersten Quartals 2023

  • Im Einklang mit der internationalen wirtschaftlichen Eintrübung kühlte die heimische Konjunktur zu Jahresbeginn 2023 ab. Das BIP im ersten Quartal 2023 dürfte gegenüber dem Vorquartal leicht gesunken sein.
  • Nach einer starken Umsatzentwicklung im Einzelhandel im November und Dezember 2022 fiel der Geschäftsgang im Jänner und Februar 2023 – vor allem im Non-Food-Handel – deutlich schlechter aus.
  • Nachdem der Anstieg der Verbraucherpreise im Jänner und Februar 2023 rund 11 Prozent betragen hatte, hat sich die Inflation im März auf 9,2 Prozent zumindest eingebremst.
  • Die  Stimmung der Händler hat sich seit Oktober 2022 kontinuierlich verbessert, wobei zuletzt eine leichte Abschwächung zu beobachten war. Die unternehmerischen Erwartungen haben sich im März erneut gesteigert.
  • Spiegelbildlich ist auch der Indikator zum Konsumentenvertrauen seit Oktober angestiegen, wobei die positive Dynamik zuletzt etwas abgeflacht ist.
  • Die Sparquote der österreichischen Haushalte ist 2022 auf 8,8 Prozent gefallen, 2023 dürfte sie in einer ähnlichen Größenordnung bei rund 8 Prozent bleiben, 2024 wieder ansteigen.

Realer Umsatzrückgang

Nominell setzte der Einzelhandel im Dezember 2022 laut Statistik Austria kalenderbereinigt um +9,4 Prozent mehr um als im Jahr zuvor. Im Jänner 2023 betrug der Zuwachs +7,3 Prozent, im Februar +6,3 Prozent. Inflationsbereinigt (real) entspricht das allerdings kalenderbereinigt einem Umsatzrückgang von -3,3 Prozent im Jänner und -4,0 Prozent im Februar. 

Vor allem der Non-Food-Einzelhandel verlor in den letzten beiden Monaten deutlich an Schwung (Jänner +3,4 Prozent, Februar +3,7 Prozent nominell). Der Lebensmitteleinzelhandel verbuchte zu Jahresbeginn einen etwas höheren Zuwachs mit nominell +11,3 Prozent im Jänner und +11,1 Prozent im Februar. Rückläufig entwickelten sich im Jänner v.a. der Onlinehandel (-4,9 Prozent nominell) sowie derEinzelhandel mit pharmazeutischen Produkten (-4,1 Prozent nominell), wo sich die Aufhebung der gesundheitspolitischen Pandemie-Maßnahmen gegenteilig auf den Geschäftsgang ausgewirkt haben.

Inflationsdämpfende Handlungen im Sinne der Konsumenten

Die aktuellen Umsatzzahlen aus unserem Konjunkturreport zeigen ganz klar, dass sich die Händler nicht an der Teuerungskrise bereichern. Im Gegenteil, die inflationsbereinigten Umsätze im Einzelhandel sind zuletzt im Februar um fast 4 Prozent zurückgegangen – und das bei weiterhin hohen Kosten. Unsere Branche agiert damit auch weiterhin inflationsdämpfend im Sinne der Konsumenten”, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. 

Es gibt aber auch Gründe für vorsichtigen Optimismus: “Hinsichtlich der unternehmerischen Erwartungen für die kommenden Monate zeigte sich in den letzten Monaten eine positive Tendenz im Einzelhandel insgesamt, wobei sich diese auch in der jüngsten Befragung widerspiegelt”, so Studienautor Jürgen Bierbaumer, Senior Economist des WIFO.

Inflation im März bei 9,2 Prozent

Nachdem die Inflation zu Jahresbeginn noch bei über 11 Prozent lag, dürfte zumindest der Teuerungspeak nun überschritten sein. Für März hat die Statistik Austria gestern eine Inflationsrate von 9,2 Prozent ausgewiesen. Vor allem Lebensmittel haben sich im März 2023 weniger stark verteuert als im Februar, in der Gastronomie blieben die Preissteigerungen hingegen fast unverändert hoch. 

Wichtigster Inflationstreiber bleibt aber der Bereich Energie, Wasser, Wohnen mit durchschnittlich +14,1 Prozent. Das Preisniveau des Miniwarenkorbs, der einen wöchentlichen Einkauf abbildet und neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, stieg im Jahresvergleich um +5,9 Prozent.

Sparqoute mit 8,8 Prozent beinahe wieder vor Covid-19-Niveau

Nachdem die Sparquote 2022 mit 8,8 Prozent beinahe wieder auf das Niveau vor der COVID-19-Pandemie (2019: 8,6 Prozent; 2020: 13,3 Prozent) gesunken ist, wird im aktuellen Jahr mit einem weiteren Rückgang auf 8 Prozent gerechnet. Erst für 2024 wird dann wieder ein Anstieg der Sparquote auf 9,3 Prozent erwartet, ermöglicht durch eine deutliche Steigerung der realen Einkommen (+3,5 Prozent), die zudem eine kräftige Ausweitung der realen Konsumausgaben (+2,0 Prozent) ermöglicht. Der konjunkturelle Rückgang bremst im Jahr 2023 das Beschäftigungswachstum, auch die Arbeitslosigkeit wird vorübergehend leicht steigen.

Ab Mitte 2023 Konjunkturanstieg erwartet

Der globale Konjunkturabschwung erfasste im zweiten Halbjahr 2022 auch Österreich. Gemäß der aktuellen WIFO-Prognose dürfte die Wirtschaftsaktivität im ersten Halbjahr 2023 weiterhin gedämpft bleiben, aber ab Mitte 2023 wieder Fahrt aufnehmen. Für das Jahr 2023 geht das WIFO von einer wirtschaftlichen Stagnation (real +0,3 Prozent) aus, 2024 wird ein leichtes Wachstum von 1,8 Prozent erwartet. Nachdem die Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern 2022 stark eingeschränkt wurde, ist für 2023 wieder eine Ausweitung zu erwarten. Auch im Segment der nichtdauerhaften Konsumgüter und Dienstleistungen wird im aktuellen Jahr ein leichter Anstieg prognostiziert. 

“Die hohe Preisdynamik sowie die allgemeine Unsicherheit haben im ersten Quartal die Konsumnachfrage der privaten Haushalte sowie auch Investitionen gedämpft. Die Menschen brauchen noch ein paar Monate Zeit, bis sie wieder Vertrauen in die Zukunft entwickeln. Wir rechnen mit einer Stabilisierung der Konjunktur im zweiten Quartal und einer schrittweisen Belebung im Lauf des Jahres”, so der optimistische Ausblick von Handelssprecher Rainer Will.

(pi)

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