Deutlicher Zinsanstieg bei gebundenen Einlagen

Die EZB-Zinssatzstatistik der Oesterreichischen Nationalbank zeigt, dass die Zinsen für gebundene Einlagen privater Haushalte in Österreich im Juli 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 244 Basispunkte auf 2,85 Prozent gestiegen sind. Dieser Anstieg spiegelt sich sowohl in der Anlageentscheidung der Haushalte wider, wobei gebundene Einlagen stark zunahmen, als auch in den Kreditzinssätzen, die um 283 Basispunkte auf 5,03 Prozent angestiegen sind.

Die von der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) veröffentlichten Daten der EZB-Zinssatzstatistik zeigen einen zum Teil deutlichen Zinsanstieg für Sparguthaben in Österreich. Durchschnittlich waren neu abgeschlossene gebundene Einlagen privater Haushalte im Juli 2023 mit 2,85 Prozent verzinst und lagen damit um 244 Basispunkte über dem Vorjahresniveau. Bereits eine kurze Bindungsfrist wies deutlich höhere Zinsniveaus im Vergleich zu nicht gebundenen Produkten auf.

Damit wirkten sich die höheren Leit- bzw. Geldmarktzinssätze auf das Neugeschäft mit gebundenen Einlagen in vergleichbarem Ausmaß aus wie bei neu vergebenen Krediten (+283 Basispunkte). Bei täglich fälligen Einlagen (Juli 2023: 0,69 Prozent) nahmen die Zinssätze hingegen in weitaus geringerem Ausmaß zu.

Verzinsung neuer gebundener Einlagen privater Haushalte bei 2,85 Prozent

Im Umfeld der EZB-Leitzinserhöhungen seit Mitte des letzten Jahres stieg die durchschnittliche Verzinsung von neu abgeschlossenen gebundenen Einlagen privater Haushalte bei heimischen Banken in den vergangenen zwölf Monaten um 244 Basispunkte und lag im Juli 2023 bei 2,85 Prozent. Bei den Einlagenkonditionen zeigte sich, dass Kunden bereits bei kurzer Bindung stark von höheren Zinssätzen profitieren konnten und mit längeren Zinsbindungen nur geringfügig höhere Zinsaufschläge zu lukrieren waren.

Im Juli 2023 neu veranlagte, auf 3 bis 6 Monate gebundene Haushaltseinlagen wurden mit 2,72 Prozent verzinst, eine Bindung von über 2 Jahren brachte im Vergleich mit durchschnittlich 2,96 Prozent nur etwas mehr. Deutlich geringer fielen hingegen die Anstiege der Zinssätze täglich fälliger Einlagen aus. So lag der entsprechende Zinssatz im Juli 2023 bei 0,69 Prozent, was einem Anstieg um 63 Basispunkte im Vorjahresvergleich entspricht.

Anstieg EZB-Hauptrefinanzierungssatz auf vier Prozent

Insgesamt stiegen die Zinssätze für neue gebundene Einlagen in vergleichbarem Ausmaß wie die durchschnittlichen Kreditzinssätze im Neugeschäft mit privaten Haushalten an. Diese lagen für alle Kreditverwendungszwecke in Summe im Juli 2023 bei 5,03 Prozent und damit um 283 Basispunkte über dem Vorjahreswert. Im selben Zeitraum erhöhte sich der EZB-Hauptrefinanzierungssatz um 350 Basispunkte auf 4,0 Prozent. Inzwischen hat der EZB-Rat im August 2023 sowie im September 2023 weitere Anhebungen auf 4,25 Prozent bzw. 4,50 Prozent beschlossen.

Täglich fällige Einlagen minus sieben Prozent

Betrachtet man die Entwicklung des Einlagenvolumens privater Haushalte, so war der Einfluss der höheren Zinssätze auf die Anlageentscheidung der Haushalte bereits deutlich erkennbar. Während sich täglich fällige Einlagen im Vergleich zum Vorjahr mit minus 7,0 Prozent rückläufig entwickelten, stiegen gebundene Einlagen privater Haushalte im Vorjahresvergleich um 18,6 Prozent deutlich an.

Trotzdem war das Volumen von täglich fälligen Einlagen privater Haushalte am aktuellen Rand mit rund 199 Milliarden Euro noch immer mehr als doppelt so hoch wie jenes gebundener Einlagen (96,4 Milliarden Euro). Auch bei Betrachtung des Neugeschäftsvolumens zeigt sich die aktuell starke Nachfrage nach gebundenen Einlagen. So wurden im Jahr 2023 bis einschließlich Juli mit insgesamt rund 27,8 Milliarden Euro schon mehr als doppelt so viele Einlagen gebunden veranlagt als im gesamten Jahr 2022 (12,5 Milliarden Euro).

Girokonten dienen dem Zahlungsverkehr und sich keine Veranlagungsprodukte

„Durchschnittlich sind die Zinssätze für neu abgeschlossene gebundene Einlagen privater Haushalte in den letzten 12 Monaten um 2,44 Prozentpunkte gestiegen – somit in vergleichbarem Ausmaß wie die Kreditzinssätze in diesem Zeitraum mit 2,83 Prozentpunkten“, fasst Vize-Gouverneur Gottfried Haber zusammen. „Im aktuellen Finanzmarktumfeld mit wieder höheren Zinsniveaus ist es wichtig zu wissen, dass Girokonten generell keine Veranlagungsprodukte sind, sondern dem Zahlungsverkehr dienen. Und bei Spareinlagen können derzeit schon relativ kurze Bindungsfristen von 3 bis 6 Monaten deutlich bessere Zinssätze bringen als täglich fällige Spareinlagen.“

(pi)

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