Arbeitsmodell New Work in Österreich

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Seit einigen Jahren macht sich ein starker Wandel in der Arbeitswelt bemerkbar. Jobsharing, Home Office und Agiles Arbeiten sind längst keine unbekannten Begriffe mehr. Eine Untersuchung von Stepstone zeigt, inwieweit New Work in Österreich angelangt ist.

Auf dem Arbeitsmarkt ist ein klarer Trend in Richtung Veränderung bemerkbar. Klassische Strukturen verändern sich und entwickeln sich hin zu flexiblen Arbeitszeiten und einer selbstständigeren Arbeitsweise – ein Wandel, der Arbeit und Freizeit immer enger miteinander kombiniert. New Work bezeichnet Ansätze wie Agilität, Führung auf Augenhöhe und Work-Life-Balance, die mehr Motivation der Arbeitnehmer sowie einem höherem Unternehmensumsatz als Ziel haben. Um herauszufinden, wie weit in der österreichischen Arbeitswelt dieser Wandel verbreitet ist, hat das Marktforschungsagentur index Research im Auftrag der Job-Plattform StepStone 1,4 Millionen Stellenanzeigen untersucht, die im Jahr 2019 und im Jahr 2022 kommerziell geschaltet wurden.

New Work in Stellenanzeigen – Vergleich 2019 und 2022. ©StepStone

Flache Hierarchien

Flache Hierarchien setzen auf Eigenverantwortung, Einbeziehung und Mitgestaltung in Entscheidungsprozessen im Unternehmen. Mit diesen neuen Organisationsformen haben Personalverantwortliche in knapp 44.000 Stellenanzeigen auf sich aufmerksam gemacht, was einer Verdoppelung gegenüber 2019 entspricht. Vorreiter sind hier wieder IT-Unternehmen mit 7.300 Stellen sowie Arbeitsplätze in technischen Berufen mit 7.000 Stellen. Ärzte und Pflegepersonal treffen sehr selten auf flache Hierarchien: 2022 werden nur in 174 bzw. 237 Stellenanzeigen flache Hierarchien erwähnt. 

Erhöhung der Arbeitszeitflexibilität

Charakteristisch für New Work ist die freie Arbeitszeitgestaltung, die eine bessere Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf ermöglicht. Die Erwähnung der Stichwörter „Arbeitszeitkonten“, „Vertrauensarbeit“ oder „Gleitzeit“ in Stellenanzeigen stieg von rund 9.300 auf 26.500 Inserate, eine Zunahme von 185 Prozent zwischen 2019 und 2022. Trotzdem sind das nur rund 3 Prozent der gesamten untersuchten Stellenanzeigen. Für den StepStone-Jobreport 2023 wurden 2000 Beschäftigte in Teilzeit und Vollzeit zu ihrer Arbeitssituation befragt und von ihnen geben 16 Prozent an, sich ihre Zeit komplett frei einteilen zu können und weitere 43 Prozent können innerhalb eines definierten Rahmens z.B. (Gleitzeit) frei entscheiden. Vollzeitangestellte sind deutlich freier (46 Prozent können innerhalb eines Rahmens frei entscheiden) als Teilzeitangestellte, unter denen nur 35 Prozent flexibel entscheiden können, wann sie ihre Arbeit erledigen. 

Die Möglichkeit von Sabbaticals oder einer Bildungskarenz wurden 2022 am gesamten Stellenmarkt in rund 9.200 Anzeigen angeboten. Das entspricht einem Anstieg von nur 0,4 Prozent in Vergleich zu 2019.  Führend beim Thema Flexibilität ist die IT-Branche. Die freie Zeiteinteilung wurde in knapp 5.000 Stellenanzeigen für IT-Berufe angeboten. Das ist ein Anstieg von 151 Prozent im Vergleich zu 2019. Sabbaticals oder Bildungskarenzen in rund 1.600 IT-Anzeigen genannt. Auch weit vorne sowohl bei flexibler Arbeitszeit als auch beim Thema Sabbaticals sind die technischen Ausbildungsberufe und der Verkauf.

