Trotz multipler Krisen, Inflation und Rezension: Die Österreichische Post will im Paketmarkt weiterwachsen. Digitalisierung und E-Commerce sind die Treiber des Paketgeschäfts. Daher werde weiter in die Logistikinfrastruktur, Logistikzentren, Zustellbasen und in die grüne Transformation investiert.
Eckpfeiler der Wachstumsstrategie sind die Internationalisierung und Digitalisierung von Prozessen entlang der Wertschöpfungskette. “Wenn wir angesichts eines schrumpfenden Briefgeschäfts im Inland ein wachsendes Unternehmen insgesamt bleiben wollen, müssen wir auch geografisch wachsen. Wir sind heute in zehn Ländern außerhalb Österreichs tätig, von Deutschland über die Slowakei bis nach Serbien und in die Türkei. In der Türkei halten wir 80 Prozent der Nummer 1 im Paketmarkt. Wir halten die Augen offen nach weiteren Wachstumsmöglichkeiten.”, betont Generaldirektor-Stellvertreter und Vorstand für Brief & Finanzen der Post, Walter Oblin.
Die zweite Stoßrichtung erfolgt entlang der Wertschöpfungskette. Rund um das Briefgeschäft werden Business Solutions bzw. Dokumentenmanagementprozesse weiter forciert. Die Post druckt bereits jeden fünften Brief in Österreich selbst, betreibt die größte Transaktionsdruckerei und bietet Unternehmen Lösungen im Output-Management an, wie zum Beispiel Druck oder digitale Zustellung als E-Brief. Im Incoming-Bereich können Kunden ihre gesamte Eingangspost-Digitalisierung outsourcen.
Digitale Lösungen im E-Commerce
Der Wandel der Österreichischen Post zu einem volldigitalisierten E-Commerce Dienstleister ist laut dem CFO im vollen Gange. Schon heute ist das Unternehmen im Paketgeschäft ein großer Anbieter für E-Commerce Fulfillment, betreibt Online-Shops und die Logistik dahinter von großen Drogeriemarktketten und größeren Händlern.
“Ein drittes Wachstumsfeld, an das wir glauben, betrifft den Ausbau der Finanzdienstleistungen. Dass eine Bank im Ökosystem einer Post einen prosperierenden Boden vorfindet, das sehen wir auch in anderen Ländern. Mit der bank99, der sicherlich größten Investition der letzten Jahre, wachsen wir sehr erfreulich. Wir haben inzwischen über 250.000 Kunden und im Geschäftsjahr 2022 eine Bilanzsumme von drei Milliarden Euro überschritten.”, so Oblin.
24/7 Dienstleistung und Kosteneffizenz als Erfolgskomponente
Befragt nach den wesentlichen Erfolgskomponenten im ständig härter werdenden Wettbewerb verweist Oblin auf die hohe Kundenorientierung der gelben Post, die Bereitschaft zur 24/7-Dienstleistung auch an Wochenenden und Feiertagen und das flächendeckende, dichte Netzwerk. Eine weitere Komponente sei die Kosteneffizienz, denn ein kompetitiver Markt bedeutet extremen Preisdruck und damit Kostendruck.
Nachhaltigkeit als Beitrag gegen den Klimawandel
Nachhaltigkeit ist schon seit 2011 ein zentraler Eckpfeiler der Post-Strategie. “Wir haben den klaren Anspruch, Vorreiter in der Logistik zu sein, wenn es um den CO2-Footprint geht. Das ist zunehmend ein Argument bei Versenderkunden wie bei Empfängerkunden, die Post als Dienstleister zu wählen, weil man weiß, dass das Paket in Händen eines Unternehmens ist, das Nachhaltigkeit ernst nimmt und einen Beitrag gegen den Klimawandel und zu einer lebenswerten Umwelt leistet.”
Oblin weiter: “Aber klar ist natürlich, es reicht nicht aus, nur CO2-neutral zu sein, der Anspruch muss sein, CO2-frei zu werden. Dafür haben wir eine Roadmap bis 2040, die aus drei Elementen besteht: Erzeugung und Einsatz von Grünstrom in den Gebäuden der Post, raus aus fossilen Heizungen, Umstellung der Zustellflotte auf E-Fahrzeuge und als letztes eine Lösung für den Lkw-Verkehr zwischen den Logistik-Standorten. Da ist aus technologischer Sicht noch nicht ganz klar, ob Wasserstoff oder E-Mobilität, und ob der Staat die adäquate Anschubfinanzierung bereitstellt.”
Inflation als Herausforderung
Dass die aktuelle Inflation auch eine große Herausforderung für die Post ist, erläutert der Post-Finanzvorstand anhand von zwei negativen Effekten. Zum einen verursacht der Preisauftrieb auch einen starken Auftrieb in der Kostenstruktur. “Für uns als Dienstleistungsunternehmen heißt das, 50 Prozent unserer Kosten sind Personalkosten.”
Umgekehrt dämpft die hohe Inflation auch das Konsumverhalten und damit natürlich auch die Paketmengen, die in den letzten zwölf Monaten etwas verhalten waren. Das steigert natürlich die Herausforderung, auf der Kostenseite noch disziplinierter zu sein und neue Einsparungsmöglichkeiten zu suchen und zu finden.
Generell kommt aber wohl kein Unternehmen daran vorbei, Kostensteigerungen in Form von Preismaßnahmen auf dem Markt weiterzugeben. “Wir versuchen das natürlich dosiert zu machen und unsere Kunden mitzunehmen, und wir wollen uns nicht aus dem Markt hinauspreisen und Kunden einen Anlass bieten, zum Wettbewerb zu gehen. Da ist Augenmaß geboten.”
(pi)