Wunsch nach HomeOffice

Der Wunsch nach Homeoffice bleibt stabil auf einem hohen Niveau. Nur etwa jeder Fünfte möchte demnach auf Homeoffice verzichten. Unter jenen, die ein hybrides Modell bevorzugen, wünscht sich etwa jeder Dritte bis zu einem Drittel der Arbeitszeit im Homeoffice zu verrichten. Knapp die Hälfte der Befragten würde gerne 30-60 Prozent ihrer Tätigkeit remote erledigen. Rund 15 Prozent möchten zwei Drittel oder mehr ihrer Arbeit im Homeoffice arbeiten. 

Jobsharing

Eines wird durch die Untersuchung deutlich erkennbar: die Teilzeitbeschäftigung wird für Arbeitnehmer immer interessanter und als das Ideal angesehen. Wenn die Befragten frei wählen könnten, würden sich nur 35 Prozent von ihnen für eine Vollzeitanstellung entscheiden.

34 Prozent würden sich für eine starke Teilzeit entscheiden, also 26-37 Stunden. Schlechtere Karrierechancen in der Teilzeitanstellung wurde im Rahmen der Studie von 42 Prozent der Befragten als Grund angegeben, Vollzeit arbeiten zu wollen. Doch was, wenn beides ginge? Karriere in Teilzeitarbeit. Eine Möglichkeit, Karrieremöglichkeiten in Teilzeit anzubieten, stellt das sogenannte Topsharing dar, ein Modell des Jobsharings, bei dem sich zwei Führungskräfte eine Managementposition teilen. 

Immer noch setzen wenige Firmen auf innovative Konzepte wie Jobsharing. Im Jahr 2022 wurden von insgesamt 830.000 untersuchten Stellenanzeigen in nur 99 Anzeigen Jobsharing angeboten. Aber immerhin: ein Wachstum von 370 Prozent im Vergleich zu 2019. Das spricht dafür, dass sich dieses Konzept in den kommenden Jahren noch viel stärker durchsetzen könnte.

Arbeit 4.0. und agiles Arbeiten

New Work steht nicht nur für freie Zeitgestaltung und eine Kultur der flachen Hierarchien und Mitgestaltung am Arbeitsplatz. Zu diesem Trend gehören auch die mit der Arbeit 4.0 verbundenen Konzepte wie Desksharing, Agilität, Mitgestaltungsformen wie Open Innovations oder Barcamps, aber auch eine Bürogestaltung mit Relax-Areas oder Yoga am Arbeitsplatz deuten auf eine neue Arbeitskultur hin. 2019 wurde mindestens eines dieser Begrifflichkeiten in 2.200 Stellenanzeigen verwendet. 2022 bereits in 5.300 Anzeigen.

In rund 9.000 Stellenanzeigen wurden agile Methoden wie Design Thinking, Scrum, Kanban und Prototyping genannt. Die Häufigkeit, in der diese Methoden erwähnt werden, ist aber nu um 6,5 Prozent angestiegen.  

Wien und Oberösterreich österreichischer Vorreiter in New Work

Flexible Arbeitszeiten sind in Wien und Oberösterreich am stärksten verbreitet.
Auszeiten hingegen werden in Oberösterreich am häufigsten angeboten (2.900 Stellenanzeigen 2019 und 3.500 im Jahr 2022). Agile Methoden und flache Hierarchien sind in Wien besonders beliebt. In 5.800 Stellenanzeigen werden agile Methoden erwähnt. Flache Hierarchien werden in 15.600 Anzeigen genannt (ein Wachstum von 29,5 Prozent im Vergleich zu 2019). In beiden Trends belegt Oberösterreich den zweiten Platz. 

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